Bereits seit Veröffentlichung des Demos „The Winding Path“ im Jahr 2007 verfolgen wir hier die musikalische Entwicklung der Kasseler Timor Et Tremor, wobei sich die drei bisherigen Full-Length-Alben „My Oaken Chest“ (2009), „Upon Bleak Grey Fields“ (2012) und „For Cold Shades“ (2016) kontinuierlich weiter entwickelt haben und von einer düsteren Pagan-Vision zu eiskaltem Black Metal mutiert sind. Die aktuellste Scheibe „Realm Of Ashes“ hat da natürlich gleich den Radar anspringen lassen; auch diesmal veröffentlicht die Truppe wieder via Trollzorn Records, auch diesmal kann man sich auf unheilvollen, atmosphärisch dichten Black Metal freuen – immerhin hat die letzte Scheibe vor sechs Jahren knackige neun Punkte einfahren können, die Messlatte liegt entsprechend hoch.
Sorgen bezüglich der musikalischen Qualität muss man sich bei den Hessen ohnehin nie machen: Auch nach dem vierten und fünften Durchlauf kann man auf „Realm Of Ashes“ immer noch Neues entdecken, kann sich erfreuen an den tighten Instrumentalpassagen und Hendriks variablem Stimmumfang, der so ziemlich alles abdeckt, was man im extremen Metalbereich gerne haben möchte; dabei holzt das Quintett nicht wie andere Schwarzwurzelkapellen stumpf drauflos oder versinkt in Clean-Vocal-Klischee-Kitsch, sondern serviert alles in allem (nur) acht bombenstarke Stücke.
Der Opener „Mirrors And Smoke“ fungiert mit seiner Laufzeit von unter drei Minuten fast schon als Intro, wenn auch als recht druckvolles – „Voices From The Coffin“ hat dann nicht nur einen wunderbar gruseligen Titel, sondern zieht auch das Tempo ordentlich an. Rasantes Drumming und flirrende Gitarren untermalen fieses Geschrei, man scheut sich nicht davor, auch gemäßigtere Passagen einzustreuen, die den darauffolgenden Ritt nur noch spektakulärer wirken lassen. Dabei werden die Nackenwirbel ordentlich beansprucht – so wünscht man sich modernen Black Metal.
Bärenstark auch das achtminütige „King Of The Lost“, das einen deutlich schwermütigeren Touch verströmt und fast ein bisschen Katatoniaeske Stimmung aufkommen lässt. Die zornigen Spoken-Word-Passagen fügen sich perfekt ein in die grantigen Vocals, mit seinen cleveren Tempowechseln dürfte der Song auch live für ordentlich Bewegung sorgen (was eben auf einem Black-Metal-Gig so als „ordentlich“ durchgeht). Teils schleppende Instrumentals sorgen für das finale düstere i-Tüpfelchen, auch die Melodiefraktion wird nicht vergessen und bekommt im letzten Drittel noch mal schöne Gitarrenuntermalung präsentiert. Übrigens kann auch das therapeutisch betitelte „Catharsis“ die Melodiefolgen weiterführen, kommt eher schleppend durch die Boxen und nimmt nur langsam Fahrt auf; hier kann man dann noch die Pagan-Wurzeln der Band erspähen, die immer wieder vor allem bei den Gitarren durchscheinen.
Wie ein Hammer auf den Schädel bricht dann „A Crown Of Bones“ durch die Lautsprecher, sägt mit garstigen Gitarren durch die Hirnrinde und liefert bitterböse Vocals ab – definitiv einer der stärksten Songs der Scheibe!
Wer auf (deutschen) Black Metal steht und Timor Et Tremor noch nicht kennt, sollte dringend den nicht allzu umfangreichen Backkatalog auschecken. Von den Anfängen bis zur derzeitigen Scheibe kann man eine spannende Entwicklung verfolgen, sodass eigentlich für jeden Freund von extremem Metal etwas dabei sein sollte. Auch hier dürfen sich die Kasseler Jungs wieder über eine Bewertung in den obersten Rängen freuen.