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Steven Wilson: Get All You Deserve

Besser kann man einen Konzertmitschnitt nicht auf Blu-ray bannen
keine Wertung
Genre: Progressive Rock
Spielzeit: 130:00
Release: 28.09.2012
Label: KScope (Edel)

Nach einem Song auf seinem Debüt „Insurgentes“ hat Steven Wilson „Get All You Deserve“, die erste Blu-ray/ DVD seines Soloprojektes, genannt – und wenn man nach der Qualität dieses im April 2012 in Mexico City aufgezeichneten Outputs geht, verdienen die Fans des Porcupine Tree-Bosses offenbar eine ganze Menge. Selten nämlich hat man einen derart hochwertigen Mitschnitt eines Konzerts erlebt, daher sei schon vorneweg so viel gesagt: Wer einen Blu-ray-Player, eine PS 3 oder sonst etwas besitzt, das Blu-rays abspielen kann, sollte sich auch die entsprechende Version holen. Ähnlich wie schon bei der Porcupine-Tree-BR „Anesthetize“ ist das Bild so gestochen scharf, dass man buchstäblich jede einzelne Haarsträhne glänzen sehen kann. Außerdem ist das Konzert bei der limitierten Auflage der Blu-ray-Version auch noch zusätzlich als reine Audio-Edition auf zwei CDs enthalten, auf DVD ist das Ganze (aus welchem Grund auch immer) ebenfalls noch einmal dabei.

Auch der Ton ist absolut Bombe und bietet die Wahl zwischen DTS und Stereo. Differenziert, glasklar, ohne dass das Live-Feeling verloren geht, hat man beinahe das Gefühl, die Protagonisten würden im eigenen Wohnzimmer zocken. Auch gibt es bei dem von Stevens gutem Freund Lasse Hoile gedrehten Film erfreulicherweise keinen Cutting-Overkill, wie in der letzten Zeit immer häufiger bei Konzertstreifen der Fall; offensichtlich gibt es doch noch Regisseure, die sich die Kritik daran (inzwischen ist zu beobachten, dass viele genervt sind von dem Schnittwahn) zu Herzen nehmen.

Die Performance selbst kann ebenso niemanden enttäuschen. Steven Wilson agiert deutlich bewegungsfreudiger als bei seiner Hauptband, wo er allerdings durchgängig zusätzlich Gitarre oder (seltener) Keyboard spielt und dadurch natürlich in seinem Radius etwas eingeschränkter ist. Bei seinem Soloprojekt hingegen singt er öfter auch mal ohne gleichzeitig ein Instrument zu spielen, läuft viel über die Bühne, dirigiert und gibt Einsätze und hat unheimlich viel Spaß, wie seine Mitmusiker auch. Dass er sich bei letzteren nur die Besten der Besten ausgesucht hat, dürfte klar sein. Wer die Tour im letzten Jahr gesehen hat, konnte sich bereits davon überzeugen, nun kommen auch jene, die sie damals verpasst haben, in den Genuss der Performance eines erstklassigen Ensembles. Allein was Marco Minnemann am Schlagzeug und Nick Beggs an Bass und Chapman Stick (sowie nebenbei für die Backing Vocals zuständig) abziehen, ist einfach nicht von dieser Welt, doch Keyboarder Adam Holzmann, Gitarrist Niko Tsonev sowie Saxophonist/ Flötist/ Klarinettist Theo Travis sind ebenfalls Vollblutmusiker mit exquisiten technischen und musikalischen Fähigkeiten, die sich nach allen Regeln der Kunst austoben dürfen.

Denn obwohl es sich um Steven Wilsons Soloprojekt und ausschließlich von ihm verfasste Kompositionen handelt, überlässt er fast alle Soli Holzman beziehungsweise Tsonev und drängt sich niemals in den Vordergrund. Dass eben jene Kompositionen mal wieder erste Sahne sind, weiß jeder, der die beiden Alben kennt – insbesondere mit „Grace For Drowning“, von dem ein Großteil dargeboten wird, hatte Wilson im letzten Herbst nicht weniger als ein Meisterwerk veröffentlicht. Dem Mann gehen wohl nie die Einfälle aus; die Melodien von „Deform To Form A Star“ oder „Postcard“ sind einfach wunderschön, während Passagen in „Sectarian“ oder das grandiose, düstere „Index“ teilweise verstörend oder destruktiv wirken – doch dass diese völlig unterschiedlichen Sounds und Stilrichtungen bestens funktionieren und miteinander das einzigartige Klangbild Steven Wilsons ergeben, das mal jazzig, mal rockig, mal klassisch, mal poppig tönt, zeigt sich besonders beim überlangen „Raider II“, in dem sämtliche Register gezogen und nach aller Herzenslust gejammt und soliert wird, das aber trotzdem einer klaren Struktur folgt.

Wie gefangen die Zuschauer sind, zeigt sich im Übrigen gerade bei diesem knapp 25-minütigen Epos: Da es sehr leise beginnt, bittet Steven die Leute, für ein paar Minuten ganz still zu sein und tatsächlich könnte man bei den ersten drei Minuten des Stückes eine Stecknadel fallen hören – selbst die so heißblütigen Lateinamerikaner lauschen einfach nur gebannt, machen zwischen den Songs und nach der letzten Zugabe „Get All You Deserve“, bei der Wilson mit Gasmaske die Bühne betritt, allerdings ordentlich Alarm, wovon sich der PT-Fronter sichtlich gerührt zeigt. Der Applaus ist aber redlich verdient, denn hier wird 130 Minuten lang allerhöchste Kunst zelebriert. Diese Blu-ray/ DVD ist trotz kaum vorhandenem Bonusmaterial ein Fest und ein Pflichtkauf für jeden Fan des genialen Briten und überbrückt sehr gut die Wartezeit auf das nächste Soloalbum, dessen Release bereits für Anfang nächsten Jahres geplant und auf das mit „Luminol“ auch bereits ein Ausblick auf vorliegender Scheibe zu finden ist.

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