Das größte Problem für eine ehemalige Coverband dürfte sein, die riffenden und oftmals live gespielten Vorgaben anderer Bands endlich aus dem Kopf zu bekommen und den eigenen Stücken so weit es geht eine eigene Färbung zu verpassen – und genau da scheinen sich die Friesen Wendigo aus dem beschaulichen Schortens ein wenig selbst auf den Gummistiefeln zu stehen. Handwerklich ist da nicht viel zu meckern, und natürlich muss man auch nicht immer wieder den „passt fast immer Satz“ von der Neuraderfindung hervorkramen, doch ein wenig Originalität mehr darf schon sein.
Das fängt dann schon beim Bandnamen Wendigo an, gelten doch die kanadischen Black Metaller Wendigo (allerdings letzte VÖ in 2007) als genauso aktiv wie die ungarischen Prog Metaller Wendigo (hier kam als letztes die Full Length „Audio Leash“ 2009 heraus) oder auch die aus Oslo kommenden Black Thrasher Wendigo, die erst letztes Jahr mit dem Debüt „Anthropophagist“ vorlegten. Nun also das norddeutsche Quintett mit ihrer ersten EP überhaupt, welche als Initialzündung dann auch passenderweise „Initiation“ heißt.
Für eine erste Übersicht müssen dann auch drei Songs mit insgesamt knapp dreizehn Minuten Spielzeit reichen, die allesamt im hardrockigen Bereich mit mehr oder weniger deutlichen Blueseinflüssen angesiedelt sind. Die Produktion geht noch in Ordnung und steht dem erdigen Hard Rock ganz gut zu Gesicht, Luft nach oben besteht allerdings immer, was man beim treibenden Opener „Play It“gleich schon mal merkt – allerdings auch keine dieser trockenen Plastikproduktionen, sondern lieber ein mit leichtem Down-Under-Feeling angereicherter Hard Rocker inklusive feiner Leadklampfenarbeit und nettem Straßenanstrich.
Nur etwas knapp über zwei Minuten braucht das mit dem Bass startende „Sail On“, welches zu Beginn auch mal an „Born To Be Wild“ erinnert, zum Mitwippen animiert und in einem kleinen schwitzigen Club mit einer Gerstenkaltschale in der Hand sicher viel besser knallt. Das deutlich Blues-lastigere „ Holy Hypocrite“ ist dann das interessanteste Stück der EP, welches sich auch prima als Opener jeder Show anbietet, denn erst langsam finden Wendigo sich im Song ein, weben im schleppenden Rhythmus langsam Stoner- und Südstaatenflair ein und nehmen gegen Ende dann doch noch mehr Tempo auf. Dabei lassen sie das Grundgerüst des Songs aber zum Glück unangetastet und finden schlussendlich wieder zum schleppenden Eingangsritual zurück.
Als erste Übersicht und als erster Testballon ist „Initiation“ ganz gut gelungen, mehr darf man da wohl nicht erwarten. Mucke zum Mitwippen, das Bier bleibt dabei im Glas, genau der Stoff für kleine Clubs. Jetz müssen sie sich noch ein bisschen mehr von den Vorbildern lösen und auch nicht zu lange warten, bis sie mehr Stoff hinterherschieben – und sich dabei auch mal bei der Produktion in professionelle Hände begeben.