Was ist es doch schön, wenn man Freunde hat! Al Jourgensen, seines Zeichens Kopf der Industrial Rock Pioniere Ministry, widmet seinem ganz besonderen "Freund" George W. Bush, seines Zeichens Präsident der U.S.A., nun schon zum zweiten Mal ein ganzes Album. Dabei singt er von irgendwo liegenden Massenvernichtungswaffen, Verschwörungstheorien und Öl und kann als Gäste so illustre Namen wie Jello Biafra (Ex - Dead Kennedys) im Booklet nennen.
Aber mal Spaß beiseite: Ministry hatten schon immer Probleme mit der Bush Administration (und zwar mit der vom Senior und vom Junior). Bush sr. kam damals mit nur einem Song (N.W.O.) noch vergleichsweise gut weg, während sein Sohn nun schon zum zweiten Mal die volle Breitseite eines Geschosses in Albumform abkriegt. Al Jourgensen hat es geschafft, sich die Unterstützung von Tommy Victor (Prong) und Paul Raven (Killing Joke) zu sichern und die macht sich auch absolut bezahlt. "Rio grande blood" (ein geflügelter Ausdruck für "Öl") ist rasend schnell und führt damit den eingeschlagenen Weg des Vorgängerwerks fort.
Den ganz besonderen Reiz machen hier mal wieder die Samples aus diversen Reden des "Coverhelden" (siehe oben) der CD aus. Laut Jourgensen war das immer der "beschissenste Job von allen". Aber das stundenlange Durchquälen durch stundenlange Reden von Bush jr. hat sich gelohnt und beweist, dass er sich am besten selbst bloßstellen kann. Aber auch abseits dieses Themas können die Texte begeistern, denn es werden auch Themen behandelt, zu denen normalerweise im Musik Business so gut wie gar nicht Stellung bezogen wird ("Palestina").
"And now: A message from the president of the United States - George W.Bush!" Diese sachliche Ansage leitet den Titeltrack ein, der ein rasend schnelles Stück Musik ist. Die Samples von Bush sind sicherlich ein wenig modifiziert worden, denn ich kann mir bei besten Willen nicht vorstellen, dass er in seinen Reden Dinge wie "I am a weapon of mass destruction and I'm evil!" gesagt hat. Diese Verfahrensweise lässt den Hörer je nach politscher Gesinnung wütend werden oder zaubert ihm ein breites Grinsen ins Gesicht. Die elektronischen Einschübe halten sich sehr in Grenzen, denn im Vordergrund steht ganz klar rasend schneller Rock. Alles in allem ein perfekter Opener!
Ähnlich schnell geht es mit "Señor Peligro" weiter, während "Gangreen" eher ein Mid-Tempo Stampfer geworden ist. Ein wenig Resteverwertung betreibt Jourgensen aber auch und nimmt sich der Single "The Great Satan" an, die in ihrer Urversion sogar für den Grammy nominiert war. In diesem Fall hat ein Remix sogar mal etwas Gutes bewirkt, denn der eingängige Song wäre nun noch perfekter als Single geeignet. Dummerweise dürften der Titel und der Inhalt des Textes, der sich gegen den amerikanischen Krieg im Irak richtet, ihr wohl hohe Chartpositionen verwehren. Andererseits dürfte das der Band auch ziemlich egal sein. Dead Kennedys- Fans spielen natürlich sofort Track Nummer 9 an und freuen sich darüber, dass das Gastmikro von Jello Biafra genutzt wird.
Die Musik von Ministry ist nicht schön und kaum geeignet, die Charts zu knacken. "Rio grande blood" ist laut, dreckig und vor allem schnell. Und wenn man einmal die politische Komponente abzieht, fällt schon auf, dass einige Songs etwas gestreckt wirken. Das ist allerdings zu verschmerzen, denn die Texte (Sample oder selbst gesungen) bilden einen unverzichtbaren Teil des Gesamtwerks. Auf jeden Fall mal reinhören und sei es nur um mal wieder "Fuck Bush!" brüllen zu können.