The White Buffalo aka Jacob Smith befindet sich dieses Jahr in Begleitung des „dark horse“, zumindest wenn man dem Titel der neuen Scheibe „Year Of The Dark Horse“ glauben kann: Zwei Jahre nach der letzten Veröffentlichung „On The Widow‘s Walk“, die starke neuen Punkte einfahren konnte, liefert der Mann schon wieder nach und kredenzt wie immer eine mitreißende Mischung aus Americana, Dark Country und Folk Music, mit Anleihen im moderneren Rock und auch mal Metal. Ein Jahreszeitenalbum soll die neue Scheibe sein, Titel wie „Winter Act 2“ oder „Love Will Never Come/Spring‘s Song“ legen dies nah, auch wenn man von den Stimmungen der Tracks nicht immer auf die betreffende Jahreszeit schließen kann.
Bestechend natürlich wie immer: die Stimme. Smith weiß zu betören, zu hypnotisieren, mit seinen Geschichten zu fesseln, und würde sich sicherlich auch gut als Wanderprediger machen. Ausreichend Charisma wäre in jedem Fall vorhanden. Wie auch bei den früheren Alben des Amis muss man der neuen Scheibe allerdings einige Durchgänge gönnen, um richtig einzusteigen: Songs wie „Heart Attack“ stechen zwar schon bei der ersten Runde positiv hervor, insgesamt mutet die Scheibe aber wie der Vorgänger wieder recht ruhig an – ein Eindruck, der sich im Verlauf wie üblich noch ändern soll.
Ziemlich zu Beginn lässt der Musiker mitsamt seiner Crew ein absolut starkes und sehr unterschiedliches Dreierpaket auf den gespannten Hörer los: „Kingdom For A Fool“ gibt sich mit seiner fast flirrigen, fast hawaiianisch anmutenden Gitarre zu Beginn noch sehr entspannt, Smith kann sich aber vor allem im letzten Drittel stimmlich so richtig austoben, wenn der Song sich in immer neue Höhen schraubt; „Love Will Never Come/Spring‘s Song“ überrascht dann mit unheilschwangeren Percussion-Elementen und wütend-verzerrtem Gesang und markiert so den härtesten Song der Scheibe, und die dritte Überraschung im Bunde mit dem Titel „She Don‘t Know That I Lie“ kommt dann mit ihren Keyboards und der karibischen Marimbula beinah schon als traurige Seemannsweise daher. Wer die Vielfältigkeit der Musik des weißen Büffels erkunden will, hat hier das perfekte Trio vor sich.
Songs wie das ruhig gehaltene „C‘mon Come Up Come Out“ fallen dann ein bisschen hinten runter, dafür kann „Heart Attack“ wieder vollends überzeugen, baut im Hintergrund rhythmisches Klatschen ein und trägt dazu zu dem deutlichen bluesigen Eindruck bei. Dass auch ruhigere Songs durchaus Eindruck machen können, beweist einmal mehr „52 Card Pickup“, bei dem auch stimmlich deutlich mehr geboten wird als zum Beispiel beim eher blassen „C‘mon Come Up Come Out“.
Auch die ruhigeren Songs haben natürlich auf „Year Of The Dark Horse“ ihre Daseinsberechtigung, hätte man eins oder zwei allerdings gegen flottere Stücke ausgetauscht, hätte es der Stimmung sicherlich nicht geschadet. Trotzdem kann man die neue Scheibe des Ausnahmemusikers aus Oregon natürlich nur wieder im höheren Punktesegment einordnen. So vielseitig, eindringlich und furchtlos wie Jake Smith musizieren nur die wenigsten – und das noch mit deutlicher harter Kante, trotz des Country- und Folkteppichs. Man kann sich nur wenige Wochen nach Veröffentlichung eigentlich schon wieder auf die nächste Veröffentlichung freuen.