Gute zwei Jahre ist es her, dass ein düsteres Schiff namens V/Haze Miasma seine Jungfernfahrt mit dem Debütalbum „agenda:endure“ aufnahm, mit „Nebula“ steht jetzt eine EP in den Startlöchern, die noch in der ersten Januarwoche erscheinen und eine Brücke schlagen soll zwischen dem ersten Album und einer neuen Full-Length, die angeblich schon in der Mache ist. Da erscheint es nur folgerichtig, dass das atmosphärische Quartett neben zwei neuen Tracks einen älteren Song in neuem Gewand erstrahlen lässt – doch dazu gleich mehr.
Stilistisch bleibt man sich treu und lotet die Extreme zwischen melancholisch anmutenden Instrumentalpassagen, galoppierendem Black-Metal-Geballer und der Spannbreite der beiden Sänger aus, die wie schon auf der Debütscheibe nahezu alles bieten, was das Metalherz begehrt. Dabei kommt der Opener und Titelgeber der EP noch weitgehend ohne Vocals aus, lediglich ein wenig verzweifeltes Geschrei gibt die Richtung an, in die sich das Stück entwickeln soll; tatsächlich scheinen V/Haze Miasma hier nahezu nahtlos an ihre alten Stücke anzuknüpfen, stürzen sich Hals über Kopf in episch-atmosphärische Klangwelten und projiziieren einmal mehr Bilder von düsteren Wäldern, herannahender Dämmerung und klirrend kalten Nächten herauf.
Im Mittelstück „Hypocrite! ...Another Vicious Grimace“, titelmäßig angelehnt an einen Song vom ersten Album, schleicht sich die Truppe erst mal wenig beeindruckend heran; man kennt aber mittlerweile seine Pappenheimer und ist dann doch gefesselt von den unheilschwangeren Melodien, die sich nur zu bald in einen bedrohlichen Gitarrenpart verwandeln, an dessen Finale (endlich!) dumpfe Growls auf den gespannten Hörer warten. Durch klarere, gerufene Vocals entsteht schnell eine Sludge-behaftete Atmosphäre, die der Truppe wahnsinnig gut zu Gesicht steht und sich nur zu gern in flotte Black-Metal-Rhythmen entlädt. Auch hier muss man wieder anmerken: Trotz acht Minuten Laufzeit wird hier kein Auge trocken, kein Fuß still bleiben, selbst wenn man eher ein Fan knackigerer Spielzeiten sein sollte.
Im „Hubris Redux“ wurden die fiesen Black-Metal-Schreie, die den Song, der vor zwei Jahren als erste Single der Band überhaupt veröffentlicht wurde, durch klaren Gesang ersetzt, außerdem verlässt man sich auf Pianomelodien statt deftige Blastbeats – hochdramatisch wird der Song schon eingeleitet, dazu die klasse Stimmen der beiden Sänger, bei denen vor allem in den tieferen Passagen immer wieder Anleihen an The Vision Bleak durchscheinen, dazu eine eher klassisch anmutende Stimme als Gegenpart. Mehr kann man zum Jahresbeginn hin eigentlich nicht wollen.
Nur schwerlich kann man die Wartezeit mit der sehr sparsamen Tracklist auf „Nebula“ überbrücken, in der Hoffnung, dass die Herrschaften sich mit der Fertigstellung der neuen Full-Length-Scheibe ranhalten. „Nebula“ läutet das alte, insgesamt eher unschöne Jahr jedenfalls angemessen aus und dient gleichzeitig als musikalisches Sprungbrett ins Jahr 2022 – wir können neues Material kaum erwarten!