Es wurde Zeit für Stone Sour-Fans: Das letzte Album “Audio Secrecy” hatte nicht unbedingt zu den ganz großen Würfen der Band gehört, war eine Portion zu leidenschaftslos dahergekommen und immerhin schon 2010 erschienen – eine halbe Ewigkeit, in der man sehnsüchtig auf neuen Sour’schen Output warten musste. Im Oktober letzten Jahres dann die rasche Wende: Mit „House Of Gold And Bones Pt. 1“ stand endlich eine neue Scheibe bereit totgehört zu werden und der Titel implizierte aufregenderweise auch noch mindestens ein Doppelalbum. Vorab konnte man sich bereits auf der Facebookseite der Band ein paar Schnipselchen anhören, die Großes versprachen.
Der erste Eindruck zählt ja bekanntlich einiges und da das Auge außerdem mit isst, kann man nicht umhin kommen, die optische Verpackung zu bewundern. Ein dunkel gehaltenes, innen ewig aufklappbares Digipack – hübsch, hübsch und genau abgestimmt auf den generell recht düsteren Unterton der Scheibe.
Es braucht ein bisschen, bis man nach einem recht deftigen Einstieg mit „Gone Sovereign“ seinen ersten Glanzpunkt in Form des großartigen „A Rumor Of Skin“ gefunden hat. Treibende Drums und ein packender Refrain befördern den Song direkt auf die Liste der Tracks, die im Lauf der nächsten Wochen bis zum Erbrechen gehört werden sollen. „The Travellers, Pt. 1“ schlägt da in eine ganz andere Kerbe: Celloklänge und klarer Gesang bilden das genaue Gegenteil der vorangegangenen Tracks – während sich bei „The Travellers, Pt. 2“ der Chef persönlich auf dem Piano austobt.
Tatsächlich scheint die Band hier wieder ihr Händchen für Ohrwürmer gefunden zu haben, das auf der letzten Scheibe eher paralysiert zu sein schien: „Tired“ geht in eine ähnliche Richtung wie das zuvor abgefeierte „A Rumor Of Skin“ und kann mit der typisch Taylor’schen Heiserkeit aufwarten, wobei der Refrain wieder unheimlich stark daherkommt und eine fette Gänsehaut heraufbeschwört.
Überhaupt haben die Amis hier eine sehr schöne Balance gefunden zwischen zornigen Stücken wie „RU486“ und dem todtraurigen „Taciturn“, das mit recht spärlicher Instrumentierung trotzdem mehr Stimmung zu erzeugen vermag, als es bei vielen anderen Bands der Fall ist. Ganz großes Kino, was hier gespielt wird und vor allem entführen Stone Sour den Hörer endlich mal wieder auf eine gefühlsmäßige Achterbahnfahrt.
„Influence Of A Drownsy God“ schafft wieder die Balance zwischen wütenden Strophen und einem direkt in Ohr, Herz und Hirn strebenden Refrain, in dem sich Corey Taylor in Bestform präsentiert – überhaupt scheint die ganze Band unglaublich fit zu sein und geht mit dem letzthin vermissten hörbaren Spaß an die Sache heran.
Zum Abschluss wird mit „Last Of The Real“ noch ein richtiger Knaller rausgehauen, bei dem der Refrain zwar ein wenig schief im sonstigen Songskelett sitzt, aber dafür ordentlich auf die Kacke gehauen wird.
Zu einem Album ohne Aussetzer kann man eigentlich nicht mehr allzu viel sagen. Die volle Punktzahl gibt es lediglich deswegen nicht, weil ein paar wenige Songs sich früher abnutzen als der Rest. Ansonsten gibt es mit dieser Scheibe ordentlich Futter für die Fans!