Die Mitglieder von Winterus sind nicht nur bekennende “Magic - The Gathering”-Anhänger, auch der Black Metal hat es ihnen angetan – und dies gleich in mehreren Varianten. „In Carbon Mysticism“, das Debütalbum der Amerikaner, enthält daher nicht nur reinen Black und Black/Death, sondern auch Post Rock und Ambient-Elemente.
Die Härte ihrer Songs vermitteln Winterus vor allem durch ihr schwarzlastiges Schlagzeug. Häufige Double-Bass und weitere energische Schlagfolgen durchziehen jedes Lied auf „In Carbon Mysticism“ und treiben die CD damit deutlich voran. Die E-Gitarren bilden dazu meist einen sehr melodiösen, tief gehenden Gegenpart. Zwar finden sich wie zum Beispiel in „Moonlust” auch harte Black-Riffs, die meiste Zeit konzentrieren sie sich aber auf die Ambient-Atmosphäre, die auf diesem Album ein deutlicher Teil der Musik ist. Dass sich diese Atmosphäre wie in dem Post Rock/Ambient-Opener „Lone Wolves“ aber für sich allein entfaltet, ist eher selten. Meist werden die Melodien mit dem stets präsenten Schlagzeug kombiniert und ergeben dadurch eine ganz eigene Mischung aus Härte und Gefühl gleichermaßen. Was in diesem Punkt bei „In Carbon Mysticism“ auffällt, ist das Gespür für Tragik und Melodie. „Eternal Ghost”, „Moonlust“ oder “Through The Mist” lassen trotz des unausgewogenen Sounds auf diesem Album dieses Gespür erkennen und vermitteln durch ihre Post-Rock-Anlehnung eine spürbar weit reichende Atmosphäre.
Vocals gibt es bei Winterus natürlich auch. Diese können aber nicht ganz überzeugen, da das Krächzen meist zu starr und charakterlos wirkt. Trotzdem vermisst man sie in dem instrumentalem Song „No Rest”. Gerade dieser Song ist klangtechnisch sehr weitreichend und einnehmend, kann aber die fehlenden Vocals allein durch seine Musik leider nicht ausgleichen. Zu wenig Abwechslung und zu wenig Details lassen bis zum Schluss auf den Einsatz des Sängers warten.
Wenn es um die Produktion geht, kann „In Carbon Mysticism“ leider auch nicht glänzen. Im Song „Eternal Ghost” klirren die E-Gitarren so schrill, dass der Song einen hohlen Klang bekommt, sobald diese einsetzen. Der Gesang geht oft zu sehr unter und klingt dabei meist zu dumpf („Reborn“, „Harmonious“). Der schlechte Sound findet seinen Höhepunkt, nicht anders zu erwarten, in den Live-Aufnahmen, die die letzten drei Lieder des Albums bilden. Allein das Instrumenten-Arrangement in diesen Songs überzeugt auch live so, dass diese Lieder trotz geminderter Qualität hörbar bleiben.
Abschließend gesagt vereint „In Carbon Mysticism“ Härte und Atmosphäre, die mit einem Sinn für Tragik und Arrangements zusammengeführt wurden. Trotz allem hauen Winterus mit ihrem Album den Hörer nicht vom Hocker. Zu oft hört man standardisierte Riffs und Melodiegrundlagen. Die Vocals bleiben bis zum Ende charakterlos, wenn sie mal nicht von der Musik überdröhnt werden. Das meiste geht der Band aber wohl am Sound verloren, der jeden noch so guten Ansatz stets verwischt und dadurch undeutlich macht. Ein Album, was sicherlich einen besseren Eindruck hinterlassen hätte, wäre das Abmischen mit mehr Feingefühl durchgeführt worden. So bleibt „In Carbon Mysticism“ bei annehmbaren 5,5 Punkten hängen.