Nun rotiert hier die neue CD der deutschen Vorzeige-Doom-Metaller Mirror Of Deception in meinem Player. Und ich nehme es vorweg: Das ist ein Fest für jeden Doom-Fan!
„Haunted“ quält sich so schön schwer fällig und gequält durch die Speaker, dass es einem schon richtig ans Herz geht. „Ghost“ verströmt eine unheilvolle tödliche Stimmung, so wie es bei einem richtig guten Song in diesem Genre sein muss. Toll, was Andreas Taller (Bass) und Jochen Müller (Drums & Vocals) hier an düsterer Grundstimmung erzeugen.
„Swamped“ kommt da schon etwas schneller (für eine Doom Band) daher und ist nicht ganz so melancholisch. Ich werde jetzt nicht die ganzen Doomgrößen wie Black Sabbath, Saint Vitus, Solitude Aeturnus, Count Raven oder Candlemass aufzählen, da es der Band nicht gerecht wird. Sie haben zwar schon fast die Klasse der ganz Großen erreicht, aber sie sind nicht wirklich vergleichbar, außer natürlich im Tempo der Songs, denn Mirror Of Deception haben ihren eigenen Stil gefunden.
Slowmotion Headbanging mit Powerriffs garniert, das trifft eigentlich auch auf zig andere Combos dieser Musikrichtung zu, dies aber wird hier auf hohem Niveau geboten. „The Eruption“ zeigt auch wieder, dass Doom nicht unbedingt immer extrem tief gespielt werden muss. Einprägsames, leidender, fast schon gelangweilt wirkende Gesang von Michael Siffermann, welcher mit Jochen Fopp (Veranstalter des Doom Shall Rise-Festivals) für den Gitarrensound sorgt.
„Insomnia“ sticht in die gleiche Kerbe und kommt mit depressiver Grundstimmung daher, bevor „The Dead Pledge“ fast schon fröhlich beginnt. Aber der Schein trügt schon nach wenigen Sekunden. Wie eine zähe Masse geschmolzenen Bleis, das kurz vorm kältebedingten Erstarren ist, kriecht „The Dead Pledge“ ohne Rücksicht auf Verluste durch die Ohren ins Blut und mein Körper saugt die Depressionen aus der Umgebung regelrecht auf. Ich versuche mich noch aufzuraffen, aber diese Schwere auf meinem Gemüt reißt mich zu Boden und lässt mich mein Begräbnis planen, obwohl das Leben um mich herum wie ein Wirbelsturm zu agieren scheint.
„The Capital New“ reißt mich dann wieder aus der Trägheit heraus. Zügig wird die Nackenmuskulatur erwärmt. Heftige Riffs und tolle Gesangspassagen lassen mich die Daumen nach oben zeigen. Schön klingen auch die hier eingesetzten tiefen Männerchöre.
„Pyre“ startet wie selbstverständlich mit einem Mörderriff. Gleichmäßig langsam fließt die Mucke zähflüssig aus den Boxen, bevor nach circa 2:35 Minuten ein heftiger Break mit genialen Bass-, Drum- und Gitarrenparts beginnt, welcher leider durch den verzerrten Gesang gestört wird.
Der vorletzte Song „Frozen Fortune“ bildet eigentlich schon den krönenden Abschluss, bevor noch mal mit „Enigma“ ein exzellentes Doominstrumental zum Besten gegeben wird.
Fazit: Der Doom Metal lebt. Er bewegt sich zwar ein wenig langsamer auf dem Weg zur Spitze, dafür aber unaufhaltbar. Diese deutsche Combo braucht sich wirklich nicht vor der ausländischen Konkurrenz zu verstecken.