Nihilisaur dürften hierzulande kaum ein Mensch kennen – und das trotz des einprägsamen Bandnamens und der Tatsache, dass mit „Icebreaker Hope“ bereits im Dezember die vierte Scheibe der Polen veröffentlicht wurde – die aber erst jetzt zu uns durchdrang. Bereits seit Album Nummer eins verlassen sich die Herren auf ihr eigenes Label Demons Of Entertainment Records, ihrer Musik gibt das Duo selbst das Prädikat „hymn & ruin“ – nicht ganz falsch, denn Felix Geniusfix und Florian Analfox produzieren hier feinsten Sludge Metal, der gleichzeitig erstaunlich eingängig und klar daherkommt, ohne die drückend düstere Komponente einzubüßen.
Was der EP vielleicht noch ein bisschen mysteriöses Flair verleiht, ist die Tatsache, dass Nihilosaur sich nicht scheuen, in ihrer Landessprache zu singen. Zusätzlich sieht man auf keinem einzigen Bild im CD-Booklet ein Gesicht der Jungs – sie werden entweder auf der Bühne mit braunen Tüten über dem Kopf gezeigt oder verstehen es anderweitig, unauffällig hinter Gegenständen zu verschwinden.
Die Musik der beiden Polen ist allerdings alles andere als unauffällig, wobei man beim Opener „Poza Bunkrem“ noch an ein fehlgeleitetes Technoprojekt oder eine hängende CD denken mag, bevor Nihilosaur sich nach knapp einer Minute endlich einkriegen und mit bratenden Gitarren kurzzeitig zwischen Stoner und Sludge schwanken. Ein mächtiges Soundgewitter entfaltet sich, das im Nachfolger „Sex Sex Sex“ noch einen Tick ausdauernder weitergeführt wird. Das (programmierte) Schlagzeug peitscht sich hoch, dazu passt der fiese Gesang einfach perfekt.
„Love In The Time Of Algorithms” regt zum Nachdenken über die literarischen Präferenzen der beiden Musiker an, kommt aber hauptsächlich sehr basslastig und beinah tanzbar daher, wobei der gesprochene Gesang einen nicht unerheblichen Teil beiträgt. Am anderen Spektrum des Nihilosaur-Universums findet sich dann „Androgin“ mit seinem flotten Rhythmus, der schlagartig in super produzierte, dramatische Gitarren umschlägt und wieder mit dem gezischten, hintergründigen Gesang gewürzt wird. Erst bei „The Movement Of Venus“ wird erstmal „richtiger“ klarer Gesang eingesetzt, der aber immer nur stellenweise zum Zuge kommt und so ein verstörendes Bild zeichnet. Ähnlich, wenn auch nicht ganz so eindrucksvoll, gestaltet sich auch der finale Track „Melancholyism“, der einen etwas helleren roten Faden führt und nicht ganz so weit abdriftet wie „The Movement Of Venus“.
Dass man Nihilosaur hierzulande noch nicht wirklich kennt, darf nicht mehr lange so bleiben. Das polnische Duo bringt fetten Sludge mit, der wahnsinnig düster daherkommt. Für Fans eine unbedingte Kaufempfehlung, auch wenn man sich die polnischen Texte übersetzen lassen muss.