Viel Zeit wollen die Holländer Vanderbuyst wohl nicht verlieren, bevor ihnen der Schädel vor lauter Riff- und Rockideen platzen könnte. Fast auf den Punkt ein Jahr nach dem famosen Zweitwerk „In Dutch“, welches wiederum das ein Jahr zuvor veröffentlichte selbstbetitelte Debüt ablöste, steht das Trio nun schon mit Numero drei am Start: „Flying Dutchman“. Irgendwie könnte man sich verwundert den Kopf kratzen und fragen, wann sie sich denn auch mal im Proberaum verschanzen, diverse Kreativpfeifchen ausprobieren und sich der Muse hingeben, dem 70er inspirierten Rock’n’Roll ein neues Gütesiegel aufzustempeln.
Gitarrist Willem hatte bereits Anfang des Jahres bei der Tour mit Grand Magus und Bullet im Interview preisgegeben, dass die neue Scheibe schon fertig komponiert sei, knapp vierzig Minuten beinhalte und nur noch aufgenommen werden müsse. Nun, präziser kann eine Vorankündigung kaum sein, denn auch die Spiellänge von annähernd 40 Minuten haben sie sogar eingehalten – maximale Ausnutzung auch der Vinylausgabe.
Mehr Shows, mehr Festivalpräsenz, der Vanderbuyst-Zug ist ja gar nicht mehr aufzuhalten und Ván Records wären völlig bescheuert, nicht auch das dritte Album über die Ladentheke zu schieben – und sicherlich wird mit der Zeit auch bei diesen holländischen Hard Rockern die Gerüchteküche unnötig blubbern, wenn ein möglicher, finanzkräftigerer Musikmogul mit entsprechenden Scheinen für einen Wechsel animiert: Warum das? Weil Vanderbuyst mit „Flying Dutchmen“ wieder annähernd alles perfekt gemacht haben. Schon beim Debüt hatte sich The-Pit.de-Frank weit aus dem Fenster gelehnt: „Hier müssen sich sogar alte Rocklegenden warm anziehen“.
Stimmt, denn auch das neue Album strotzt vor lauter Rocknummern, die immer wieder ein paar Reminiszenzen aus den Siebzigern aufweisen. Mit „Never Be Clever“ lassen sie in ganz besonderer Art und Weise eine holländische Rocklegende hochleben und huldigen so Hermanus „Herman“ Brood mit einer schönen Coverversion, bei der man herrlich mits(w)ingen kann. Der Opener „Frivolous Franny“ hat glatt einen leichten Deep Purple-Touch abbekommen, „The Butcher’s Knife“ lebt von der bassbetonten Spielweise und wird durch die Leadgitarre nur selten abgelöst. „Johnny Got Lucky“ ist nicht nur ein schöner Hard-Rock-Stampfer, auch Selim von The Devil's Blood hat hier einige Gitarrenparts beigesteuert und dem Song eine schöne ZZ Top-Note verpasst. Selim hat übrigens auch für den Rausschmeißer „Welcome To The Night“ ein paar Soli eingepielt – nicht, dass Vanderbuyst das nötig gehabt hätten, eine nette Idee ist es allemal.
Dazu gesellen sich dann aber auch noch famose Uptempo-Kracher wie „In Dutch“, welches einmal mehr zum absoluten Hit durchstarten wird, oder auch „Waiting In The Winds“, womit sie sich nicht nur als reine Hard-Rock-Band outen, sondern auch Bescheid geben, dass ihnen einige metallisch rockende Prinzipien nicht fern sind. Als weiterer Partyrenner wird sich „Tears Won’t Rinse“ etablieren.
Und wo ist der wunde Punkt? Klar, die Ballade; denn wenn auch das akustische Intro sehr stimmig klimpert und Jochen gesanglich eine gute Arbeit abliefert, so rettet vielleicht allemal der Refrain noch über die Schnarchfahrt hinweg. Okay, geschenkt, denn der komplette Rest revolutioniert das Hard-Rock-Genre zwar nicht, doch „Flying Dutchman“ hat genug Feuer im Arsch, um Vanderbuyst mit ihrem dritten Album wieder ein deutliches Stückchen weiterkommen zu lassen. Und sollte die alte Regel noch stimmen, dass beim dritten Album entscheiden wird, ob aus einer Band noch was wird oder nicht, dann heißt es hier: Mehr „Make it“ als „Break it“.