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Uncle Acid & The Deadbeats: The Night Creeper

Leichter zugänglich als die Frühwerke – entwickelt mit der Zeit eine hypnotische Wirkung
Wertung: 8/10
Genre: Doom/Psychedelic Rock
Spielzeit: 55:20
Release: 04.09.2015
Label: Rise Above Records

Man kann über die „Retrobands“ schimpfen so viel man will, Tatsache ist, dass sie fast alle eine ganz eigene Herangehensweise haben und damit jeweils ziemlich eigenständig tönen: Ob The Devil's Blood (R.I.P.), Jess And The Ancient Ones, Ghost, Jex Thoth, Blood Ceremony, Graveyard, Blues Pills oder wer auch immer: Jede Combo besitzt bei allen erkennbaren Roots in den verschiedenen (rock)musikalischen Auswüchsen der Sechziger und Siebziger doch einen sehr unverwechselbaren Stil und also auch Unverwechselbarkeit.

Für Uncle Acid & The Deadbeats gilt dies ebenfalls in hohem Maße, auch wenn man sich unter Umständen sehr schwer tun kann und einige Geduld braucht, um den recht gewöhnungsbedürftigen Sound der Engländer zu verinnerlichen. Dabei ist „The Night Creeper“ bereits das vierte Studioalbum der Band und hier machen sie es einem schon wenigstens ein bisschen leichter, besonders im Vergleich zu den beiden Erstlingswerken „Vol. 1“ und „Blood Lust“. So klingt die Stimme von Frontmann und Gruselstory-Erzähler Kevin Starrs („Uncle Acid“) nicht mehr ganz so hoch und geistesgestört – dennoch hört er sich immer noch wie ein hermaphroditischer John Lennon auf LSD an, der nach der Performance noch mal alle Vocal-Tracks schön durch den Zerrer gejagt hat. Und songschreiberisch und Arrangement-technisch wirkt alles ein wenig „geordneter“, was mitnichten glattgebügelter meint: Dafür sorgen schon allein der kratzige und schmutzige Gitarrensound und generell die organische, harsche Produktion.

Auch ansonsten herrscht hier immer noch eine Atmosphäre vor, als würden The Beatles, Black Sabbath und Electric Wizard auf Drogen eine okkulte Messe abhalten, während im Hintergrund alte Horrorfilme ablaufen. So hatte auch Starrs im Vorfeld eine eigenwillige, aber interessante Umschreibung für das Konzept der Scheibe abgegeben, indem er davon sprach, dass das Album seine Existenz als billiger Groschenroman, wie man sie an Bahnhofskiosken kaufen kann, beginnen könnte, um dann in einen Film Noir adaptiert zu werden, der dann zwanzig Jahre später als brutaler Slasher-Film ein Remake erfährt.

Klingt ein bisschen verrückt, doch tatsächlich vereint das Album viel dunkle Atmosphäre verschiedenster Art zu einem düster-psychedelischen Konglomerat. Bei den schweren Riffs stehen in erster Linie unzweifelhaft Black Sabbath Pate und die Eingängigkeit selbiger ist definitiv höher zu bewerten als bei den Vorgängerwerken. Mit den vielen Wiederholungen des jeweiligen Hauptthemas, meist dezent unterlegt von einem Mellotron oder einer Orgel, der Zähflüssigkeit der Kompositionen und der Tatsache, dass die Songs praktisch alle im gleichen Tempo gehalten sind, muss man zumindest als gänzlich Unbeleckter erst einmal klarkommen, doch entwickelt das Ganze mit der Zeit eine hypnotische Wirkung, die fasziniert, und Tracks wie „Waiting For Blood“, „Murder Nights“, „Pusher Man“, das Titelstück oder das herausragende „Melody Lane“ lassen einen nicht mehr so schnell los.

Aus dem Rahmen fallen das zarte Instrumental „Yellow Moon“ und das langsame und größtenteils ruhig gehaltene „Slow Death“, das sich beinahe Jam-artig aufbaut und mit prasselndem Regen unterlegt wurde, der die ohnehin schon große Intensität noch verstärkt. „Black Motorcade“ bildet nach einer kleineren Pause ähnlich wie „Down To The Fire“ auf „Blood Lust“ einen akustisch geprägten, fast besinnlichen Abschluss der Platte.

Wer mit inhaltlich okkultem und musikalisch von den alten Recken vergangener Tage beeinflusstem Zeug etwas anfangen kann, kennt Uncle Acid & The Deadbeats wahrscheinlich sowieso schon. Sollte dies nicht der Fall sein, bietet sich „The Night Creeper“ (oder auch dessen Vorgänger „Mind Control“) als Einstieg, um die Combo kennenzulernen, wahrscheinlich besser als die Frühwerke an, da „Vol. 1“ und „Blood Lust“ noch roher und chaotischer wirken und daher schwerer zugänglich sind. In jedem Fall eine Scheibe (oder überhaupt eine Band), die in der richtigen Stimmung gehört werden sollte, um die bestmögliche Wirkung zu entfalten.

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