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Proper.: The Great American Novel

Diese Scheibe verdient genaueres Studium
Wertung: 8/10
Genre: Indie Rock, Emo Rock
Spielzeit: 50:41
Release: 25.03.2022
Label: Big Scary Monsters

Mit der US-amerikanischen Punk- und Emo-Szene verbindet man höchstwahrscheinlich zuerst weiße, bis zu den Ohren tätowierte Typen. Proper. halten dagegen: Sämtliche Bandmitglieder identifizieren sich als schwarz und queer, beschreiten auch textlich entsprechende Wege und halten sich ansonsten rein musikalisch an die gängigen Erfolgsformeln der oben genannten Genres. Eine spannende Mischung, die auf dem noch aktuellen Album „The Great American Novel“ schwungvoll und verzweifelt, hoffnungsvoll und zornig präsentiert wird.

Dass die Band ihren musikalischen Protagonisten als „schwarzen Holden Caulfield“ bezeichnet, zeigt schon mal die Richtung an: Bequem will die Truppe es sich und dem Hörer nicht machen, so viel steht fest. Das Trio aus Sänger und Gitarrist Erik Garlington, Bassistin Natasha Johnson und Schlagzeuger Elijah Watson setzt sich in erster Linie mit dem Schwarz-Sein in den USA auseinander – sicherlich nicht immer ein einfaches Thema, vor allem, wenn man wie der Fronter im „bible belt“ aufgewachsen ist, der doch als recht konservativ verschrien ist. Aus entsprechenden Erfahrungen speisen sich Tracks wie das entspannt anmutende „Milk & Honey“, das die Beziehung zwischen Garlington und seinem Heimatland wie eine gegen die Wand gelaufene Beziehung behandelt, oder der Midtempo-Stampfer „Red, White And Blue“, bei dem die Schere zwischen Normalbürgern und den oberen Zehntausend bearbeitet wird.

Inhaltlich keine leichte Kost, nehmen Proper. aber größtenteils Abstand von musikalischen Ausrastern; der Opener „You Good?“ markiert da fast schon einen heavy Song, präsentiert sich zuerst mit fast gelangweiltem (Sprech-)Gesang, bevor noisig verzerrte Vocals eingesetzt werden, die klingen, als hätte man einen Androiden irgendwo eingesperrt. Richtig „emo“ mutet dann das folgende „Shuck And Jive“ an, das sich mit einem schwungvollen Gitarrenintro vorstellt und tatsächlich recht klassisch dem Genre huldigt.

Stark eingestiegen, muss „The Great American Novel“ sich dann natürlich weiter beweisen. Für Überraschungen scheint das Trio aber immer gut zu sein – mag man die Stimme stellenweise etwas gewöhnungsbedürftig finden, kann man zumindest Songs wie „McConnell“ ihr Potential nicht absprechen: Knallige, metallische Drumpassagen paaren sich mit wütenden Gitarren, als Gegenpol leiert Garlington den Text in gewohnt gelangweilt anmutender Manier herunter, mit den Sprachsamples und den wirren Instrumentaluntermalungen erinnert der Song dann sogar ein bisschen an System Of A Down. Einen solchen Track erwartet man bei der Promo-Beschreibung nun wirklich nicht – Hut ab!

Das Tempo halten Proper. zwar nicht allzu lange, Songs wie das schleppende „In The Van Somewhere Outside Of Birmingham“ graben sich eher im Midtempo fest, Langeweile kommt aber trotzdem nicht auf. „Huerta“ behandelt die noch kaum behandelten spanischen Wurzeln des Sängers, punktet mit cleveren Tempowechseln und mit fast britisch anmutendem Gesang, während „Done Talking“ unerwartet Growls zum Einstand präsentiert. „The Great American Novel“ ist definitiv kein Album, bei dem man mal „so drüber hören“ kann – jeder Song kann eine neue Überraschung bereithalten, so wie hier zornige Hardcore-Screams und punkrockige Gitarren auf den Hörer einprasseln und damit mal schnell einen der stärksten Songs der Scheibe generieren. Niemals würde man vermuten, dass hier dieselbe Band wütet, die „Milk & Honey“ im Backkatalog hat.

Was auf dem Papier sperrig, sehr politisch und vielleicht unbequem intellektuell daherkommen mag, mausert sich zu einem spannenden und vielseitigen Album, auf dem neben den (gefürchteten) Emo-Rock-Songs auch richtige Brecher vorhanden sind. Diese Scheibe sollte man unbedingt mehrmals hören und sich die Zeit nehmen, die vielen Facetten der New Yorker zu entdecken – enttäuscht wird man als Rockfan sicherlich nicht.

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