Was hamm´ wir denn heute vor? Auf in das idyllische Hamm in Westfalen zum Delirious-Hauptquartier, in welchem auch die auf dieser Seite altbekannten Power-Metaller Fairytale proben. Der Anlass für das gemütliche Zusammentreffen von Band und Presse ist die anstehende Veröffentlichung des dritten Albums “Battlestar Rising”. Das Veröffentlichungsdatum des Longplayers steht noch nicht fest, obwohl ursprünglich der 30. Oktober dieses Jahres vorgesehen war, und ist in einer vorproduzierten Version zu hören, da das Mastering noch ansteht.
Immerhin ist mit Art Gates Records aus Spanien bereits ein Label gefunden, zu welchem der Kontakt über eine berüchtigte Social Media-Seite durch eine Anfrage des Labels zustande kam. Da selbst das Label noch nicht in das Material reinhörte, haben wir es mit einem exklusiven Hörvergnügen zu tun, welches durch ein reichhaltiges kulinarisches Angebot in den gemütlichen Räumlichkeiten mitsamt einer kleinen Schar von Internet-Schreiberlingen angenehm angenehm verläuft, wofür sich hiermit herzlich bedankt wird.
Die Band selbst hält jederzeit Informationen zur Veröffentlichung bereit und weiß insbesondere dank dem auch von Custard bekannten Gitarristen und passionierten Spaßvogel Stefan mit allerlei Posing und Honigkuchenpferdgrinsen zur Mucke aus der Computerkonserve zu unterhalten. Jener Saitenhexer (vor allem im Bezug auf “Crystal Ball” während einer Livedarbietung wörtlich zu nehmen) stieß mitsamt dem Sänger Carsten Hille erst vor zwei Jahren zur Band. Letzterer drückt bereits Javelin und Earacle seinen markanten Stempel auf und ließ sich zum “Job” bei den Märchen- Metallern nach etwas Überlegung “überreden”. Dabei liefert er eine sehr starke Leistung ab, wovon sich geneigte Fans im letzten Jahr überzeugen lassen konnten, da die Truppe mit dem in Eigenregie veröffentlichten USB- Stick “Dawning Of An Era” einen Ausblick auf das kommende Album wagten.
Mit dem darauf zu hörenden “Battlestar Rising” geht das ebenso betitelte Konzeptalbum auch los und stellt sogleich das erste Highlight auf dem derzeit rund einstündigen Mammutwerk dar. Bei Liveauftritten hat es ebenfalls bereits seine Ohrwurm- und Genrehit-Qualitäten bewiesen, denn ebenso wie „Viper Pilots“ wurde das Stück einige Zeit vor dem Songwriting- Prozess zur neuen Scheibe am Ende des letzten Jahres fertiggestellt und wie erwähnt bereits veröffentlicht. Jener Song entstammt der Idee, sich eingehend mit der Science- Fiction- Serie „Battlestar Galactica“ zu befassen.
Da Gitarrist und Mitproduzent Colin der einzig verbliebende Kreativkopf aus dieser Zeit ist, war er folgerichtig für die Texte verantwortlich, wenngleich “Battlestar Rising” und “Viper Pilots” vom vorherigen Sänger mit Texten versehen wurden, und legte diese Carsten vor, der sich auch die Serie zu Gemüte führen musste, um sich wenigstens etwas auf das Vorhaben einzustimmen. Besonders schwierig fiel es ihm, nicht mit den vielen verschiedenen Charakteren und deren Namen durcheinander zu kommen. Da logischerweise kein Texblatt zur Verfügung steht, wird die linguistische Seite der neuen Scheibe mit Spannung erwartet.
Musikalisch geht es durchaus recht vielfältig, aber jederzeit im traditionellen Heavy-Metal-Sektor, zur Sache. So gerät “Man Or Machine” sehr melodisch und wird dank Stefan mit einem tollen Solo verziert. Dabei fällt bereits jetzt die starke Produktion auf, an welcher Colin maßgeblich beteiligt war und vor Beginn des Pre-Listenings verkündete, sich das Material nicht mehr anzuhören, während beispielsweise Schlagzeuger Christopher zum ersten Mal den Longplayer komplett genießen darf.
Ein weiteres Highlight ist ganz sicher das etwas an Iron Maiden erinnernde “The Weird & The Mad” mit einem hochinteressanten sozial- und auch politikkritischen Text zum Mitsingen. Ab “New Caprica” drosselt man die Geschwindigkeit und setzt auf längere, mit Intro und intensiveren Arrangements versehende Songs, die dennoch mitsing- und fistraisingbar sind. Dazu passt die Stimme Carstens exellent. Der aufmerksame Hörer wird merken, dass sich Herr Hille im Vorfeld mit dem Material auseinandersetzte und seine Stimme je nach Bedarf variiert. Da hat sich die Zusammenarbeit mit dem auch für Edguy- und Avantasia-Sänger Tobias Sammet arbeitende Gesangslehrer Achim Köhler doch ausgezahlt.
Es gibt an jeder Ecke akustische Köstlichkeiten zu entdecken und es lohnt sich, der Scheibe nach Erscheinem ein paar Durchläufe zu gönnen, um das durchdachte Gesamtwerk in all seiner Pracht zu erschließen. Aufgrund der langen Spielzeit schleicht sich natürlich auch die ein oder andere Länge ein, was aber insgesamt kaum ins Gewicht fällt. Wenn man einen Durchhänger suchen möchte, würde sich am ehesten “Cain” anbieten, da es unauffällig vor sich hinfließt, aber sich dennoch gut in den Gesamtkontext einfügt.
Die ungewöhnlichste Nummer ist indes “The Opera House”, welche man vielleicht als Epik-Power-Ballade bezeichnen könnte, allerdings kein typischer Vertreter dieses Stils, da der Song sehr vielschichtig angelegt ist und auch Colins Lieblingsrefrain enthält. Der Rezensent wiederum wird vor allem vom genialen, mit voller Wucht aus den Boxen der Proberaum-Bühne knallenden Schlusspart umgehauen.
Insgesamt also ein spannendes, sehr unterhaltsames Hörvergnügen, nach dem sich jeder Heavy- und Power-Metal-Fan die Finger lecken sollte. Das Warten lohnt sich, genauso wie sich die vierjährige Arbeit der Truppe an dem Konzeptalbum absolut gelohnt hat. Da ist man als The-Pit.de-Abgesandter gerne die insgesamt fünf Stunden quer durch NRW unterwegs. Hoffentlich ist dem sympathischen Quintett ein für Underground-Verhältnisse moderater Erfolg beschieden. Verdient haben es die Jungs aus dem Pott, die ein professionell produziertes und vielseitiges Power-Epik-Konzeptwerk zurechtgezimmert haben, allemal. In diesem Sinne: Let The Fairytale be real!
Tracklist:
1. Face The Truth (Spoken Word)
2. Battlestar Rising
3. Cain
4. Man Or Machine
5. Scar
6. The Weird & The Mad
7. Viper Pilots
8. New Caprica
9. Final Five
10. The Opera House
11. Admiral´s Speech (Spoken Word)
12. Colony (The Final Battle)