Für viele Metalheads entwickeln sich sämtliche Core-Subgenres – abgesehen von Hardcore vielleicht – inzwischen zum Schimpfwort. Untrue ist das alles, Weichei-Metal sowieso und überhaupt alles Kinderkacke. Dass Menschen, die solche Aussagen machen, noch nicht einmal in richtig deftigen Deathcore hineingelauscht haben, steht außer Frage – Bands wie Bring Me The Horizon, die technisch höchst anspruchsollen The Number Twelve Looks Like You oder die Trancecore-Veteranen Asking Alexandria bringen nicht nur allesamt musikalisches Können auf höchstem Niveau mit, sondern schlagen auch heftigst in eine brutale Kerbe, die von Growls, Breaks und knochenzerschmetternden Moshpit-Passagen durchzogen ist. Dass sich beim ein oder anderen Konzert auch mal minderjährige Girlies tummeln (meist eher um der knackigen jungen Männer als um der Musik willen), dafür kann kaum eine der Bands wirklich etwas.
Ähnlich herzhaft wie bei oben genannten Bands geht’s bei den Schweizern von Some Kind Of Noise zur Sache – da wird auf alles drauf gedroschen, was nicht bei drei auf den Bäumen ist; Drummer Christian knüppelt sich die Arme taub, Bassist Lukas sorgt dafür, dass einem schon zu Anfang der Magen in die Kniekehlen rutscht und die beiden Gitarristen Daniel und Pascal ergehen sich in Old School-mäßigen Soli und treibenden Riffs. Über all dem thront die meiste Zeit das dominante Organ von Sänger Florian, der sich durch sämtliche Stile des Metal kreischt, growlt, röchelt und singt. Ein Fest für die Ohren, eine Beerdigung fürs Trommelfell, aber man will ja eh nicht ewig leben.
„As A New Dawn Approaches“ heißt das Debütalbum der Combo, das jetzt, sechs Jahre nach der Bandgründung, endlich auf dem Markt ist. Vorherrschend wird hier brutal vorwärts gehetzt, ohne jedoch zu übereifrig zu wirken. Beim ersten Durchgang setzen sich die einzelnen Songs noch nicht ganz so differenziert voneinander ab, Spaß macht das Geholze der Jungs aber allemal, und das ist schließlich das Wichtigste. Ein bisschen lustig ist es auch, was SKON hier fabrizieren, denn man muss unweigerlich bei der Vorstellung grinsen, wie sich Dutzende Fans gegenseitig im Mosh die Köpfe zu dem wahnwitzigen Geschredder zerkloppen.
Wahnwitzig ist überhaupt ein Wort, das hier passt wie die berühmten vier Buchstaben auf den Eimer. Bereits nach einem kurzen Intro mit dem maßgeschneiderten Titel „Coming Closer“ wird mit „Juggernaut“ direkt wild in die Botanik gehauen, Gang-Shouts und unmenschliches Growling tun ihr übriges, um hier niemanden stillstehen zu lassen. Dabei ist der Song keineswegs der stärkste der Platte, obwohl man ihm eine mitreißende Dynamik nicht absprechen kann – bei „The Unexpected“ tobt sich Florian als leidender, an Depressive Black Metal erinnernder Schreihals richtig schön aus, akustisch werden einige Ferkelchen geschlachtet und die Gitarren preschen fröhlich und an den richtigen Stellen pausierend durchs Unterholz. Yeeeha.
Druckvoll, aber etwas Breakdown-lastiger und damit schleppender kommt das brilliante „Coward“ daher, bei dem von Metalcore-Shouts über Growls bis hin zu Pig Squeals alle Gesangsstile abgedeckt werden, die ein guter Deathcore-Sänger beherrschen sollte – atmosphärische Gitarren und eine großartige Dynamik gibt’s noch gratis obendrauf. Was will man mehr?! Und dabei ist das erst die erste Hälfte der Platte! Im weiteren Verlauf geht’s ähnlich knackig weiter: Neben „Today You Die“, das zu ordentlich Bewegung anstachelt, kann vor allem das episch-bedrohliche „Rage Of Empery“ überzeugen, das eigentlich zu schade ist, um als Bonustrack sein Dasein zu fristen.
Some Kind Of Noise gehören zwar nicht unbedingt zu den Bands, bei denen man nach dem ersten Hören schon ehrfurchtsvoll niederkniet, nach mehreren Durchläufen eröffnen sich dem Hörer aber ungeahnte Tiefen und vor allem Qualitäten, die bisher nicht richtig durchscheinen konnten. Für ein Debütalbum ist „As A New Dawn Approaches“ wirklich sehr gelungen, könnte sich in diesem Stil aber auch problemlos in der weiteren Diskografie der Band sehen lassen. Mal schauen, was die Zukunft bringt.