Der Gothic Rock scheint heutzutage ein völlig überlaufenes Genre zu sein, in dem sich zum größten Teil Him-Klone und Sopranistinnen mit Metal- oder Rockband im Rücken tummeln - da ist es doch umso erfreulicher, wenn sich zwischen diesen nicht immer für Qualität stehenden Bands auch Musiker finden, die sich auf die Wurzeln des Genres besinnen. Hierzu gehören die seit 13 Jahren aktiven Whispers In The Shadow, die mit „The Eternal Arcane“ nun das zweite Konzeptalbum in ihrem vierteiligen Zyklus über den alchemistischen Prozess vorlegen.
Musikalisch orientiert man sich eher an Klassikern wie The Sisters Of Mercy oder Fields Of The Nephilim als an Vertretern der moderneren Szene – eine dichte Atmosphäre wird poppiger Eingängigkeit in den meisten Fällen vorgezogen, sodass die Stücke auch schon mal zehn Minuten dauern können. Diese mystische Stimmung ist es auch letztendlich, die den größten Reiz des Albums ausmacht: Schon an der sehr stilvollen Aufmachung der CD samt den gelungenen Texten lässt sich die Mühe erkennen, die die Band in ihr Konzept investiert hat. Trotz allem Wert, der auf diese Mystik gelegt wird, ist die Musik zumindest auf instrumentaler Ebene meistens sehr melodisch.
Schon schwieriger zu beurteilen ist dabei der Gesang des Frontmannes Ashley Dayour, der sich äußerst eigenwillig präsentiert: Es wird weder wirklich melodisch gesungen, noch geschrien, vielmehr wird eine Art gerufener Sprechgesang verwendet – und das obwohl der Sänger in manchen Passagen durchaus beweist, dass er über eine sehr angenehme Gesangsstimme verfügt. Völlig unpassend ist das Gebotene jedoch nicht, da Ashley diese Technik zumindest hervorragend beherrscht, auf Dauer jedoch wirkt sie ein wenig ermüdend.
Am Anfang ist davon noch nichts zu spüren, gerade zu dem stimmigen Intro „Haloes At Dawn“ mit seinen Cello- und Klavierklängen passt der Gesang optimal. Mit „If Uriel Falls“ folgt dann auch gleich einer der Höhepunkte des Albums. Gerade der kraftvolle Refrain will dem Hörer nicht mehr aus dem Kopf gehen – in diesem Stück präsentieren sich Whispers In The Shadows von ihrer besten Seite; melodiös, mystisch und leicht melancholisch angehaucht. Der nächste Track „The Lost Souls“ folgt zwar einer ähnlichen Formel und ist zudem ein wenig flotter, prägt sich jedoch nicht so stark ein wie der vorangegangene Song – solide, mehr aber leider nicht. „Clouds Without Water“ macht das ganze dann anschließend auch nicht viel besser. Der Sänger zeigt in dem balladesken Titel zwar ein wenig mehr von seiner Stimme, dennoch plätschert das Stück eher belanglos vor sich hin.
Glücklicherweise findet die Band mit „From Aeon To Aeon“ wieder zu alter Stärke zurück: Der Uptempo-Song wartet mit einer einprägsamen Melodie und weiblichen Background-Vocals auf, zudem wird am Mikrofon dieses mal eine richtig gute Leistung aufgefahren. Ansonsten versucht sich die Band auch mal an härterem Material wie „Blood, Sweat & Tears“ und „The Wheel Of Pain“, macht dabei aber eine eher durchschnittliche Figur. Trotz etwas härteren Gitarren wollen die Riffs nicht so wirklich zünden und auch der Gesang ist hier nicht allzu optimal, denn wirklich aggressiv wirkt er nicht.
Dem entgegen stehen aber auch sehr gelungene Tracks wie die mit einem gewissen Western-Flair ausgestattete Ballade „Blessed In Disguise“, in der Ashley einige sehr schöne Gesangsmelodien präsentiert. Auch das zehnminütige abschließende Titelstück „The Eternal Arcane“ weiß durchaus zu beeindrucken: Eingeleitet von Chören entfaltet sich bald der schleppende und atmosphärische Song, bevor das Tempo angezogen wird und eine fast schon epische Komponente hinzukommt. Auch die leichten Ambient-Einflüsse sind geschickt in das vielschichtige Stück eingewoben und wissen zu gefallen.
Obwohl einige Stücke auf dem Album einfach am Hörer vorbeigehen, gibt es auch Songs wie „If Uriel Falls“ oder „From Aeon To Aeon“, die wirklich vollends zu überzeugen wissen und das große Potential der Band zeigen. Der größte Pluspunkt der Platte ist jedoch die dichte Atmosphäre, bei der man vielen Genre-Kollegen weit voraus ist. Abgerundet wird das Paket durch die liebevolle Aufmachung des Albums, sodass über einige Ausfälle hinweggetröstet werden kann. Reinhören vor dem Kauf ist jedoch für Nichtkenner der Formation Pflicht, denn nicht jeder wird mit dem exzentrischen Gesangsstil Ashley Dayours warm werden. Ansonsten ist „The Eternal Arcane“ eine mehr als solide CD, die gekonnt klassischen Gothic Rock mit moderneren Elementen verknüpft, ohne dabei an Authentizität zu verlieren.