Ein kurzer Ausschnitt als Konzertgänger und Reviewschreiber: “Ey, hör mal, wann kommt denn unser Review?” „Zu welcher Band gehörst du denn?“ „Ich bin von SIN.“ „Wer seid ihr?“ „Sag ich doch, Somewhere In Nowhere!“ „Aaah, ich kümmer mich drum“ Gesagt, nicht getan, und so liegt die CD schon mehrere Wochen hier herum und wandert immer wieder in den Player, weil: Muss ja erledigt werden. Dabei hört sich das schon vorschnell wie ein abwertendes Urteil an, was so nicht stehen gelassen werden kann.
Soooo, schnell mal etwas über die Truppe lesen, live hatten sie doch beim Mercenaries Metal Meeting 666 einen recht ordentlichen Eindruck hinterlassen, gaben also keinen Anlass, doch schnell wieder den „Ohrenschmalz, nicht hören gleich vergessen“-Trick anzuwenden. Oha, schon seit 1996 sind sie aktiv, hatten aber in der Vergangenheit jetzt nicht gerade viel auf die Kette bekommen, da wäre ja die 2001 veröffentlichte Demo „Beyond All Visions“. Live waren sie zudem auch eher bescheiden unterwegs, da gab es Jahre mit mehreren Shows, aber auch einige Nulljahrnummern. Zwei Jahre haben sie dann an dem Album herumgeschraubt, alles komplett in Eigenregie, und nun liegt es vor: „Back From Nowhere, Into Eternity“.
Nun denn, ein erster Blick fällt da erst einmal auf „Demon Witch“, war es doch zumindest vom Titel her auch schon auf der Demo vertreten, müsste ja mit dem Deibel zugehen, wenn hier nicht der selbe Track vorliegt. Geboten wird ein thrashig startender Song, der mit okkultem Doomtouch in den Refrain übergeht, sich dann aber wieder etwas geschwinder davonschleppt, im Mittelteil mit einem ruhigen Part überrascht und gerade durch die Hexenschreie an Format gewinnt, was aber dann auch eines ganz deutlich macht: Somewhere In Nowhere sind fett anachronistisch. Eigentlich müsste man sie glatt zwanzig Jahre zurückkatapultieren, damit sie sich musikalisch dem richtigen Jahrzehnt annähern.
Die aus Werne kommenden Mucker sind hörbar bemüht, ihre musikalische Vision mit Abwechslung anzureichern. Da gehört dann mal der akustische Anfang („Templars Lamet“, „Dark Portal“ oder auch „Funeral Pyre“) dazu, da wird mit „Atomic Warfare“ ein fetter Stampfer herausgehauen, die eine Rebirth-Gesangslinie mit dem nöligen Depressive Age-Gesang kreuzt. Das eben erwähnte „Funeral Pyre“ walzt dabei herrlich doomig durch die Underground-Eingeweide, ein paar derbere Backgroundgesänge sorgen für einen Kontrast zum ansonsten durchgängigen Klargesang, ein paar gesprochene Parts lockern die Szenerie dann genauso auf, wie das Gitarrensolo reichlich verloren wirkende Atmosphäre aufbaut. Überhaupt: Überraschungen sind dann insofern immer wieder zu entdecken, wenn Somewhere In Nowhere die Genregrenzen sprengen. Bestes Beispiel ist da der Mittelteil in „Templars Lament“, als sie ein wenig überraschend den gesprochenen Part mit leichten Flötensounds untermalen.
Aber Somewhere In Nowhere kommen auch an ihre Grenzen. Das deutlich zackigere „Sons Of The Seas“ würde deutlich besser knallen, wenn die Übergänge im Gitarrenspiel nicht so abgehackt kämen, sondern durch eine zweite Klampfe Unterstützung bekommen würden. „Metal Is The Law“ bzw. „Metal Sinners United“ ist wohl als Mitgrölhymne konzipiert und entwickelt auch einen nicht zu verachtenden Charme, doch Stumpf ist Trumpf könnte die Devise genauso lauten.
Nein, Somewhere In Nowhere werden im Musikzirkus keine große Rolle spielen, das wissen die Jungs auch selbst ganz genau, doch eines merkt man dem Debüt „Back From Nowhere, Into Eternity“ von vorne bis hinten an: Hier ist Herzblut geflossen, und das nicht zu knapp. Hier geht Bauch vor Kalkulation, da werden auch mal fünfe gerade gebogen, da rumpelt es schon arg derbe und doch auch wieder fett. Nicht alles zündet hier, aber mit „Atomic Warfare“, „Templars Lament“ und „Demon Witch“ haben sie mindestens drei vollauf überzeugende Argumente aufgetischt, dieser Underground-Kapelle ein wenig mehr Vertrauen entgegen zu bringen.