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Opeth: Garden Of The Titans – Live At Red Rocks Amphitheater

Tolles, aber etwas kurzes Konzert
keine Wertung
Genre: Progressive Metal
Spielzeit: ca. 90 Minuten
Release: 02.11.2018
Label: Nuclear Blast

Fans von progressiver Musik hatten sich den 2. November 2018 sicherlich in fetter roter Schrift im Kalender angestrichen, denn an jenem Tag haben sowohl Opeth als auch Steven Wilson eine neue Live-Blu-ray/DVD an den Start gebracht. Da die Schnittmenge zwischen beiden Fanlagern nicht nur aufgrund der engen Freundschaft von Wilson und Opeth-Boss Mikael Åkerfeldt ziemlich groß ist, für Fans ein regelrechtes Fest.

Für die Schweden markiert „Garden Of The Titans – Live At Red Rocks Amphitheater“ insgesamt bereits die vierte audiovisuelle Nachlese und die erste seit der grandiosen 2010er Jubiläums-DVD mit dem Doppelset bestehend aus einer Gesamtperformance von „Blackwater Park“ sowie weiteren großen Highlights. Wobei sich die Frage stellt, wieso man nicht auch die 2015er Jubiläumstour mitschnitt, als man u.a. das gesamte „Ghost Reveries“-Album aufführte, aber das nur am Rande. Alle drei bisherigen DVDs wurden in London aufgezeichnet; dass man diesmal eine andere Location auswählte, war also mehr oder weniger folgerichtig. Eine viel schönere Bühne hätte sich das Quintett kaum aussuchen können, geradezu malerisch muten die namensgebenden roten Felsen inmitten einer Wüstenlandschaft in Colorado an – und Amphitheater machen sich sowieso immer gut, schon allein aufgrund der Akustik.

Wie anmutig die Örtlichkeit wirkt, stellt auch Åkerfeldt selbst ehrfürchtig während der Show fest – auch wenn es trotz Mitte Mai (die Aufzeichnung fand am 11. Mai 2017 statt) offensichtlich ganz schön kalt und vor allem windig ist, sodass die Protagonisten während des gesamten Sets ihre Jacken anbehalten, auch wenn Mikael zu Protokoll gibt, dass der Plan eigentlich war, diese nach dem ersten Song auszuziehen.

Dies ändert nichts daran, dass sich die Band spielerisch einmal mehr in Topform befindet. Es muss nun wahrlich nicht mehr lang und breit ausgeführt werden, was für großartige Musiker die Jungs sind, doch dürften sie sich bei einer Aufzeichnung für einen Konzertfilm noch mal zusätzlich angestrengt haben – Fehler sind jedenfalls keine zu hören, selbst in solch wahnsinnig schwer zu spielenden Songs wie „Heir Apparent“. Und Opeth kann man sich nicht als eine Band vorstellen, die in der Postproduktion irgendwelche Schnitzer korrigiert; auch wenn Åkerfeldt den Zuschauern weismachen will, dass sie möglicherweise meinen, „irgendwelche Fuck-ups zu hören“, die sie im Nachhinein „aber doch nicht hören“.

Fans kennen und lieben ja seine (Selbst-)Ironie, seinen Sarkasmus und seine Sprüche – für viele neben der Musik inzwischen ein Hauptgrund, Opeth-Shows zu besuchen, und auch im Red Rocks Amphitheater geizt er zum Glück nicht mit solcherlei Einlagen. Natürlich sollen diese aber jetzt nicht alle gespoilert werden, schließlich sollen die geschätzten Leser auch noch was zu lachen haben.

Was den Clean-Gesang betrifft, scheint Mikael Åkerfeldt in der Form seines Lebens, während den Growls nicht mehr ganz die Macht und Tiefe früherer Tage innewohnt, einen Großteil der Konkurrenz aber trotzdem noch in der Pfeife raucht. Martin Axenrots Drumming ist gewohnt präzise und filigran, Martin Méndez’ Bassspiel cool und souverän, Fredrik Åkesson glänzt mit wundervoll dargebotenen Soli (der Meister selbst natürlich ebenfalls) und Joakim Svalberg liefert neben farbenprächtigen Keyboardteppichen makellose, den Sound sehr bereichernde Backing Vocals.

Bild und Ton (verfügbar sind, wie es heutzutage sein sollte, sowohl Stereo als auch 5.1.) befinden sich absolut im grünen Bereich, in Sachen Schnitte hat man es zum Glück nicht allzu sehr übertrieben, und die Setlist ist zwar im Prinzip gut zusammengestellt, auch was die Abwägung zwischen altem und neuem Material angeht, allerdings doch ein wenig kurz ausgefallen, gerade für Opeth-Verhältnisse. Warum man nur anderthalb Stunden zockt, bleibt rätselhaft und dies ist auch das einzige Ärgernis am vorliegenden Produkt, zumal auch kein Bonusmaterial vorhanden ist. Drei, vier Songs mehr hätten es sein dürfen, und gerade vor dem Hintergrund, dass dies wie erwähnt die vierte DVD darstellt, wäre außerdem Setlist-technisch die eine oder andere Rarität angebracht gewesen.

So ist und bleibt beispielsweise „Demon Of The Fall“ natürlich ein Klassiker, eine großartige Nummer, doch ist diese zumindest schon auf „The Roundhouse Tapes“ live hinterlegt – wie wäre es stattdessen mal mit einem selten gespielten Stück wie „The Amen Corner“ oder „Karma“ vom gleichen Album („My Arms, Your Hearse“) gewesen? Oder auch beispielsweise von „Still Life“ „Moonlapse Vertigo“ oder „White Cluster“ – ebenfalls fantastische Stücke, die viel zu selten den wohlverdienten Weg zu Konzertehren finden.

Dennoch sind häufig gespielte Songs wie „Ghost Of Perdition“, das herrliche „In My Time Of Need“ (fast schon störend, dass Mikael einen Refrain vom Publikum singen lässt) oder „Deliverance“ (beim Endriff brechen die Leute auch wieder sofort in ekstatischen Jubel aus) immer wieder absolute Highlights. Auch die optische Aufmachung mit dem durchaus amüsanten Cover kann sich sehen lassen. Langer Rede, kurzer Sinn: Als Fan muss man „Garden Of The Titans“ selbstverständlich besitzen, trotz solcher Mängel wie einer recht kurzen Setlist und null Bonusmaterial. Nuclear Blast hat übrigens geradezu absurd viele verschiedene Varianten des Produkts auf Lager.

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