„Jeder Rock und Metal Fan kann diesen powervollen Hammer nur lieben“ - dieser nette Satz stammt aus der Ankündigung des neuen Wild Champagne-Albums „Fire and Water“ und lässt sich auf zweierlei Art und Weise deuten: Entweder er ist eine hoffnungslose und äußerst plumpe Übertreibung, oder er möchte dem Schreiber dieser Zeilen nahelegen, sich fortan bitte statt mit Gitarrenmusik nur noch mit Ambient und westbalinesischer Folklore zu beschäftigen. Von Liebe würde ich, in Bezug auf das Machwerk der drei Nordlichter, dann nämlich doch nicht sprechen.
Nun gut, von rigoroser Ablehnung kann allerdings auch keine Rede sein: schließlich spielt das Trio wirklich nett arrangierten, melodischen, klassischen Heavy Metal. Ohne große Überraschungen oder Neuerungen, dafür straight auf die Zwölf und mit der ein oder anderen Ohrwurmnummer. „Now Or Never“ zählt sicherlich dazu, genau wie der Titeltrack oder „United Heavy Metal“. Womit wir eigentlich auch schon beim Stichwort sind, das uns zur Schattenseite der Platte bringt.
„United Heavy Metal/We love Heavy Metal/Burning hot, that's Metal/Rebellion Heavy Metal“ - auch wenn sich Wild Champagne von Drachentöter- und Schlachtfeldfantasien fern halten, der Hartwurstmucke können sie dennoch ähnlich kitschig-abgedroschen huldigen wie die Kollegen von Doro oder Manowar. Auch sonst herrscht auf textlicher Seite einigermaßen geistige Ebbe. Sänger Lars Fischer, von Haus aus ohnehin mit einer eher gewöhnungsbedürftigen Stimme ausgestattet, wirft mit allerlei Phrasen und Plattitüden um sich und kann, Akzent und eng beschränktem englischen Wortschatz sei Dank, leider auch seine deutsche Herkunft nicht verhehlen. Auch auf thematischer Ebene kann man nicht gerade von frischen Ideen sprechen, und so peinigt die übliche Mischung aus Kindermutmachliedern („Do What You Want“), Schnulz („I Want You“) und trauriger Erinnerung an die guten alten Zeiten („Damn Good Times“) fast durchgängig den Gehörgang und unterstützt die These, dass bestimmte Metal-Spielarten nicht viel anderes sind als Schlager mit harten Gitarren. Da hilft nur Gehirn abschalten und sich an den Melodien erfreuen, von denen Wild Champagne, wie bereits erwähnt, durchaus einige gelungene anzubieten haben.
Ein weiteres Manko der Scheibe ist die Produktion, die einen gewissen amateurhaften Anstrich nicht ganz verbergen kann. Manches klingt unausgewogen und selbst Holprigkeiten im eigentlichen Spiel sind hin und wieder auszumachen.
Unterm Strich legen Wild Champagne mit „Fire and Water“ ein erfreulich durchdacht arrangiertes und mit schönen bis mitreißenden Melodien gesegnetes Album vor, das aber textlich äußerst schwach und spielerisch wie produktionstechnisch allenfalls durchschnittlich zu nennen ist. Wer sich nicht an Metal-Kitsch stört, kann aber mal ein Ohr riskieren.