Die Baseler Zatokrev irritierten die Redaktion nicht nur mit dem exotisch anmutenden Bandnamen und dem damaligen sperrigen Albumtitel „The Bat, The Wheel And A Long Road To Nowhere“, sondern auch mit einer wenig optimistischen Mischung aus Death, Doom und Sludge. Die Band selbst nennt ihren Stil mittlerweile „Psychedelic Apocalypse Metal“ und irgendwie passt der Ausdruck tatsächlich ganz gut, hat man doch immer mal wieder ein Bild vor Augen, in dem der letzte Überlebende eines Endzeitszenarios von der Kuppe eines Hügels aus die zerstörte Stadt betrachtet und sich dabei genüsslich die vielleicht letzte Tüte seines Lebens anzündet.
Unter den Fittichen von Candlelight Records, die auch schon die letzte Platte veröffentlichten, haben die Schweizer nun also ihr neues Werk mit dem wenig erbaulichen, weil leicht gruseligen Titel „Silk Spiders Underwater“ und einem dazu passenden Artwork veröffentlicht – knapp 65 Minuten, verteilt auf acht Songs. Da kann man sich ungefähr vorstellen, dass die Truppe in den letzten drei Jahren seit Veröffentlichung von „The Bat, The Wheel And A Long Road To Nowhere“ keineswegs unkomplizierter geworden ist.
Hört man die neue Platte am Stück durch, ohne zwischendurch auf die Tracklist zu linsen, kann man gar nicht genau sagen, wo der eine Song aufhört und der nächste anfängt. In sich sind die Stücke teils so variantenreich gestaltet, dass jeder kleine Part für sich fast ein eigenes Lied darstellt. Da kommt der Opener „Runaway Soul“ zäh und düster aus den Boxen geflossen, bietet fast den perfekten Soundtrack zu einem Tarantino-Film und verlängert die dumpfe Stimmung auf fast sieben Minuten, während „The Phantom“ zwar einen ähnlich unheilvoll dahin fließenden Start hinlegt, dann aber mit wesentlich mehr Zorn an Tempo zulegt – und „Tempo“ ist ein gutes Stichwort, verstehen es Zatokrev doch meisterhaft, Tempowechsel dort einzubauen, wo sie am sinnvollsten ins Gesamtkonzept passen. Im letzten Drittel dann ein erneutes Aufbäumen und wie gesagt, hat man hier das Gefühl, dass eigentlich schon ein neuer Song gestartet haben könnte – wo das bei anderen Alben aber den roten Faden schnell verblassen lässt, verstärkt sich hier der Eindruck, dass „Silk Spiders Underwater“ als Ganzes angehört und erschlossen werden muss. Tracks skippen ist hier einfach nicht.
Massive Soundwälle werden bei Tracks wie „Brick In The Sky“ aufgebaut, wieder zerstört und von neuem erschaffen, nur um in einem sanften Fade-Out zu vergehen und das Feld zu räumen für „Discoloration“, das mit einem einprägsam flirrenden Leadgitarre und temporeichen Drums für eine entsprechend unheilvolle Stimmung sorgt – der Gesang erinnert dann in seiner Monotonie an alte Tool-Songs. Überraschend aggressiv wird dann mit „Swallow The Teeth“ nachgelegt, das richtig Fahrt aufnimmt und für maximale Bewegungsfreude bei optimaler Gänsehaut sorgt. Ein Wahnsinnstrack, der schon auf Platte alles wegbombt und live sicherlich einige Zahnverluste verursachen wird.
Zatokrev überzeugen beinah auf der ganzen Linie, bei solcherlei Soundgebirgen zeigen sich aber auch hier und da mal Längen. Diese werden aber erfreulich kurz gehalten, so dass „Silk Spiders Underwater“ mit seinen fast 65 (!) Minuten Spielzeit schon gut im Ganzen gehört werden kann – auch gerne mehrmals! Die Baseler haben im Vergleich zum Vorgängerwerk hier ein wesentlich eindrucksvolleres Klangbild geschaffen – da sind auch schon mal neun Punkte drin.