2017 durfte man dem ersten Lebenszeichen der aus der Asche von Ctulu hervorgegangenen Vamacara lauschen, namentlich „Mantras For The Manifold“, die in EP-Länge eine dreckige, sinistre Mischung aus Black, Death, Ambient, Sludge und Stoner präsentierte und klar machte: Mit dieser Band ist noch zu rechnen.
Fünf Jahre später stehen die Musiker unter der Ägide des baden-württembergischen Labels MDD Records, Zeit und Muße hatte man in der Pandemiezeit anscheinend ausreichend gefunden, um sechs neue Tracks einzuspielen, die im ersten Durchlauf noch bitterböser tönen als die damalige EP. Zu Promozwecken wird der Stil gerne mal als „70er-Rock mit Blastbeats“, wirklich gerecht wird aber auch diese Bezeichnung dem okkulten Mischmasch nicht, bei dem nicht nur auf englische Texte gesetzt wird, sondern auch Griechisch, Polnisch und sogar Türkisch mit einfließen dürfen, gerade im Metalbereich heute immer noch eine recht ungewöhnliche Mischung mit Wiedererkennungswert.
Im ersten Durchlauf gilt es erst mal, seine Synapsen einigermaßen zu sortieren; wo bei anderen Alben schon beim ersten Hören der ein oder andere Anspieltipp durchschimmert, kann man sich hier nur an Bekanntes klammern: Als erste Single wurde „Alchemical Symbolism“ ausgewählt und mit dem ersten – durchaus irritierenden – Video der Band überhaupt versehen, ein bösartiges Biest von einem Song, bei dem man das unbestimmte Gefühl hat, dass das musikalische Duo sich mal so richtig austoben wollte. Was da noch relativ harmlos mit orientalisch anmutenden Klängen startet, wird schon bald zu einer Achterbahnfahrt irgendwie zwischen Hypnose und Zerstörung, was vor allem an A.s grundfiesen Growls liegen mag, aber auch die Tempowechsel, die das Duo auf „Cosmic Fires: The Enlightenment Reversed“ geradezu exzessiv betreibt, tun einiges dafür, den Hörer in tiefe Unsicherheit zu stürzen. Die fast rock‘n‘rolligen Einsprengsel hat die Truppe dann noch von der ersten EP mit hinüber gerettet, was auch den neuen Songs wahnsinnig gut zu Gesicht steht – so haben wir unseren ersten Anspieltipp dann also doch gefunden.
Deutlich fieser und räudiger geht es dann schon zu Beginn von „Vintage Filth Merchants (Yaşlı Pislik Tacirleri)“ zu, man bewegt sich zwischen schwarzmetallischem Gekeife und doomig angehauchten Gitarrenpassagen, und eigentlich hat man mal wieder das Gefühl, dass alle Beschreibungen nur sehr unzureichend auf die Musik von Vamacara anwendbar sind.
Wir versuchen‘s trotzdem weiter: „Rat Saliva“ kann allein für den Songtitel schon Punkte einfahren, begeistern kann aber auch und vor allem das Sluge-lastige Gewand des Songs, die massiven Gitarren, die wie irr prügelnden Drums – kurzum, der Track weiß an allen Ecken und Enden zu überzeugen. Dabei zerrt die Musik regelrecht am Hörer, will ihn einfangen und einmal durch den Fleischwolf gedreht wieder ausspucken, falls er sich nicht direkt freiwillig dem düsteren Soundgebräu hingibt. Wahnsinn.
Nach der knappen halben Stunde Laufzeit, in die das Trio mehr Action gepackt hat als es so manch andere Band auf der doppelten Spielzeit vermag, muss man sich dann aber erst mal ausruhen. Die dritte, vierte, x-te Hör-Runde steht an. Dabei sollte man sich aber fest an einem massiven Einrichtungsgegenstand verkabeln – sonst läuft man unwillkürlich Gefahr, in die Untiefen von „Cosmic Fires: The Enlightenment Reversed“ hinabgezogen zu werden.