Im Jahre 2003 fand das Rock Hard Festival zum ersten Mal statt und war damals anlässlich des 20-jährigen Jubiläums des bekannten Metalmagazins eigentlich nur als einmaliger Event geplant. Der enorme Erfolg veranlasste die Postille aber dazu, das Festival auch in den folgenden Jahren stets an Pfingsten zu veranstalten. Mittlerweile hat es sich fest etabliert und dürfte mittlerweile sogar zu den beliebtesten Festivals in ganz Deutschland zählen: Besucher, Presse und Bands loben die tadellose Organisation, die freundliche Security, die Atmosphäre und die Location: Im Amphitheater in Gelsenkirchen hat man fast von überall eine gute Sicht und guten Sound; hinzu kommt eine malerische Kulisse mit Blick auf den Rhein-Herne-Kanal, auf dessen gegenüber liegendem Ufer sich jedes Jahr auch gerne ein paar Hartwurst-Fanatiker, die sich kein Ticket leisten konnten oder keines mehr abbekommen haben, mit Campingstühlen postieren, um dem Spektakel wenigstens lauschend beizuwohnen.
Dass nur eine Bühne vorhanden ist, unterstreicht den Underground-Charakter und sorgt zudem dafür, dass man nicht befürchten muss, zwei favorisierte Kapellen könnten sich möglicherweise überschneiden. Außerdem werden so auch keine Bands mit 20-minütigen Kurzauftritten abgekanzelt, die nun wirklich niemandem etwas bringen.
In erster Linie dürfte das RHF in den letzten Jahren vor allem Fans von klassischem Heavy Metal angesprochen haben. Daran hat sich, wie man anhand des Billings erkennt, auch anno 2011 nicht viel geändert: Mit Metal Inquisitor und Atlantean Kodex hat man zwei im Untergrund verwurzelte Combos geholt, die maßgeblich dazu beigetragen haben, dass sich NWOBHM-lastiger Sound in den letzten Jahren wieder äußerst großer Beliebtheit erfreut und das (durchaus nicht ganz unberechtigte) Gejammer, die Szene sei, wenn schon nicht tot, so doch zumindest in besorgniserregendem Zustand, vorerst verstummt ist.
Traditionell ausgerichtet sind auch die drei schwedischen Bands In Solitude, Enforcer (die beide als ganz heiße Newcomer gehandelt werden) und Bullet, die bereits vor zwei Jahren mächtig abräumten und auch dieses Mal mit ihren zwar simplen aber effektiven Songs garantiert wieder für Fäusteschütteln und gereckte Pommesgabeln sorgen werden.
Etwas härter und schneller geht es hingegen bei den alten Thrash-Haudegen von Overkill zur Sache, die nach 2005 ebenfalls bereits zum zweiten Mal im Amphitheater gastieren, sowie bei Contradiction, die schon seit zwei Dekaden aktiv sind, vielen jedoch wohl trotzdem nicht unbedingt ein Begriff sein dürften – dies kann sich bald ändern, wurden die Deutschen doch als Festival-Opener und somit Einheizer gebucht.
Für noch heftigere Töne dürften indes Postmortem, Disbelief, Dreamshade und Morgoth sorgen, die allesamt auf ihre Weise dem Death Metal frönen: Erstgenannte kommen mit Thrash-Schlagseite daher und sind für ihren (selbst)ironischen Humor bekannt, Dreamshade mögen es gerne etwas melodischer, Disbelief waren schon immer sehr eigenständig und irgendwie anders als alle anderen Todesblei-Formationen und auch Morgoth jonglierten in der Vergangenheit gerne mal mit genrefremden Einflüssen, auch wenn das nicht jedem gefiel. Letztere haben sich nach 13 Jahren wieder zusammengefunden; es dürfte daher eine Menge Leute geben, die speziell dieser Show voller Vorfreude entgegenfiebern. Ebenso mit Spannung erwartet werden dürften die Holländer Vanderbuyst, deren Gitarrist Willem Verbuyst früher mal mit The Devil’s Blood-Klampfer SL bei Powervice zockte und deren erstes, selbstbetiteltes Album wie eine Bombe einschlug – man darf sich auf ein Hard-Rock-Feuerwerk erster Güte einstellen, wenn diese Combo das Amphitheater rockt!
Mit von der Partie sind außerdem die Chilenen Procession, die mit ihrem Doom Metal vor allem Fans langsamerer und schwermütigerer Klänge ansprechen dürften, die Power Metaller Vicious Rumors; Anacrusis, die nach langer Pause auch erst seit zwei Jahren wieder zusammen spielen und auf ganz eigene Art Prog Metal zelebrieren, sowie Epica, die als einzige female-fronted Band etwas aus dem Rahmen fallen. Des Weiteren darf man sich auf den Auftritt der Iren Primordial freuen, die in den nächsten Tagen ihr neuestes Werk „Redemption At The Puritan’s Hand“ veröffentlichen werden, den Nachfolger des völlig zu Recht hochgelobten „To The Nameless Dead“ von 2007. Die Pagan Metaller werden also mit brandneuem Material am Start sein, das ihre Anhänger bis Juni wohl schon eifrig studiert haben werden, um gut gerüstet zu sein.
Ähnliches gilt für Amorphis, die ihre neue Scheibe „The Beginning Of Times“ Anfang Juni unters Volk bringen wollen und denen so gleich die Gelegenheit geboten wird, praktisch unmittelbar nach dem Release-Termin neue Songs live vorzustellen. Das neueste Enslaved-Meisterwerk „Axioma Ethica Odini“ erschien dagegen bereits im letzten September und zweifellos werden dessen Songs genauso abgefeiert werden, wie älteres Material, gelten die Norweger doch als exzellente Liveband mit einzigartiger Atmosphäre.
Besonders in sich haben es natürlich vor allem die drei Headliner, die stilistisch unterschiedlicher nicht sein könnten, damit aber den Anspruch des RHF, bei aller Tradition auch genügend Abwechslung zu bieten, nur unterstreichen: Triptykon, bekanntermaßen so etwas wie die Nachfolgeband von Celtic Frost, spielen am Freitagabend und stehen für schleppenden, schwermütigen Metal, der wegen seiner Kompromisslosigkeit und seiner Schwärze fasziniert und in dieser Form von keinem anderen als Tom Gabriel Fischer zum Besten gegeben werden kann. Iced Earth, die am Samstag als letzte Formation die Bretter betreten, bieten Power Metal US-amerikanischer Art und spielen im Amphitheater eine ihrer letzten Shows mit Ausnahmesänger Matt Barlow - ein weiterer Grund, sich diese Band nicht entgehen zu lassen. Die Allstar-Truppe Down schließlich spielt eine eigenwillige Mixtur aus Metal, Sludge und Southern Rock und ließ sich lange bitten: Immerhin drei Jahre bemühte sich das Rock Hard nach eigenen Angaben, das Quintett zu verpflichten. Nun, da es endlich geklappt hat, dürfte die Erwartungshaltung umso größer sein.
Bleibt zu hoffen, dass das erneut hochklassige Line-Up auch dieses Mal wieder von drei Tage lang andauerndem, strahlenden Sonnenschein gekrönt wird!
Hier noch einmal die Running Order (genaue Zeitangaben werden erst später bekannt gegeben):
Freitag, 10. Juni:
Triptykon
Enslaved
Primordial
Postmortem
Procession
Contradiction
Samstag, 11. Juni:
Iced Earth
Amorphis
Morgoth
Bullet
Epica
Disbelief
In Solitude
Dreamshade
Sonntag, 12. Juni:
Down
Overkill
Vicious Rumors
Anacrusis
Metal Inquisitor
Atlantean Kodex
Enforcer
Vanderbuyst
Weitere wichtige Informationen auf einen Blick:
Datum: 10. – 12. Juni 2011
Ort: Gelsenkirchen, Amphitheater
Preise: Festivalticket 65 € zzgl. 10 % VVK-Gebühr, Campingticket 15 € zzgl. VVK-Gebühr