Wer Talent hat, der darf auch mal einen auf „dicke Buchse“ machen und gleich beim Debüt mit fetten Pfunden wuchten – gemeint sind natürlich die aus dem Ruhrgebiet stammenden Snakebite, die nach ihrer Demo vom September 2013 nun über die volle hardrockige Glam-Sleaze-Schlagdistanz auf Stimmenfang gehen. Gut, bei ihren Liveauftritten ist da noch der eine oder andere Feinschliff anzugehen, die musikalische, auf „Princess Of Pain“ vorgelegte Bandbreite aber lässt da schnell nur einen Schluss zu: Das wird schon.
Natürlich passt es ganz gut, dass die aus der Asche von Sexx Action geborene Band, ergänzt durch ex-Pictura-Drummer Julian und Gitarrist Martin (Horrizon), schon die Tracks ausgiebigen Livetests unterzogen hat, denn somit rundet sich das Bild von gut ausbalancierten Songs ab, wo Snakebite locker mit einigen richtig gelungenen Ohrwürmern zu überzeugen wissen, ohne aber den so oft typischen US-Glam-Schmalz zu bemühen.
Im Grunde kann man dem Debüt einen bärenstarken Start und einen äußerst gelungenen Mittelteil attestieren, leider schleichen sich aber auch ein paar Längen ein, wo Snakebite durchaus mit viel mehr Biss zu Werke gehen dürften. Auf der Habenseite steht allerdings auch, dass sich die Westfalen nicht im üblichen Szeneklischee irgendwo zwischen Drogenkonsumtexten und Nuttenreiten abreagieren, sondern eher wie aus der Mitte der rockenden Gesellschaft wirken – und somit deutlich authentischer bleiben.
Unbestrittener Höhepunkt der Scheibe aber ist das Triple rund um „Live It Up“, „After Dark“ und vor allem dem Titeltrack „Princess Of Pain“. Gut, Balladen-Kritiker wie meinereiner müssten nun bei „After Dark“ auf die Schlangenfarmbarrikaden gehen, aber der mit Akustikklampfe startende und etwas später dann an Riffkraft zulegende Song schmachtet sich bei sehr guter Gesangsleistung so ganz ohne Zuckerguss daher und spätestens das sehr emotionale Gitarrensolo fegt alle Zweifel hinfort. Einen allerdings viel größeren Punktgewinn liefern Snakebite mit der fetten Hausnummer „Princess Of Pain“ ab – geile Whoohoo-Chöre gleich zu Beginn, prächtig rockende Gitarren, eine Spur aggressiverer Gesang und eine hochprozentige Ohrwurmmelodie mutieren so zum Anspieltipp des Debüts, denn die Schlangenbeißer bieten hier alles an, was das Sleaze-Glam-Genre doch noch so faszinierend erstrahlen lässt.
Während das hardrockig tanzbare „Live It Up“ mit dem schmissigen, natürlich auch etwas plakativen Refrain genauso wie der Opener „Road To Nowhere“ - gar nicht so pessimistisch, wie man vielleicht vermuten könnte, dafür aber mit „freudig fluffigen“ Licks ausgestattet – vollauf zu überzeugen wissen, so müssen Snakebite gerade im letzten Drittel mit Nummern wie „Bound To Lose“ oder auch „Break The Spell“ leider ein paar Federn lassen, denn hier lassen sie die letzte Konsequenz vermissen, einfach den letzten Glam-Punch zu setzen, der sich mit dem geschwinder galoppierenden „All Or Nothing“ noch andeutete.
Kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken, denn Snakebite präsentieren sich als äußerst talentierte Truppe, auch wenn sie hier und da noch nicht wirklich immer auf den Punkt kommen. Allerdings muss man wohl nicht speziell erwähnen müssen, dass „Princess Of Pain“ das Debüt der Jungspunde darstellt, da ist ergo in näherer Zukunft noch einiges zu erwarten. Dass sie sich auch selbst der Kritik stellen, hatten sie schon unlängst bei einer Show in Lünen bewiesen – und nur so legt man selbst die Basis, an sich zu arbeiten. Das darf man gerne verfolgen und nicht nur nebenbei „All Or Nothing“, „Live It Up“ oder auch „Princess Of Pain“ schmettern.