Tradition hat einen Namen, denn das Café Nord geht mit strammen Schritten auf das Silberjubiläum zu. Kurz einen Abstecher, gar den ganzen Abend dort verbringen? Kein Problem. Nachdem in Teil I die Dortmunder Burg (die nicht mehr existiert und nun „BlackEnd“ heißt; Anm. d. Red.) beleuchtet wurde, steht nun Essen auf dem Programm. Die Reihe soll natürlich fortgesetzt werden, für weitere Hinweise über entsprechende Etablissements hier im Pott sind wir natürlich sehr dankbar.
Café Nord
Wie die Zeit vergeht, werden sicherlich viele Heimische in Essen und Umgebung sagen, wenn man sich bewusst macht, dass das Café Nord nun schon seit 23 Jahren seine Pforten geöffnet hat. Da das Café am Rande der Innenstadt liegt, dürfte sich die Anreise auch mit dem Zug lohnen, denn Parkplätze gibt es zwar in der Nähe ganz ordentlich, doch bis 20 Uhr sind die gerade nicht unhappigen Parkgebühren der Stadt Essen zu berappen. Vom Essener Hauptbahnhof hat man eine gute Viertelstunde, um das Café Nord fußläufig zu erreichen. Der Hinweg ist dabei etwas einfacher durch die abschüssige Streckenführung, der Rückweg ist dementsprechend ein wenig mühsamer, was bei gehobenem Alkoholkonsum auch zur Konditionsprobe werden kann. Dafür kann man das Nord nicht verfehlen, denn man muss nur an der Nordseite des Bahnhofs hinaus und der breiten Einkaufsmeile folgen, dann läuft man schon automatisch am Nord vorbei.
Ungewöhnlich lang sind die Öffnungszeiten, denn AnhängerInnen von rockigen und metallischen Klängen werden hier von morgens um elf bis in die Nacht um drei Uhr bedient, am Wochenende ist die Sperrstunde sogar bis auf vier Uhr verschoben. Dieser Szenecheck begann um kurz nach 19 Uhr an einem Donnerstagabend, das Café war schon jetzt gut besucht und wurde etwa eine Stunde später sogar noch voller, weil sich eine größere Gruppe einen Tisch hat reservieren lassen. Spontan wäre sicherlich heute noch Platz genug gewesen, doch hier wäre dringend anzuraten, sich telefonisch lieber kurzzuschließen und entsprechend Plätze zu sichern.
Das Café Nord ist eine lang gezogene Einraumkneipe mit zahlreichen sehr unterschiedlichen Sitzmöglichkeiten. So kann man seinen Hintern auf typischen Barhockern an die Theke genauso gut verpflanzen wie auf Stühlen oder Bänken. Einige Nischen laden zum Kleingruppentreffen ein. Sicherlich kann man hier auch ein Tänzchen aufs Parkett legen, vorgesehen ist das aber bei normalem Kneipenbetrieb nicht.
Die WCs sind im hinteren Teil des Cafés verbaut und ebenerdig zu erreichen. Wenn die Hütte richtig voll ist, dann leidet natürlich auch die Nase in dieser Einrichtung, drei Pissoire auf dem Herrenklo kommen da auch schnell an ihren Grenzen. Zusätzlich sind auch zwei Kotkabinen mit Schüsseln mit Toilettendeckel vorhanden, ausreichend Klopapier ebenfalls. Leider fehlten hier Toilettenbürsten, um den analen Hinterlassenschaften die häufig haftende Eignung abspenstig zu machen, auch war nicht vorgesehen, dass man die Sitzfläche desinfizieren kann. Zwei Waschbecken mit Seife und Einmal-Papiertüchern runden dann das übersichtliche WC-Angebot ab. Dazu kommen noch zahlreiche Sticker und Wandkritzeleien, die von Gästen dort hinterlassen wurden. Blöde nur, dass sogar der Spiegel fast vollständig mit Bandaufklebern zugeschanzt wurde.
Punkten kann das Café Nord aber wieder an ganz anderer Stelle, denn zwei Flipperautomaten wie auch ein Kickerautomat stehen für kleines Geld zur Verfügung. Im Obergeschoss sind außerdem fünf Billardtische, zusätzlich ist oben noch ein kleiner Bistrobereich vorhanden. Gehbehinderte dürften es allerdings schwierig haben, nach oben zu gelangen, da nur eine Treppe den Aufstieg ermöglicht.
Die anwesenden KellnerInnen waren aufmerksam, Getränke und Essensbestellungen wurden zügig erledigt, beide im unteren Bereich machten einen sehr ruhigen Eindruck und gaben bereitwillig Auskunft, gaben sogar die von Motorjesus auszurichtenden Grüße weiter.
Das Café Nord hat des Weiteren einen üppig ausgestatteten Außenbereich, der genau in die Fußgängerzone hineinreicht. Hier kann man sich bei passendem Wetter natürlich auch draußen bedienen lassen, am heutigen Donnerstag bei Temperaturen um acht Grad Celsius nutzte allerdings niemand das Angebot. Bis zu 300 Personen haben nach Auskunft im Außenbereich Platz, im Café selbst können sich gut 250 Personen hineinbequemen. Mehr als 270 dürften dann aber schnell den Rahmen sprengen. Die Billardetage ist nicht ganz so großzügig, hier dürften aber locker weitere 80 Personen Platz finden.
Und wer sich wundert, was die beiden Tanzstangen rechts und links an der Theke sollen, da kommt auch schon die Lösung. Ja, es haben hier auch schon „Table-Dance-Veranstaltungen“ wegen Videodrehs stattgefunden, aber eine regelmäßig geplante, gar xxx-lastige Show ist nicht vorgesehen.
Musik
Natürlich, im Café Nord wird Rockmusik aller Spielarten aufgelegt. Hier reicht die Spannbreite von rockigen bis derben Genres, an diesem Donnerstag löste auch mal AC/DC einen Song von Warrior Soul ab, oder aber Faith No More konkurrierten mit Pantera – da ist also für jeden etwas dabei. Heute war auch die Lautstärke so dimensioniert, dass man sich ohne große Probleme unterhalten konnte. An anderen Tagen sieht das aber auch anders aus, da wird der Volumenregler schon mehr in den roten Bereich getackert, was einem Gespräch natürlich abspenstig ist. Musikwünsche werden ebenfalls erfüllt, allerdings war heute der Kellner dafür zuständig, der auch den oberen Bereich betreut – aber auch so hat man irgendwie nichts vermisst. Ansonsten werden Wünsche auch gerne mal „vergessen“, da hilft dann auch mal Hartnäckigkeit weiter.
In unregelmäßigen Abständen wird im Café Nord auch Livemusik geboten. Dazu wird der hintere Teil des Raumes, der leicht erhöht ist, von seinen Sitzgelegenheiten befreit und als Bühne genutzt. Feste Termine sind nicht vorgesehen, es sei denn, man wirft einen Blick auf das Nord Open Air, welches in 2014 schon zum fünften Male stattfindet und zwei Tage „umsonst und draußen“ von Hardcore bis Metal aber auch alle Spielarten des harten Rockbiz abdeckt. Lokale und internationale Bands sind dabei vertreten.
Versorgung
Natürlich darf man hier keinen klassischen Restaurantbetrieb erwarten, aber das Angebot für Speisen verspricht reichlich Abwechslung, auch durchaus für kleines Geld. Kleine Snacks wie Pizzabrötchen mit Kräuterbutter sind schon ab 1,60 Euro zu haben, Burger in verschiedenen Varianten, Nudelgerichte, fleischige Köstlichkeiten über Salate bin zu vegetarischen Mahlzeiten runden ein abwechslungsreiches Speisenangebot ab. Seit einigen Monaten gibt es dienstags nun auch vegane Spezialitäten. Sonntags darf man dann ab 18 Uhr für 5 Euro soviel Pizza verdrücken wie man schafft, montags darf man sich ganz dem BBQ hingeben. Alle Angebote sind auch auf der Homepage des Café Nord zu finden.
Auch bei den Getränken kann man sich nicht über mangelnde Abwechslung beklagen. Das Bier kostet im 0,3 Liter-Gebinde ab 2 Euro, etwas mehr muss man natürlich für die 0,4 oder 0,5 Liter hinlegen. Nichtalkoholische Getränke sind preislich ähnlich einzuordnen. Natürlich gibt es auch diverse Schnäpse und Mixgetränke, eine Jacky Cola liegt hier bei 6 Euro. Weiterhin sind dort auch auch Heißgetränke zu erwarten, ein Kaffee schlägt dabei mit 1,50 Euro zu Buche.
Und sonst?
Neben einigen Konzerten und den oben schon erwähnten „Spielmöglichkeiten“ dürfte das Café Nord insofern eine Ausnahme darstellen, als dass sogar man an den Weihnachts- und anderen Feiertagen geöffnet hat oder gar vor Ort in das neue Jahr hineinfeiern kann. Themenpartys wie zu Halloween sind ebenfalls auf der Tagesordnung. In 2013 ist auch das Champions-League-Finale auf Großbildleinwand bei freiem Eintritt angeboten worden. RaucherInnen müssen natürlich wegen des Nichtraucherschutzgesetzes nach draußen – wie das zu beurteilen ist, bleibt jedem selbst überlassen.
Fazit
Für nicht wenige ist das Café Nord Dreh- und Angelpunkt in der Essener City. Fußläufig gut zu erreichen, kundenfreundliche Öffnungszeiten und irgendwie immer etwas los, auch wenn nicht gerade ein Konzert oder eine Lesung stattfindet. Möglichkeiten zum Spielen, einfach nur zum Anhängen, das Ganze bei rockiger und metallischer Beschallung, da stiefelt man auch gerne noch für einen Absacker nach einer Show im nebenan gelegenen Turock vorbei. MetallerInnen, die einen Abstecher in den Pott wagen, sollten definitiv einmal dort vorbeigesehen haben.
Café Nord
Viehofer Platz 1
45127 Essen
Über aktuelle Änderungen bei den Öffnungszeiten oder für weitere Programmhinweise kann man sich jederzeit auf der Homepage oder Facebook-Seite des Café Nords informieren. Detallierte Informationen zum Nord Open Air sind auf der eigens dafür angelegten Facebook-Seite hinterlegt.