Die Saarbrückener Punkrocker Small State haben es sich (vermutlich unabsichtlich) selbst ziemlich schwer gemacht. Eigentlich gibt es die Truppe nämlich schon 22 Jahre, mit „Pirates In Stereo“ haben die Vier sogar ein Album rausgebracht, sich dann 2010 aufgelöst und erst dieses Jahr wieder zueinander gefunden. Fast ein bisschen romantisch, zumal das Feuer dann wohl so heiß loderte, dass man mit „Low Expectations“ gleich ein neues Album aus dem Guss gezogen hat, auf dem – natürlich – weiterhin der Punk abgefeiert wird. Kalifornisch geprägt ist man, was unterm Strich zu einer Mischung aus Punkrock, Alternative und Pop-Punk zusammengeschmolzen wird und in erster Linie flott daherkommt und ordentlich Spielfreude mitbringt.
Dass Small State in all den Jahren den Punkrock nicht neu erfunden haben, überrascht nicht. Dass die Truppe aber in der gleichen Besetzung spielt wie zu Beginn der Karriere, rührt dann schon. Man habe sich nicht aus den Augen verloren – das muss man auch erst mal schaffen. „Young At Heart“ passt dann auch irgendwie, denn die zwölf Songs auf „Low Expectations“ hätten so durchaus auch in den frühen Bandjahren veröffentlicht worden sein können – ohne allerdings altbacken zu klingen. Frisch von der Leber weg zockt das Quartett sich durch die 37 Minuten Spielzeit; wie gesagt ohne größere Experimente, aber hörbar gut gelaunt.
„Call It Karma“ bildet da nicht nur den Opener, sondern auch gleich mal den ersten Anspieltipp, startet es doch von Null auf Hundert in wenigen Sekunden und läutet die Scheibe ziemlich standesgemäß ein. Auch das eingangs erwähnte „Young At Heart“ mutiert mit den rasanten Gitarren schnell zum Dauerbrenner.
Problematisch werden die eng gesteckten Grenze dann auf langer Sicht: Nach mehreren Durchläufen klingen die Songs nämlich tatsächlich recht ähnlich. Da erinnern die Introgitarren bei „Dear Steve“ dann auch schon mal an Sum41 und der „Fuck you“-Refrain lädt natürlich zum lauten Mitsingen ein, aber insgesamt kommen doch die meisten der Songs ähnlich schwungvoll daher. Das mag live für Dauerbespaßung sorgen, in den eigenen vier Wänden wünscht man sich aber ein bisschen Abwechslung. Dass die Vocals von 50 Prozent der Band getragen werden, hilft da nur marginal. Ein Track wie „One Last Wish“ kommt sogar gesanglich zu Beginn eher dünn daher – obwohl man diesbezüglich auf der Gesamtlänge der Scheibe nicht meckern kann.
Irgendwie sitzt man nach mehreren Durchläufen so ein bisschen zwischen den Stühlen: Zwar liegt hier eine motivierte und rasante Platte vor, die stellenweise viel Spaß macht; gleichzeitig hätte man sich aber durchaus ein bisschen Experimentierfreude gewünscht, auch wenn die Genre-Grenzen recht eng gesteckt sind. Stilistisch kann man bei Small State eigentlich nicht meckern – so kratzt „Low Expectations“ zumindest noch am oberen Drittel. Wer die Abwechslung sucht, muss sich aber vielleicht nebenher noch was anderes suchen.