Wie im ersten Teil dieses Specials erwähnt, brachte es die Tonstudio Braun-Adaption von „Geisterjäger John Sinclair“ auf beachtliche 107 Folgen. Drei weitere Folgen waren bereits produziert, wurden aber aufgrund eines Rechtsstreits mit dem Bastei Verlag (der auch die Romane veröffentlicht) niemals veröffentlicht. Danach wurde es zumindest auf dem Hörspielmarkt still um John Sinclair. Erst im Jahr 2000 unternahm Lübbe Audio einen neuen Anlauf, die Geschichten von Jason Dark auf dem lukrativen Hörspielmarkt zu etablieren. Ich persönlich habe die Serie erst zwei Jahre später wirklich zur Kenntnis genommen, als mir die zehnte Folge „Die Horror Reiter“ in die Hände fiel. Vorher war mein Interesse an Hörspielen weitestgehend erlahmt, aber wie einst die Serie von Tonstudio Braun wurde es abermals durch „John Sinclair“ geweckt. Die „Edition 2000“ zählt bis heute zu den aufwendigsten Serien, die produziert werden. Sie punktet vor allem durch die hervorragenden Leistungen der Sprecher, deren Stimmen man auch aus vielen Filmen kennt (siehe Liste weiter unten). Darüber hinaus arbeitet Lübbe Audio mit aufwendigen Effekten und der nötigen Prise Humor, wodurch der Wahlspruch „Kino für die Ohren“ mehr als berechtigt ist.
Hier die Sprecher der Hauptpersonen und woher man sie kennen könnte:
John Sinclair: Frank Glaubrecht (u.a. Pierce Brosnan, Kevin Costner und Al Pacino)
Erzähler: Joachim Kerzel (u.a. Jack Nicholson, Anthony Hopkins und Dustin Hoffman)
Suko (Johns Partner und Leibwächter): Martin May (Schauspieler, Autor und Synchronsprecher)
Jane Collins (Johns Freundin; Privatdetektivin): Franziska Pigulla (u.a. Demi Moore, Gillian „Scully“ Anderson)
Bill Conolly (Johns bester Freund; Reporter): Detlef Bierstedt (u.a. George Clooney)
Alle Sprecher aufzuzählen würde den Rahmen sprengen, aber man darf sich auch auf die (deutschen) Stimmen von Arnold Schwarzenegger, Harrison Ford (aus Krankheitsgründen von Joachim Kerzel der Erzähler von Folge 47 – 54), Tom Hanks, Ron „Hellboy“ Perlman, Sharon Stone, Timothy Dalton, Johnny Depp/ Christian Bale und viele mehr freuen. Gelegentlich geben sich auch nationale Prominente wie Martin Semmelrogge, Thomas Fritsch (deutsche Stimme von Russel Crowe), Ulrich Pleitgen oder die Sprecher der „Drei ???“ die Ehre. Selbst der „Vater“ des Geisterjägers Jason Dark taucht immer wieder in kleinen Gastrollen auf.
Was der Serie ihren besonderen Reiz verleiht ist neben der aufwendigen Produktion der bereits erwähnte Humor. Die Macher wissen, dass man Geschichten mit Titeln wie „Mannequins mit Mörderaugen“ in der heutigen Zeit niemals todernst verkaufen könnte. Deswegen werden immer wieder kleine Gags eingebaut, wie beispielsweise in „Die grausamen Ritter“ als der Ansager John Sinclair auf dessen Frage nach der Uhrzeit antwortet, was diesen hörbar irritiert. Dennoch ist die „Edition 2000“ niemals lächerlich und beschreitet stets gekonnt den schmalen Grat zwischen Grusel und Comedy. Das macht sie so gut, dass meiner Meinung nach bis heute keine schlechte Folge erschienen ist, während es diese beim Tonstudio Braun gleich reihenweise gab. Es ist daher wirklich schwer, eine Top 10 zusammenzustellen vor allem da es eigentlich keine abgeschlossenen Geschichten gibt und stets die Hauptstory voran getrieben wird. Außer Konkurrenz läuft für mich „Die Comedy“, die so wahnsinnig ist, dass man sie gehört haben muss. Hier werden viele Sinclair-Klischees gekonnt parodiert und teilweise herrlich flache Witze gerissen.
Kino des Schreckens/ Der Hexer von Paris/ Gefangen in der Mikrowelt (Folge 11 – 13)
In diesem Dreiteiler taucht erstmals Sukos Freundin Shao auf, wird aber auch gleich in eine fremde Dimension entführt. Dort wird sie vom Dämon Belphégor, der sich mit dem „Schwarzen Tod“ verbündet hat, zum Teil seiner dämonischen Armee gemacht, mit der er zuerst Paris überrennen will. Nachdem John und Suko in der fremden Dimension keinen Erfolg haben, fliegen sie nach Paris, wo sie in die Fänge Belphégors geraten und auf die Größe eines Streichholzes verkleinert werden. Die Geschichte bietet viele spannende Szenen, wie Shaos Hilflosigkeit in der fremden Welt oder als John, in einem Reagenzglas gefangen, gegen eine nun riesig wirkende Tarantel kämpfen muss. Außerdem gibt es viele nette Kleinigkeiten und Anspielungen wie die Nervenklinik mit dem Titel „Silent Hill“ oder der Vorfilm, den Suko und Shao im „Kino des Schreckens“ sehen. Plötzlich ertönt nämlich ein Auszug aus der Tonstudio Braun-Folge „Das Buch der grausamen Träume“, was Suko mit einem erstaunten „Aber der ist ja noch nicht mal in Farbe!“ kommentiert.
Zombies in Manhattan (Folge 50)
Die Jubiläumsfolge und zwar eine richtig Gute. Lübbe Audio schnürte ein lohnenswertes Paket mit einer Bonus-DVD und dem Hörbuch „Die Rückkehr des Schwarzen Tods“. Aber auch die Folge an sich ist mehr als gelungen und bietet nach einer kurzen Einleitung Action satt. Dr. Tod erweckt den Dämon Xorron, dessen wahre Macht unergründlich ist. Der „Herr der Zombies“ wütet mit seinen Untertanen in New York, die Mordliga mischt sich auch ein und John und Suko sind mittendrin. Ein wahres Highlight ist wie immer Katrin Fröhlich, die die Terroristin Pamela Scott/ Lady X schlichtweg fantastisch interpretiert. Und bevor jemand was sagt: Ja, auch hier ist mir bewusst, wie sich die Namen anhören. Und dabei habe ich den FBI-Agenten Joe Barracuda (!), der John und Suko unterstützt, noch nicht mal erwähnt.
Dr. Tods Horror-Insel (Folge 37)
Wie Platz 9 bietet auch diese Folge Action pur. John verschlägt es auf eine verlassene Bohrinsel, auf der die gesamte Mordliga gerade einen uralten Vampir erwecken will. Das Problem ist, dass er völlig ohne Unterstützung auf die Insel gekommen ist und damit klar im Nachteil ist. So hat er beispielsweise kein wirksames Mittel gegen den asiatischen Dämon Tokata, der gegen Waffen aus der christlichen Kultur immun ist. Das Beste an der Folge sind Tilo Schmitz und Katrin Fröhlich, die wieder mal herrlich böse sind. Da verzeiht man auch das potthässliche Cover (das noch nicht mal etwas mit der Geschichte zu tun hat).