Heutzutage ist aber auch nichts mehr, wie es scheint … Da sieht man den ganzen lieben langen Sommer über nur hier und da mal einen einsamen Schmetterling in der Gegend herumfliegen und da sprechen die Finnen gleich von einer Schmetterlingsplage. Oder sie veröffentlichen der Tage ein Werk, das über eine Stunde lang ist und bezeichnen dieses dann lediglich als EP. Sachen gibt´s…
Ursprünglich war dieses Opus gedacht als eine musikalische Untermalung für ein Ballettprojekt, doch nachdem dort alles schief lief und das Ganze dann bankrott gegangen war, möchten die Jungs dieses Werk nun filmtechnisch umsetzen. Kann ich mir sehr gut vorstellen, dass das ein Knaller werden könnte.
Doch nun zur Musik: Das 35-minütige Sahnestück „Plague Of Butterflies“, das unterteilt ist in die drei Kapitel „Losing The Sunsets“, „Plague Of Butterflies“ und „Evael 10:00“ besticht durch solch geniale, die Freudentränen zu dutzenden in die Augen treibenden Melodiebögen, wie sie nur von einer finnischen Band geschrieben werden können. Nach fünf Minuten erhebt Mikko seine wunderschöne Cleanstimme, zu der sich dann auch Growls und Screams hinzugesellen. Die Leadmelodie ist einfach unerreicht und schwer zu beschreiben, einfach deshalb, weil die Worte das nicht fassen können, was hier intoniert wird. Ein Pianopart hier, auf den eine 1A-Black Metalpassage folgt; tiefste Growls zu depressiven, orchestralen Klängen dort, dann wieder ein ganz ruhiger Moment … Es ist schier unbeschreiblich, wie ergreifend, wie präsent das Material ist und wie gut es die Finnen verstehen, diese Art von Musik bestens in Szene zu setzen.
Gerade aufgrund des Wechsels zwischen verschiedenen Geschwindigkeiten, durch Cleanvocals, Growls und Flüstern, durch den Wechsel zwischen ganz ruhigen Parts mit Passagen voller Erhabenheit und Black Metal-typischer Raserei merkt man gar nicht, wenn die mehr als halbe Stunde um ist. Zu sehr kann man sich von der Musik treiben lassen; zu sehr wird man mit Haut und Haar davon eingenommen.
Etwas wirklich Neues servieren uns die Finnen hier nicht, aber das ist auch gar nicht nötig, denn sollen sie ruhig vollstens ihrem Stil treu bleiben, wenn ein derart geniales Ergebnis dabei heraus kommt. Unterm Strich dieses Epos bleibt ganz großes Kino der Finnen, die mit „Plague Of Butterflies“ eine künftig wohl unerreichte Glanzleistung vollbracht haben.
Als Schmankerl nicht nur für alte Fans der Band gibt es nach diesen absolut genialen 35 Minuten auf dieser Scheibe zudem noch die Songs der Demoscheibe „Out Of This Gloomy Light“ aus dem Jahre 2003. Trotz des wuchtigen Starts von „Through Her Silvery Body” hört man, dass die Jungs sich in der Zwischenzeit enorm weiter entwickelt haben. Schon damals hatten die Finnen ein außerordentlich gutes Händchen für drückendes Riffing; für ergreifende Melodien. Doch sie haben es über die Jahre geschafft, ihre Arrangements mehr und mehr auszuarbeiten. In den Songs des Demos hört man also sehr eindrucksvoll, wie quasi alles anfing mit dieser großartigen Band Swallow The Sun.
Das düstere „Out Of This Gloomy Light“ ist gespickt mit genialen Melodien, gewürzt mit markigen Growls und wird einfach jedem STS-Fan bestens munden, auch wenn er diesen Song erst jetzt, 5 Jahre nach der Geburt des Songs kennenlernt. Wunderschöne, wenn auch weniger düster anmutende Klänge vernimmt man in „Under The Waves“ – vielleicht ein zarter Hoffnungsstreif am Horizont? Egal, genial ist das Material auf jeden Fall. Deftiger kommt das Stück dann aber doch noch daher mit härteren Drums als man es vermutet hätte.
Und „Swallow (Horror Pt.1)“ als letzter Song zeigt Doom Metal par excellence! Besser kann man es nicht machen. Man erkennt, dass 2003 schon die Weichen auf Erfolg gestellt waren und dass es absolut kein Wunder ist, dass Swallow The Sun mit ihrer Musik so erfolgreich sind.
Fazit: Die Finnen dürften sich mit „Plague Of Butterflies“ wohl ein Denkmal gesetzt haben. Und Fans der Band schwelgen zudem mit den Songs des längst vergriffenen Demos „Out Of This Gloomy Light“ im siebten Himmel. Da ich in allen Belangen mehr als nur zufrieden bin, lasse ich die Höchstpunktzahl aus dem Sack, denn nichts anderes wird dieser brillianten Vorstellung gerecht.