Herzlichen Glückwunsch – so viel Zeit muss sein – für 30 Jahre Tankard, für die Frankfurter Thrash-Veteranen. 30 Jahre voller exzessiver Gelage, unzähliger Stagediver, einer halben Million Liter Schweiß, tonnenweise Bier (am Besten aus der Dose) und Durchhaltevermögen. 30 Jahre ohne Reunion, denn was so viele Bands nicht schaffen und in einem zweiten Frühling gerne wieder aufleben lassen wollen, haben Tankard gar nicht erst nötig.
Knapp eineinhalb Jahre haben Tankard gebraucht, um den Nachfolger zum sinnig betitelten Vorwerk „Vol(l)ume 14“ einzuspielen, womit sie dann im Rhythmus bleiben, alle zwei Jahre ein Album herauszuhauen. „A Girl Called Cerveza“ steht da aber ein wenig mehr im Fokus der Fans, markiert doch dieser Output das Jubiläum, wobei sich Gerre ja schon im letzten Interview durchaus Gedanken über ein Altmetallerdorf gemacht hat. Doch von Altmetall kann auf der neuen Scheibe nicht die Rede sein, ballern Tankard doch genauso weiter, wie die Fans sie lieben und verehren, ohne ihren teutonischen Thrash mit Plörre aus Spanien zu verwässern.
Viel haben die Frankurter Schluckspechte nicht geändert, denn mit „Rapid Fire (A Tyrant’s Elegy)“ knüpfen sie eigentlich direkt an das Vorgängeralbum an; Riffattacken treffen auf Doublebass-Gewitter, über dem Ganzen thront dazu die unverwechselbare Stimme Gerres – eine Tankard-Standardnummer, die Spaß macht, aber jetzt auch nicht gerade vom Hocker haut und so nicht gerade den optimalen Start hinlegt. Mit dem Titeltrack „A Girl Called Cerveza“ allerdings löst sich der eingetrübte Gedanke an ein „Nummer sicher“-Album auf, denn einmal mehr beweisen sie, wie mit humoristischem Augenaufschlag die Themen Nummer eins uns zwei – Allolohol und Frauen, in welcher Reihenfolge auch immer – mit schön hartmetallischen Gitarrenanschlägen untermalt werden können.
Neben humoristischen Ausflügen kommen aber auch zeitkritische Aussagen zum Zuge („Masters Of Farces“), bei „Witch Hunt“ wird ein wenig mehr auf die Tube gedrückt und auch „Not One Day Dead (But One Day Mad)“ gehört zu den aggressiver davon preschenden Tracks – letzterer stellt übrigens ein schönes Wortspiel auf die eigene Vergangenheit (30 Jahre ununterbrochen am Start) dar. Bei „Running On Fumes“ dürfen erst wieder die akustischen Klampfen ran, bevor der Strom eingeschaltet wird und sich der Track schnell zum Headbanger entwickelt.
Für „The Metal Lady Boy“ haben Tankard dann sogar Labelgenossin Doro ins Studio gekarrt – eine etwas zwiespältige Nummer, thrasht sie doch recht fröhlich vor sich hin und hat dort auch ihre Stärken; wenn aber das Tempo herausgenommen wird und sich Doros Stimme in den Vordergrund schiebt, werden sich sicherlich viele Thrashheads mit Kopfschütteln abwenden, erst wenn sie im Duett mit Gerre auch im thrashenden Part ins Mikrofon rotzt, kann man von einer gelungenen Kombination sprechen.
Nun, das Nuclear-Blast-Debüt und gleichzeitig 15. Studioalbum wird ein bisschen zum Wackelkandidat, nicht wirklich schlecht, aber auch nicht der Überhammer, es fehlen einfach die Ohrwürmer wie z.B. „Time Warp“ oder „Weekend Warriors“, Ohrwürmer, die ein wenig aus den ganzen Thrashbatzen hervorragen. Der Titeltrack sowie „Not One Day Dead (But One Day Mad)“ können da noch locker mithalten, aber Songs wie der Opener oder auch „Metal Magnolia“ reißen die Scheibe punktemäßig nach unten. Was allerdings die Teutonen-Thrasher nach wie vor auszeichnet, ist der nicht aufgesetzte Wortwitz, mit dem man sich schnell identifizieren kann. Jetzt bleibt dank Tankard nur noch der Gang zur nächsten Tanke, denn das Dosenbier ist leider schon wieder alle.