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Rogers: Mittelfinger für immer

Daumen hoch für den Mittelfinger
Wertung: 8/10
Genre: Punk
Spielzeit: 45:25
Release: 08.03.2019
Label: Century Media

Vor etwa eineinhalb Jahren konnten die Rogers mit ihrem dritten Album „Augen auf“ begeistern, Titel wie „Einen Scheiß muss ich“ sind seither fest in die imaginäre Kopfplaylist eingebrannt und auch das Scheibchen durfte einige Ehrenrunden im CD-Player absolvieren. Mit „Mittelfinger für immer“ steht nun schon der Nachfolger bereit, bei dem Titel und Cover stark vermuten lassen, dass die Düsseldorfer wahrscheinlich auch bei diesem Streich nicht von ihrer bisherigen Unbekümmertheit abweichen werden.

Die ersten Sekunden sind allerdings erstmal „Wohoho“-Gesängen vorbehalten, die einen direkt mal so auf den Kranz gehen, dass man für etwas Frischluft vor die Haustür möchte. Ein paar Atemübungen reichen dann aber auch schon, um sich wieder der Scheibe zu widmen. Glücklicherweise bleibt man auch im Großen und Ganzen von weiteren nonverbalen Anheiz-Rhythmen verschont und der Vierer zeigt deutlich, dass er auch was zu sagen hat. Dabei gibt es einen unverblümten Rundumschlag, der schon mit dem zweiten und bereits ausgekoppelten Song „Zu spät“ startet. Hier liefert man das absolute Komplettprogramm, welches von Waffenlieferungen bis hin zur sinnlosen Abholzung von Wäldern reicht. Zudem ist es ein wunderbares Statement für mehr Zivilcourage, welches auch musikalisch durch bewusst eingesetzte Ruhephasen hervorgehoben wird. Die vorherige Auskopplung zeigt sich dabei mehr als berechtigt, da man schon mehr als einen Anlauf braucht, damit der Song bis ins letzte Detail greift.

Überhaupt ist dies einer der größten Unterschiede zur vorangegangenen Platte, denn „Mittelfinger für immer“ benötigt letztendlich mehr als eine Runde, um wirklich anzukommen. Trotz der gnadenlos eingängigen Hooklines findet man keinen Titel, den man schon nach zehn Sekunden mittrompetet, einzige Ausnahme ist hier vielleicht „Geh mir nicht mehr auf die Eier“. Als wirklich schlimm möchte man diese Tatsache allerdings nicht einstufen, ganz im Gegenteil, man hat tatsächlich das Gefühl, dass man noch etwas mehr auf die Aussagen hören sollte. So gibt es in „Ganz oben“ eine Auseinandersetzung mit Religion, die schon etwas überrascht. Deutlich vordergründiger und lauter ist „Wer wirft den ersten Schein“ formuliert, welches nicht nur über kräftige musikalische Attacken verfügt, sondern Geld als neuen Gott anprangert und aus dem Mittelfinger mal kurz eine Faust macht.

Natürlich gibt es neben diesen sozialkritischen Themen auch Songs direkt aus dem Leben, wobei „Schon okay“, welches ansatzweise das Thema Burn-out zum Thema macht, hier fast eine Bindung der beiden Bereiche darstellt. „Wo immer du gerade bist“ beschreibt den Verlust einer Beziehung, dies mit einem stimmigen Akustik-Anteil und einer teils recht kratzigen Vortragsweise von Frontmann Chri, die sich nur zu gut dem Song anpasst. Zu guter Letzt gibt es noch das ruhige bis hymnische „Für dich“ zu erwähnen, welches für die Suche nach einem eigenen Lebensweg plädiert.

Die Themen auf „Mittelfinger für immer“ sind vielfältig, die musikalische Ausrichtung ebenso, selbst wenn man hier grundsätzlich von Punk-Rock reden möchte, der direkt auf der Straße geboren wurde. Die vier Düsseldorfer schaffen nicht nur eine erneute musikalische Steigerung, sondern zeigen noch mehr Gesicht und klingen dabei weiterhin so frisch, rotzig und unverbraucht wie am ersten Tag. Eine Verflachung innerhalb des Werks ist ebenfalls nicht mehr spürbar, damit kann man auch direkt einen Finger nach oben richten, allerdings ist es nun der Daumen und der Mittelfinger bleibt wohl hoffentlich noch lange den Rogers erhalten.

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