Das Wetter nimmt einem die Entscheidung manchmal schon ab: Draußen verdüstert sich der Himmel, dunkelgraue Wolken ziehen auf, die Luft steht und schneidet einem beinah den Atem ab und man braucht mittags um zwei schon Licht, wenn man lesen will – genau die richtige Stimmung, um sich die aktuelle Young Mountain-Scheibe „Infraröd“ zu Gemüte zu führen, eine shoegazige Black-Metal-Verarbeitung, die mit atmosphärischen Samples angereichert wurde. Sonnenschein hätte da nun wirklich nicht gepasst.
Die erste EP „We‘re Drowning In Slow Motion“ hatte die damals frisch gegründete Truppe noch auf einer einsamen schwedischen Insel geschrieben – sympathisch auch, denn wer träumt nicht gelegentlich davon, dem Großteil der Menschheit zu entfliehen? „Lost Tree“ markierte dann erst 2018 die erste Full-Length; ein recht gemächliches Arbeitstempo, das die Göteborger da an den Tag legen.
Ähnlich kommt die Musik der Truppe daher, die zwar durchaus ihre flotten Momente hat, aber auch schwarzmetallischen Galopp und wilde Doublebassattacken größtenteils verzichtet; ja, Momente wie die Gitarren im Opener „Lovely“ muten gar etwas poppig an, dazu passt das teils heisere Geschrei natürlich wie Arsch auf Eimer. Aus gängigen musikalischen Konventionen scheint sich das Quintett jedenfalls nicht viel zu machen.
Dabei täte den sechs Songs auf „Infraröd“ ein bisschen mehr Wumms streckenweise ganz gut, zu übermächtig schweben die post-punkigen Sample-Teppiche durch den Äther, wobei man hier ganz klar einen dicken Pluspunkt in Richtung Drummer Jakob Ekveil werfen muss, der gerade bei einem eigentlich etwas fad beginnenden Track wie „Worm“ für viel Tempo und unfassbar gut gemachte Drumpassagen sorgt. Die düster-kämpferischen Schlagzeugsounds sind auch der Einstand für einen wunderbaren Ausraster, der von heiserem Geschrei und kreischenden Gitarren getragen wird und den Track zum absoluten Höhepunkt der Scheibe macht.
So richtig warm wird man mit der Scheibe in ihrer Gesamtheit aber auch nach mehreren Durchgängen nicht. Abgesehen vom erwähnten Hammertrack „Worm“ plätschert der Rest der Spielzeit so ein bisschen uninspiriert (oder überinspiriert?) vor sich hin, ist zwar durchaus hörbar, lässt aber nur mäßig aufhorchen, was insofern besonders schade ist, da hier begabte Musiker am Werk sind. Da mag mit dem finalen „9406“ nochmals ein fast meditativer Track durch die Boxen rauschen, verzaubern kann aber auch er nicht.