Vor fast genau drei Jahren hatte sich die Journallisten-Meute schon zu Debützeiten im Gernhart-Studio eingefunden, damals noch zur Doppelsitzung mit dem neuen Perzonal War-Album. Dieser Samstag steht nun allein im Zeichen von Architects Of Chaoz, die am 25. Mai 2018 mit ihrem zweiten Longplayer „[R]Evolution“ via Metalville aufwarten und laut Drummer Dom neben einer Digipak-Version mit aufwändigem Booklet, der Doppel-LP-Version auch eine spezielle Auflage in einer Holzbox sowie dem neuen Trend Kassette folgen. Bierchen, Kaffee und Kuchen, Naschkram – die Leute sind versorgt, fehlt nur noch der Hördurchgang, wo einmal mehr alle Interessierten im Aufnahmeraum sitzen und sich konzentriert (mehr oder weniger) 13 Songs einmalig widmen; sicherlich braucht man durchaus mehr Durchgänge, hier die Ersteindrücke so far:
„Rise“ – Opener des Albums, endlich ist der Mikrofonneuzugang Titta zu hören, der natürlich komplett anders als sein Vorgänger klingt und ein wesentlich höheres Stimmvolumen vorweist; melodische Midtemponummer mit leichtem Pretty Maids-Feeling, wobei Titta auch mal gesanglich in Johnny Gioeli-Gewässer vordringt und mit sattem Scream das Songfinale behauptet.
„Dead Again“ – hier schielen sie zum stampfenden Hard Rock mit leicht düsterer Ausrichtung, sehr schön melodische Leadklampfe, schräges Ende, Metti von Perzonal War steuerte ein paar Backing Vocals bei.
„Hitman“ – ein paar Megadeath-Vibes zu rockigen Zeiten tun sich auf, gesanglich auch mal bei Creed; eingängige Nummer ohne großen Bombast und mit überraschendem Ende, Dom: „Judas Priest wollten den Song nicht haben“.
„A Moment Of Clarity“ – 7:30 Minuten-Batzen und Lieblingssong vom Drummer Dom, was er auch mit einem „lange so etwas noch nicht gemacht“ kommentiert, ruhig balladeske Nummer mit leichtem Metallica-Feeling zu Beginn im Akustikpart, im letzten Drittel kommt dann die Tempoverschärfung, sehr emotionales Gitarrensolo, leider auch ein paar schnulzige Whoohoo-Chöre intus.
„All Play Dead“ – auf Nummer sicher Track, allerdings auch mit hervorragender Soli-Arbeit, perfekt auf den Song maßgeschneidert, Titta wandelt gesangsmäßig wieder ein bisschen auf Mustaine-Pfaden und wird von reichlich Backingchören unterstützt, hervorragendes Ende.
„Century Of Cancer“ – Tschernobyl lässt titelmäßig grüßen, mit starkem metallischem Touch und erneut herausragendem Gitarrensolo, Midtempo für das schwere Thema.
„Into The Fire“ – Song noch von der „League Of Shadows“-Session, als „ein bisschen anders“ angekündigt, kann man so stehen lassen; die kraftvoll angeraute Stimme von Titta kommt hier bestens zur Geltung, und man kann es nicht ausreichend wiederholen: Die Platte lebt von den perfekten Gitarrensoli.
„Hollow Years“ – schwungvoller Anfang, schnell zurück zum Midtempo, kraftvolles Drumming, nicht gerade eine Ausbund an Fröhlichkeit, alles eher getragen, mit schönem Schlusspunkt durch Titta.
„Pressure“ – hier kommt wieder leichtes Pretty Maids-Feeling auf, Standardnummer ohne große Überraschungen, pralle „Pressure“-Chöre, wobei hier im Raum eher Schalke-Rufe aufkommen.
„Farewell“ – erneut im Midtempo gehalten, hebt sich vom Rest des Materials locker ab, fast Stakkato-artiges Riffing, erneut ordentlicher Chor-Einsatz, beim Gitarrensolo dieses Mal auf dem Wah-Wah-Pedal gelatscht, im letzten Drittel durch die Whoohoo-Chöre die Mitsinganimation für die Livefront eingebaut.
„No Way Out“ – feat. Schmier von Destruction, der ja wohl auch den ersten Kontakt zum neuen Frontmann hergestellt hat, was in epischer Breite dann auch im Vorfeld des Songs von Dom ausgeführt wird; dazu hat Schmier auch ein paar Backvocals beigesteuert, was man allerdings ohne es zu wissen nicht sofort erkennen würde.
„Bloodrain Falls“ – es bleibt beim eingängigen Midtempo trotz deutlichem Doublebass-Einsatz, starker Headbang-Part, zum Solo wieder zackiger unterwegs.
„The Pulse Of The Sun“ – vom Bassisten Gonzo komponiert, als sehr speziell angekündigt, hebt sich auch deutlich von der sonstigen Album-Machart ab, getragen balladesker Anfang, positive Überraschung, AOC können also auch anders.