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Synasthasia: Ruhe! Aufnahme läuft!

Duisburger nehmen CD im eigenen Proberaum auf

Schalli "in action"

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„Na klar, komm vorbei, du musst nur durch das Steintor durch und wenn du die Bikini-Girls siehst, dann biste richtig“, so die Wegbeschreibung zum Synasthasia-Proberaum, der auch zugleich Aufnahmetempel für die neue Scheibe darstellt, die für 2012 eingeplant ist. Bisher haben sich da auch schon drei Longplayer in der Diskographie eingenistet – das Debüt „Land Of Lores“ aus dem Jahre 2003, damals noch mit Dennis Schunke hinter dem Mikrofon, der Synasthasia allerdings in Richtung Van Canto verließ, dem selbst betitelten Zweitwerk „Synasthasia“ (2007, mit Brian Hollyhomes als Shouter) und dem dritten Full-Length-Scheibchen „Instructed By The Devil“ von 2010. Seit 2008 gestaltet sich dann auch das Line-Up richtig konstant und zum zweiten Mal nach der „Instructed By The Devil“-Scheiblette wird Jochen Kinner mit seinen Stimmbändern das neue Werk veredeln, wobei er von Gitarrist Dennis Marschallik durch derbe Vocals nachhaltig unterstützt wird. Bassist Martin Jun bedient bei Synasthasia schon seit dem Bandgründungsjahr 1998 den Tieftöner, der zweite Saitenhexer Christian Bruckschen feierte letztes Jahr sein zehnjähriges Bandjubiläum und Schlagwerker Dominik Timm ist nun auch schon drei Jahre dabei. Zuerst galt es, im Proberaum einen Überblick zu gewinnen – aber nichts mit verschimmelten Bierflaschen, überquellenden Aschenbechern, lediglich ein paar bunte Bildchen gut bestückter Weiblichkeiten und natürlich die in einem Regal vorbildlich verstauten Instrumente sowie sonstige Utensilien wiesen auf den Proberaum einer Metalband hin. Die Duisburger Power Metaller entsprachen so also gar nicht dem üblichen Klischee einer verwanzten Band mit dazugehöriger muffelnder Kaschemme – ein kleine Theke im Eingangsbereich sowie einer größeren, Schall gedämpften Kabine mit dem Aufnahmeaccessoires luden zum Verweilen ein. Natürlich sind Synasthasia auch nach mittlerweile dreizehn Jahren dem Underground zuzuordnen, worum sich dann auch die erste Diskussion entspann. Alle waren der Meinung, dass es schade ist, dass sich sogar kleine Magazine allzu häufig dem Underground wenig verpflichtet fühlen.

Schalli: Das ist total übel, wir werden auch wieder vermehrt Eigeninitiative mit reinbringen, Promos verteilen usw. Magazinmäßig geht da echt gar nichts! Es wird halt nur über die Standardbands berichtet, als wenn nur die gute Alben heraus brächten.

Leider ist es so, dass bei den ganzen Veröffentlichungen, die den Markt so überschwemmen, nur selten wirklich gute Alben dabei herausspringen – vieles bleibt häufig im Mittelmaß stecken, wodurch engagierte Undergroundkapellen wie Synastasia nur wenige Chancen bekommen. Dabei haben sie sich gerade im Duisburger Raum ein beachtliches Following erspielt – bester Beweis waren da immer die Auftritte beim Rage Against Racism, wenn Hunderte Fans zusammen mit der Band feierten. Doch wie so viele andere Bands auch: Kaum geht es einmal über die Stadtgrenzen hinaus, da versiegt auch schnell der Bekanntheitsgrad und so auch der Zustrom zu den Gigs. Beim letzten Album hatten sie sich mit dem Teufel verbündet. Nun musste geklärt werden, ob denn die Allianz auf fruchtbaren Boden weiter reifen konnte und welche Neuerungen Synasthasia für die neue Scheibe angedacht haben.

Schalli: Ja, mal gucken, was dabei herauskommt, Inspiration ist schwierig. Ich geh' mal kacken und dann schau ich, was dabei herauskommt. Wir haben ein bisschen mehr oder weniger bei den Reviews angesetzt. Wir sind regelmäßig als Band beschrieben worden, die nicht genau weiß, wo sie hin will. Aber wir haben Bock auf alle möglichen Metalstile und dass ist dann auch unser gewisses Trademark. So hauen wir dann die Mucke heraus, die uns gefällt.

Wie fast alle anderen Bands auch wurden Synasthasia mit anderen Gruppen wie z.B. Into Eternity verglichen, was dann die Jungs letztendlich dazu bewegte, die neue Scheibe auf den Titel „Style Collector“ zu taufen. Damit wollen sie natürlich auch etwas provokativ auf die ganzen Rückmeldungen antworten, doch wer die Duisburger kennt, weiß, dass sie niemanden anfeinden wollen, sondern eine gehörige Portion Humor intus haben. Zu den Trademarks gehören aber auch die unterschiedlichen Gesangstile – Jochen ist für den cleanen Gesang zuständig, während Schalli als Brüllwürfel unterwegs ist.

Schalli: Wir mögen auch Bands wie Testament, Forbidden und die anderen guten alten Schinken. Es war gar nicht beabsichtigt, irgendwelche Core-Elemente reinzubringen. Das liegt einfach an meiner Brüllstimme. Wir versuchen jetzt, bei der neuen Platte darauf zu achten, nicht mehr so im Core-Bereich aufzutauchen, sondern meine Vocals werden etwas tiefer angesetzt, mehr so im Melodic-Death-Bereich.

Damit haben Fans natürlich schon den nächsten Fingerzeig, denn allzu viel wird sich also bei Synasthasia nicht ändern. Allerdings haben sich die Duisburger schon den Kritiken gestellt und basteln an einer leichten Kurskorrektur. Live gehören sie eindeutig zu den Spaßbands und Party gehört immer dazu. Doch die Band kann natürlich auch extrem diszipliniert arbeiten und hat die Instrumente für die Platte in sechs Tagen eingetrümmert. Zu lange wollten sie sich auch mit dem Folgealbum nicht Zeit lassen, damit man nicht immer wieder von vorne anfangen muss, sondern auch noch vom Antrieb des Vorgängers profitieren kann. Aber als Partyclowns gehen sie nun auch nicht durch, wie die Texte belegen.

Schalli: „In Beer We Trust“ war natürlich eine Scheißhausidee, da geht live die Post ab und auch bei den Kritiken enterte dieser Song reichlich Beifall. Wir wollen jetzt nicht bewusst intellektuell rüberkommen, aber unsere Texte auf der neuen Platte sind etwas ernster angelegt. Man hat halt immer wieder mit menschlichen Abgründen zu tun und das verarbeiteten wir in den Texten.

Live sind Synasthasia dabei in der letzten Zeit mehrere Schritte nach hinten gegangen, weil die neue Platte absolut im Fokus stand. Nicht nur die Aufnahmen selbst liegen in Bandhand, sondern auch Design, Werbung usw. muss geregelt werden. Auch die Labelfrage – aktuell Sound Guerilla – muss noch geklärt werden, wobei sie gerne dort bleiben würden, weil sie alles eingehalten haben, was auch abgesprochen war – das ist bei der heutigen Abzockmentalität auch nicht immer selbstverständlich. Ganze zwölf neue Tracks haben sich Synasthasia ausgedacht, die als Arbeitstitel so heißen: „Beyond The Flames”, „The Hidden”, „Cave Of The Deceased”, „Take Away My Soul”, „Awaking”, „Falling”, „The Saints”, „The Soul Collector,” „Heaven Shall Burn”, „Out Of This World” und „Dead From Inside”, wobei Nummero zwölf „The Ride” als Bonus angedacht ist. Um sie demnächst auch live vorzustellen, will sich die Band auf die Suche nach einer Booking-Agentur machen, damit in Zukunft vielleicht ein paar größere Konzerte dabei herausspringen. Ärgerlich ist aber allemal, dass z.B. einen Tag nach dem Release der letzten CD das Dingen schon via Downloadportale im Netz stand. Auch wenn man sich mit einem kleinen Werbeeffekt durch solche Aktionen tröstet, so bleibt unter dem Strich für die Band eigentlich nichts übrig – Fans kaufen sich die CDs auf den Konzerten nicht, weil sie den Silberling schon gesaugt hatten. Mehr Werbung springt da eher durch soziale Netzwerke heraus, wenn da nicht der Gruschelfaktor doch arg nervig wäre. Bei der anschließenden Listeningsession der „Rohversionen“, die schon da mit einem amtlichen Sound aufwarten konnten und noch keine Vocals hatten, wurde schnell deutlich, dass sich Synasthasia ihrem Stil recht treu bleiben – powermetallisch wird nach vorn geprescht, harmonische Soli duellieren sich mit dem Schlagzeug – es stehen im Hause Synasthasia die Zeichen auf Sturm.

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