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Pattern-Seeking Animals: Pattern-Seeking Animals

Mehr als nur „Spock’s Beard light“
Wertung: 8,5/10
Genre: Progressive Rock
Spielzeit: 58:08
Release: 05.07.2019
Label: InsideOut

Wer sich Spock's Beard-Fan nennt, dem dürfte der Name John Boegehold ein Begriff sein. Der Mann ist so etwas wie das sechste Bandmitglied (oder momentan besser gesagt das fünfte, da die Truppe ja derzeit ohne festen Drummer dasteht), war er doch schon bei zahlreichen Bärte-Songs Co-Autor bzw. hat etliche Nummern sogar im Alleingang komponiert. Dennoch hatte er seit dem letzten Jahr auch Material in der Hinterhand, das er, laut eigener Aussage „aus verschiedenen Gründen“ nicht für Spock's Beard verwenden wollte.

Stattdessen stand ein neues Projekt im Raum, aus dem flugs Pattern-Seeking Animals entstand, und dem sich mit Ted Leonard (Gesang/Gitarre), Dave Meros (Bass) und Jimmy Keegan (Schlagzeug/Gesang) drei Musiker anschlossen, die allesamt entweder aktuell bei SB spielen oder im Falle von Keegan mal gespielt haben. Natürlich eine gewisse Ironie, nachdem Boegehold das auf dem vorliegenden selbstbetitelten Debütalbum enthaltene Material eben extra nicht für die kalifornische Prog-Rock-Institution nutzen wollte.

So ist es nicht allzu verwunderlich, dass die Scheibe trotzdem an vielen Stellen nach Spock's Beard tönt, zumal Ted und Dave letztlich auch einen Anteil am Songwriting hatten; dennoch sind die Stücke in der Tat weniger proggy (obwohl immerhin drei Longtracks um die zehn Minuten dabei sind; davon wird bei „Orphans Of The Universe“ noch am deutlichsten geproggt) und auch weniger kauzig. Allerdings fehlen mit Alan Morse und Ryo Okumoto ja auch die mit Abstand schrägsten Vögel aus der Ursprungsformation. So sind gerade die Keyboards gemäßigter und weniger abgefahren gehalten, auf vertrackte Instrumentalachterbahnfahrten wird eher verzichtet und auch die Gitarren sind gradliniger.

Kritiker werden daher argumentieren, dass Pattern-Seeking Animals etwas handzahm klingen, wenig Ecken und Kanten besitzen und sich alles irgendwie einfach „zu nett“ und wenig originell anhört. Das mag alles durchaus zutreffen, jeder Bärte-Fan wird nichtsdestotrotz garantiert Spaß an der Platte haben – zumal abgesehen vom starken Songwriting angesichts des überragenden handwerklichen und musikalischen Levels der Beteiligten niemand befürchten muss, man habe es hier mit simpel gestrickter Mucke zu tun.

Die Arrangements verzichten nicht auf Anspruch – was nicht nur für die instrumentalen Strukturen, sondern auch die Vocals gilt –, nur ist alles etwas leichter zugänglich als beim großen Cousin und geht schneller ins Ohr; dass diese Herren jahrelange Songwriting-Erfahrung haben, lässt sich nicht überhören, ohne dass die Musik zu einer Sekunde „routiniert“ klingen würde. Im Gegenteil: Ganz sicher hatte das Quartett großen Spaß beim Aufnehmen der Songs, die mit einigen ganz wunderbaren Melodien und Hooklines begeistern können.

Das eröffnende, fast zehn Minuten lange „No Burden Left To Carry“ schippert vielleicht am ehesten von allen Tracks im Spock's Beard-Fahrwasser, doch bereits hier zeigt der Vierer, dass er die Kunst beherrscht, trotz dieser Länge eben nicht notwendigerweise auf frickelig-verschrobene, ausgiebige Instrumentalpassagen setzen zu müssen – das Epos fließt ganz von selbst und erweist sich keineswegs als sperrig. Ein ähnliches gilt für die das Album abschließende, traumhafte Longtrack-Ballade „Stars Along The Way“, der eine regelrecht feierliche Note innewohnt. Doch auch „Orphans Of The Universe“ kommt trotz des wie erwähnt etwas höheren Prog-Faktors geradezu ätherisch und schwebend daher. Wirklich bemerkenswert raffiniert, wie leichtfüßig das alles erscheint, gleichzeitig komplex instrumentiert und doch eingängig.     

Auf der anderen Seite stehen kürzere Nummern wie das vorab veröffentlichte „No One Ever Died And Made Me King“, ein kompakter Rocker mit megacatchy Mainriff, oder das von der Machart her an einen Song der Marke „Submerged“ vom „Brief Nocturnes And Dreamless Sleep“-Album erinnernde „Fall Away“ mit seinem sich emporschraubenden Refrain, sowie das sonnige, teilweise mit fröhlich-unbekümmertem Pfeifen (das tatsächlich nicht nervt!) ausgestattete „No Land’s Man“, das einfach nur unheimlich gute Laune verbreitet. „We Write The Ghost Stories“ wiederum groovt im lässig-tanzbaren 6/8-Takt und verströmt zur gleichen Zeit eine dem Titel gerecht werdende leicht gespenstige Stimmung – anders als der Rest und fügt sich trotzdem nahtlos in die Tracklist ein.

Insgesamt eine sehr kurzweilige, zudem exzellent produzierte Stunde, die Lust auf mehr macht. Wie erwähnt werden SB-Fans garantiert ohnehin ihre Freude an diesem erfrischend tönenden Album haben, doch auch Leute, die auf AOR vom Schlage Kansas und Konsorten stehen oder einfach nur spielstarke, melodische Rockmusik goutieren, sollten auf ihre Kosten kommen. Mehr wird es übrigens wohl sogar schon recht bald geben, denn neben diversen Konzertterminen ist bereits ein weiteres Album in Planung.

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