Normalerweise starte ich das Review zu einem e-Book immer gerne mit einer Debatte mit mir selbst, warum e-Books Mist sind. Da mittlerweile meine Meinung hinreichend bekannt sein dürfte, kommen wir hier gleich zum Wesentlichen: Bei „Swords Of Steel II“ handelt es sich nämlich um den zweiten Teil eines recht coolen Konzeptes – Heavy-Metal-Musiker steuern Kurzgeschichten oder Gedichte bei, die dann zu einer recht klassisch aufgemachten Anthologie zusammengefasst werden. Genremäßig wird hier natürlich vor allem Fantasy und Horror behandelt, der erste Teil erschien bereits letztes Jahr als Paperback. Beide Bücher sind für jeweils zehn Dollar im Internetshop von DMR Books zu haben. Des Englischen mächtig sein sollte man schon, um in die phantastischen Welten einzutauchen, denn keines der beiden Bücher ist bisher auf Deutsch erschienen.
Die meisten Autoren respektive Musiker dürften nur eingefleischten Fans bekannt sein, allerdings haben sich auch Mitglieder von Manilla Road und Virgin Steele dem illustren Autorenkreis angeschlossen, um ein bisschen Magie zu versprühen. Ein spezielles Plätzchen ist Vollzeit-Schreiberling David C. Smith vorbehalten, der unter anderem mit den „Red Sonja“-Romanen seine Brötchen verdient hat (und vermutlich immer noch recht gut von den Einnahmen zehren kann).
Wenn man sich das jetzt so vorstellt – ein Heavy-Metal-Album quasi in Buchform – kann man schon von jeder Menge Pathos aufgehen. Da ergehen sich die Autoren teilweise über eine halbe Seite darüber, wie geil aufgemacht die Rüstungen der Kämpfer sind und wie groß ihre Waffen; da kann man schon mal zum Weiterblättern genötigt werden. Da schießt schon das Vorwort von Virgin Steele-Fronter David DeFeis in die „brothers and sisters“-Kerbe – ist aber auch irgendwie klar, denn genau wie die Metalgemeinde ist die Fantasy-Community eine Art eingeschworene Gemeinschaft mit eigenen Regeln und Symbolen.
Natürlich gibt es auch positive Überraschungen auf den 182 elektronischen Seiten: Cauldron Born-Gitarrist Howie K. Bentley beispielweise steuert mit „The Sword Of Shaitan“ ein Gedicht bei, in dem die Menschheit durch eine Ghoul-Apocalypse heimgesucht wird – „The Living plead for mercy as the dead shed their skin” – plastischer geht’s kaum. Mike Scalzi, Gitarrist und Sänger der bereits seit 1990 agierenden Heavy Metaller The Lord Weird Slough Fed (und Philosophie-Lehrer am Diablo Valley College, wie passend!) begibt sich mit „That Than Which There Can Be No More Terrible“ auf das ganz und gar weltliche Terrain einer Universität, um die Existenz Gottes zu diskutieren (sehr anschaulich erklärt mit einem Eishörnchen, auf Grundlage der Ausführungen vom heiligen Anselm von Canterbury - da muss man erst mal drauf kommen, Philosophie, Theologie und Eiscreme in einem). Wem sich beim Lesen der Geschichte die Gehirnwindungen verdrehen, dem sei gesagt: Das Ende entschädigt für alles.
„At The Crossroads: Swords, Sorcery And Heavy Metal“ stellt einen von David C. Smith geschriebenen Essay dar, der bisher nur in einer französischen Anthologie erschienen war und in “Swords Of Stell II” zum ersten Mal auf Englisch veröffentlich wurde. Der Essay startet mit einem „Conan“-Zitat und befasst sich mit der Faszination von Fantasy- und Abenteuer-Geschichten – eben dem „sword-and-sorcery“-Genre – und den Gemeinsamkeiten zwischen diesem Literaturgenre und Heavy Metal. Da werden dann neben Manilla Road und Amon Amarth auch schon mal Manowar zitiert – wer wäre auch besser geeignet, wenn es um betont männliche Protagonisten geht?
Mit insgesamt zwei Gedichten, einem Essay und acht Stories plus dem Vorwort sind die 182 Seiten der zweiten „Swords Of Steel“-Ausgabe gut gefüllt. Für Metalfans ebenso wie für Fantasyjünger dürften einige kurzweilige Geschichten dabei sein, optisch passt das Cover ebenfalls gut dazu. Als zusätzliche Infoquelle steht am Ende jeder Geschichte ein kleiner Text über den jeweiligen Autor und wie dieser sich dem Fantasy-Genre verbunden fühlt. Beide Teile wurden als Paperpacks gleich mal von der Schreiberin bestellt, stellt die Reihe, die hoffentlich noch weitergeführt wird, doch sicherlich ein (inhaltliches) Highlight in jeder gut sortierten Fantasy- oder Horror-Sammlung dar.
Veröffentlichung: 27. Februar 2016Fantasy/HorrorDMR Books182 Seiten