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Threshold: Dividing Lines

Das Dutzend ist voll, das Niveau bleibt weiterhin sehr hoch
Wertung: 9,5/10
Genre: Progressive Metal
Spielzeit: 64:50
Release: 18.11.2022
Label: Nuclear Blast

Nachdem sie vor nunmehr fünf Jahren erstmals ein Doppelalbum veröffentlichten, machen Threshold 2022 das Dutzend voll und haben diesmal wieder „nur“ eine reguläre Einzelscheibe am Start. Alle, die an „Legends Of The Shires“ bemängelten, dass die Scheibe ja eigentlich auf Damian Wilsons Stimme zugeschnitten war, von dem sich die Band erst nach der Kompositionsphase trennte (und der inzwischen als Frontmann bei Arena angeheuert hat, die mit „The Theory Of Molecular Inheritance“ jüngst ebenfalls ein tolles neues Album herausgebracht haben), können sich mit „Dividing Lines“ möglicherweise etwas besser anfreunden.

Es bleibt nämlich nach wie vor festzuhalten, dass Glynn Morgan zwar sicher nicht ganz an Damians stimmliches Niveau heranreicht, trotzdem ein sehr guter Sänger ist und die Songs der neuen Scheibe – schließlich ist er bei seiner zweiten Mitgliedschaft inzwischen auch schon wieder einige Jahre mit an Bord – klarer auf ihn gemünzt sind. Zumal er sich diesmal auch selbst bei drei Stücken als Autor verewigt hat.

Was des Weiteren einen unumstößlichen Fakt darstellt, ist die Tatsache, dass nach wie vor gilt: Wo Threshold drauf steht, ist Threshold drin. Die Formation wird weiterhin als Prog-Band aufgeführt und vereint natürlich solche Elemente, sieht sich jedoch selbst längst nicht mehr als eine solche, und hat auch auf ihrer zwölften Studioplatte allenfalls Nuancen verändert. So agiert man diesmal melancholischer, düsterer und härter als auf „Legends Of The Shires“, was Keyboarder Richard West im Vorfeld durch die Blume bereits ankündigte, als er davon sprach, dass „wir in unsicheren Zeiten leben“, was „die allgemeine Stimmung des Album widerspiegeln“ würde. Außerdem habe man, ähnlich wie seinerzeit bei „Subsurface“ einen politischen Kommentar eingeflochten.

Das wird gleich bei der ersten veröffentlichten Single „Silenced“ recht klar kommuniziert, in der man sich mit den Folgen der desaströsen Corona-Politik auseinandersetzt. Fast überflüssig zu erwähnen, dass die Engländer sich hier erneut einen Ohrwurm allererster Güte aus dem Ärmel geschüttelt haben. Unfassbar, wie eingängig das schon wieder ist, und bei einer Länge von viereinhalb Minuten die absolut logische erste Auskopplung. Doch hat die Truppe über die gesamte Albumdistanz abermals die perfekte Balance gefunden zwischen poppigen, dennoch gänzlich kitsch- und klischeefreien Hooklines und geschmackvoll arrangierten, gediegenen Prog-Abfahrten, die gewohnt ungezwungen und abwechslungsreich und bei aller technischen Klasse der Musiker bar jeglichen Gegniedels sind.

Die erste Hälfte der Scheibe ist praktisch makellos und bietet ausnahmslos Kompositionen auf schwindelerregendem Niveau, die mit jedem Durchlauf mehr wachsen: Der schwungvolle Opener „Haunted“, der in der Tradition solch eröffnender Hits wie zuletzt „Small Dark Lines“ oder „Watchtower On The Moon“ steht, macht den Anfang –  das Mainriff brennt sich (natürlich) sofort ein. „Hall Of Echoes“ präsentiert sich ein wenig verschachtelter und spaciger, während das von Glynn Morgan verfasste, aufwühlende „Let It Burn“ den vielleicht besten Refrain der Platte beinhaltet (bei dem im Hintergrund sogar Growls zu hören sind, was den gesteigerten Härtegrad zementiert) und ebenfalls einen ziemlich deutlichen gesellschaftlichen Kommentar abgibt. „The Domino Effect“ bildet schließlich das erste von zwei Elf-Minuten-Gourmet-Epen, die sich beide vor früheren Longtracks der Band nicht zu verstecken brauchen.

Die zweite Hälfte erreicht dieses Kaliber beinahe, lediglich „Run“ fällt leicht ab ohne allerdings als Ausfall bezeichnet werden zu müssen – Füllmaterial braucht jedenfalls niemand zu beklagen: „Complex“ markiert entgegen seinem Titel einen kompakten Hit mit „Slipstream“-Schlagseite, „King Of Nothing“ mutet elegisch an und ist tatsächlich dann doch mal etwas Threshold-untypischer und „Lost Along The Way“ klingt wie Achtziger-Jahre-Genesis auf Metal, was ziemlich cool kommt. Beim zweiten großen Epos „Defence Condition“ wird dann einmal mehr ein Prog-Rundumschlag ausgeführt und das Album perfekt abgerundet; wie in „Let It Burn“ wurden auch hier ein paar unaufdringliche Growls eingebaut.

Ich weiß, ich wiederhole mich da, aber es ist und bleibt mir ein Rätsel, wie diese Typen es jedes Mal schaffen, so wenig zu verändern, stellenweise fast schon sich selbst frech zu zitieren und trotzdem verlässlich so gigantisch geile Scheiben abzuliefern. Von West und Groom knackig produziert, ist den Briten mit „Dividing Lines“ erneut ein Volltreffer auf höchstem songschreiberischen Level gelungen. Diese Band kann einfach keine schlechten Alben machen, im Gegenteil: das vorliegende ist in einer an Höhepunkten wahrlich nicht armen Diskographie eines ihrer besten überhaupt.

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