Seit „The Walking Dead“ zuerst in Amerika und dann auch in Deutschland die Bildschirme eroberte, ist mit Zombies allerorten ordentlich Geld zu machen und auch gemacht worden. Zahllose Bücher, Filme, Serien und was man sonst noch alles fabrizieren kann wurden unters bereitwillig zahlende Volk geworfen – mittlerweile hat die Faszination ein bisschen an Aufwind verloren und es ist ruhiger geworden um unsere untoten Freunde.
Dass George A. Romero bereits Ende der Sechziger mit „Night Of The Living Dead“ das Zombiegenre geprägt hat, interessiert auch heute noch Filmemacher und Autoren weltweit. Dass Zombies mittlerweile weit breiter aufgestellt sind als bei ihrem erstmaligen Ausstieg aus dem feuchten Grab, ist unser Glück – sonst gäbe es großartige Anthologien wie das vorliegende „The New Dead“ womöglich gar nicht. Einsam und versteckt in einem leicht angestaubten Regalabteil eines schwäbischen Comicbuchladens gelagert, konnten zuerst die Namen einiger Autoren, die Kurzgeschichten zu diesem Buch beigesteuert haben, die Aufmerksamkeit erregen – kennt man doch vor allem Max Brooks (Sohn von Humorveteran Mel Brooks) mittlerweile insbesondere durch seinen „Zombie Survival Guide“ und seine Buchvorlage zum mit Brad Pitt gar nicht mal schlecht verfilmten „World War Z“. Dass mit Stephen Kings Sohn Joe Hill ein weiterer inzwischen recht bekannter Autor seinen Namen für „The New Dead“ herzugeben bereit war, machte einen Kauf eigentlich unabwendbar.
Bereits 2010 brachte St. Martin’s Press das gute Stück auf Englisch sowohl als Printausgabe als auch im e-Format heraus, zusammengestellt wurden die Geschichten von Christopher Golden, der bereits einige „Hellboy“-Geschichten verfasste sowie einige Klassiker ins Reich der Untoten und Monster verlegte, darunter „Bloodstained Oz“ und „Baltimore, Or The Steadfast Tin Soldier And The Vampire“. Der Mann weiß also, wie eine gute Zombiestory zu klingen hat.
Wer jetzt denkt, „The New Dead“ wären 469 Seiten mit Gemetzel und Gedärmen, der könnte kaum weiter von der Wahrheit entfernt sein. Gestartet wird mit dem klassischen Untoten schlechthin („Lazarus“ von John Connolly). Natürlich wird auch die zwielichtige Szene der Zombie-Prostitution näher beleuchtet („Maisie“ von David Liss), während sich Brian Keene in „Der Wind ruft Mary“ tatsächlich recht romantisch mit dem Thema befasst, ohne natürlich eine makabere Pointe auszulassen.
Ausnahmsweise wurde auch der Frauenquote Genüge getan: Kelley Armstrong, die sich sonst mit der „Women Of The Otherworld“-Serie eher dem Fantasygenre widmet, untersucht in „Zum Leben verurteilt“, wie das Untotsein auch reichen Menschen zum Verhängnis werden kann, während Holly Newstein sich eher dem Voodoo, aus dem der klassische Zombie-Begriff stammt, hingibt. Zu guter Letzt twittert Joe Hill aus dem „Zirkus der Toten“ und verknüpft so moderne Social Media mit den wandelnden Toten.
So ziemlich jeder Fan von Fantasy, Zombies, Science-Fiction oder Horror dürfte zumindest eine Handvoll Geschichten in dieser Anthologie finden, die ihn nicht mehr loslassen wird und die es sich definitiv lohnt, auch mehrmals zu lesen. Selten wurden verschiedene Blickwinkel auf das Zombie-Thema so umfassend zusammengetragen wie in „The New Dead“.