Vergleiche mit etablierten Bands sind bei Truppen, die gerade erst das Licht der Welt erblickt haben beziehungsweise frisch aus der Versenkung erscheinen, fast unvermeidbar – es sei denn, deren Sound ist so eigenständig, dass Vergleiche einfach nicht möglich sind. Geht es dabei um eine Industrial-(Rock-)Band, ist die Vergleichsbasis nicht gerade gering.
We Got This Far, die sich in diesem musikalischen Bereich ansiedeln und mit „Blunt Force Volume“ ihr Debüt-Album vorlegen, bieten auf eben diesem ebenfalls Raum für Vergleiche – ein Bandname fällt einem dabei sehr schnell ein, vor allem bei Tracks wie „.So.This.Is.Doom“ oder auch beim Intro „Breath Before The Plunge“: Nine Inch Nails. In der Tat scheint die Musik von deren Mastermind Trent Reznor einer der Haupteinflüsse für „Blunt Force Volume“ gewesen zu sein.
Doch ist die neue Band damit nur ein Abklatsch alter Werke? Mitnichten, denn auch wenn deren Debüt-Silberling nicht unbedingt mit Eingängigkeit gesegnet ist und große Melodien eher vergeblich gesucht werden, erzeugen We Got This Far doch ihren recht eigenen Stil und präsentieren sich auf den zehn Tracks wandlungsfähig und abwechslungsreich.
So kracht es beim ersten Song nach dem Intro, „Like Dying“, ziemlich, wobei neben stark verzerrten Gitarren auch stark auf verwirrende Effekte gesetzt wird. Ganz im Gegensatz dazu steht jedoch der Folgetrack „.Sedona“, bei dem Gitarren fast überhaupt keine Rolle mehr spielen. Durch elektronische Effekte, teilweise gepaart mit akustischen Instrumenten und vor allem mit eher düsteren Vocals versehen, wird dort ein anderer Schwerpunkt gesetzt.
Das Album pendelt so zwischen erhöhtem Gitarren- und erhöhtem Elektronikanteil, was für einen ausgewogenen Sound sorgt – mit vier bis fünf Minuten sind die einzelnen Stücke auch angenehm dimensioniert, sodass sich nichts ins Endlose hinzieht.
Eine Ausnahme bildet hier der schon angesprochene, vorletzte Track „.So.This.Is.Doom“, der mit etwas über neun Minuten Laufzeit längentechnisch als Brett daherkommt – und vom Sound her auch recht sperrig ist. Der Gesamtsound, der vor allem auf verstörende Verzerrungen setzt, erinnert wie bereits erwähnt stark an Trent Reznors Machwerke und ist, verglichen mit ihnen, auch kein Wunderwerk. Allerdings bietet „.So.This.Is.Doom“ eine willkommene Möglichkeit, vom stampfenden Rhythmus des vorherigen Songs „Anywhere But Here“ runterzukommen und quasi abzuschalten.
Als Rausschmeißer der Platte fungiert schließlich „Someone Somewhere“ im Gary Zon-Remix, der wiederum einen etwas anderen Akzent setzt.
Mit „Blunt Force Volume“ legen We Got This Far ein vielschichtiges Werk vor, bei dem es an sich nur an Eingängigkeit mangelt – Genrefreunde sollten allerdings trotzdem ein Ohr riskieren, da das gebotene Material nichtsdestotrotz interessant ist.