„Lasterhafte Balladen: Mozart liest François Villon begleitet durch Schlagwerk von Migge Schwarz“ - dieser recht lange Titel sagt eigentlich schon alles, was es über dieses Album, oder besser gesagt diese CD zu wissen gibt. Es handelt sich nicht um eine musikalische Interpretation der Werke eines der bedeutensten Dichter des französischen Spätmittelalters, sondern es ist eine Lesung, die lediglich durch – elektronische wie handgemachte – Percussion-Klänge untermalt ist.
Doch für jemanden, der Mozart von Umbra Et Imago kennt, sollte klar sein, dass diese Lesung keineswegs einem normalen Vorlesen dieser Gedichte beziehungsweise Balladen besteht, sondern diese sehr geladen und dem Inhalt der Gedichte durchaus angemessen rezitiert werden. Wer es noch nicht gehört hat, dem kann man die bedeutungsschwere Ausdrucksweise von Mozart schwer beschreiben; wenn ich allerdings einen Vergleich ziehen müsste, würde ich die vor einiger Zeit im Fernsehen ausgestrahlte Hornbach-Werbestaffel „Blixa Bargeld liest Hornbach“ anführen. In ähnlicher Weise wie Blixa den Hornbachkatalog rezitiert, fällt auch die Vertonung von Altmeister Villons Werken aus – nur dass hier der ausgelöste komödiantische Effekt größtenteils ausbleibt, da die Balladen diesen Tonfall doch mehr verdienen als die Eigenschaften von Baumaterialien.
Die Schlagwerk-Begleitung durch Migge Schwarz fällt von Ballade zu Ballade sehr verschieden aus: Mal wird lediglich ein normales Schlagzeug- und Percussionset verwendet, mal werden elektronische Percussionsynthesizer hinzugezogen – und manchmal, etwa bei „Eine verliebte Ballade für ein Mädchen namens Yssabeau“, die Folk-Fans dank der Phrase „Ich bin so wild nach deinem Erdbeermund“ in Bearbeitungen bekannt sein dürfte, ist Mozart ganz auf sich allein gestellt.
Über die Qualität der übersetzten Texte von François Villon braucht man an dieser Stelle, dank der literaturhistorischen Stellung dieses Herrn, wohl nicht sprechen. Die Umsetzung an sich ist durch Mozarts Stimme und seinen Vortragsstil durchaus gelungen, er passt sich sehr gut den Thematiken der verschiedenen Balladen an. Ob eine Percussionbegleitung Sinn macht oder nicht, ist Geschmackssache, es wirkt auf jeden Fall fülliger als eine alleinige stimmliche Interpretation.
Eine offensichtliche Sonderstellung auf dem Album nimmt der letzte Track, „Oliver Kührl liest zur Abwechslung Tucholsky“, ein. Ein anderer Leser, ein anderer Autor – und ein anderer Zeitbezug. Hier wird die Wirtschaftskrise thematisiert, ein Thema, das Villon sicherlich kein Stück interessiert hätte.
Dem Album „Lasterhafte Balladen“ liegt, neben der CD mit 13 Tracks, auch eine DVD mit Videos von der Studioaufnahme der Werke bei. Hier kann man Migge Schwarz am Schlagzeug sowie Mozart am Mikro bewundern – was der Interpretation eine weitere Dimension verleiht, da man auch die Gestik des Lesers mit wahrnehmen kann.
Über dieses Balladenalbum lässt sich insgesamt nur so viel sagen: Man sollte die Balladen von François Villon mögen. Möchte man eine Interpretation, die dem teils düsteren Charakter der Werke gerecht wird, hören, so kann ich diese CD nur empfehlen.
Bewertung: Keine Wertung
Release: 11.09.2009
Genre: Lesung
Spielzeit: 42:56 + DVD
Label: Spirit Production
Tracklist:
1. Die Ballade von einem netten kleinen Barbier
2. Eine verliebte Ballade für ein Mädchen namens Yssabeau
3. Ein guter Ratschlag, den Villon den jungen Dingern gibt
4. Die Jammerballade einer schönen Frau aus dem „Goldenen Helm“
5. Eine kleine Räuberballade von den drei Coquillards
6. Die Ballade von Villon und seiner dicken Margot
7. Eine kleine Liebesballade, gedichtet für Jeanne C. De Quee
8. Die Ballade von den drei Landstreichern
9. Die Ballade an eine treulose Freundin
10. Ballade von guten und vom schlechten Lebenswandel
11. Die Sommerballade von der armen Louise
12. Eine Ballade mit der Meister Villon (Mozart) seine Mitmenschen um Verzeihung bittet
13. Oliver Kühr liest zur Abwechslung Tucholsky