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Mekong Delta: Wanderer On The Edge Of Time

Ein Fall für den Drogenbeauftragten oder einfach nur wie aus einer anderen Welt?
Wertung: 10/10
Genre: Progressive Metal
Spielzeit: 49:41
Release: 10.06.2010
Label: AAARRG Records

Die Progressive-Götter kehren zurück, aber anders, als man erwartet. Nicht besser oder auch schlechter, einfach nur mit einem erstmalig absolut umwerfenden Sound. Zu den technischen Sachen hat sich mit Sänger Martin LeMar (Tommorrow’s Eve) nun auch endlich ein wirklich guter und auch eher allgemein verträglicher Sänger ins Line-Up musiziert. Das macht sich natürlich positiv bemerkbar.

Das Intro ist ein eher klassisch angehauchtes Instrumental auf der Konzertgitarre, welches irgendwie vertrackt und gefühlsbeeinflussend daherkommt. Eine tolle Nummer, die den Hörer in die Tiefen der doch recht depressiven Textwelt des Albums führt. Die Lyrics knüpfen an das „Dances Of Death (And Other Walking Shadows)”-Meisterwerk an, wobei das Ganze hier aber noch mal düsterer und aufwühlender ausgefallen ist. Aber das folgt natürlich erst nach den beiden einleitenden Instrumentals.

„Ouverture“ ist nämlich auch rein instrumentierte Musik, diesmal aber mit der ganzen Band, die neben Mastermind Ralf Hubert noch aus den Gitarristen Benedikt Zimniak (Ivory Night, Momento) und Erik Adam H. Grösch (Annon Vin), sowie Drummer Alex Landenburg (ex-Annihilator, At Vance, Axxis)besteht. 

Fast schon bedrohlich besinnlich erweist sich dann „A Certain Fool ( Le Fou ) // Movement 1“: Eine sehr seltsame Stimmung macht sich breit, die hier mal wieder in vollendeter Perfektion über die Musik transportiert wird. Eigentlich klar, dass darauf ein musikalisches Feuerwerk entzündet werden muss, was dann auch mit dem stimmungsmäßig schockierenden „Interlude 1 – Group“ passiert.

Unglaublich, wie LeMar dann das folgende verschachtelte „The 5th Element ( Le Bateleur ) // Movement 2“ wie selbstverständlich rüberbringt. Um auch nur annähernd alles mitzubekommen, sollte man die Kopfhörer aufsetzen und die Lautstärke etwas reduzieren. Mit welcher Genialität Ralf Hubert hier wieder komponiert hat, ist fast schon beängstigend. Ich kenne auf diesem Planeten keine Band, die derartigen Progressive Metal zu erschaffen weiß. Da wirken selbst Dream Theater wie Schulanfänger.

„Interlude 2 – Group” ist dann ein wenig kurz geraten, stellt mit seinen gut dreißig Sekunden nur den Transfer zum nächsten Meisterwerk „The Apocalypt - World In Shards ( La Maison Dieu ) // Movement 3“ her. Die Stimmung wird immer unruhiger, aufgewühlter und bedrohlicher. Der Geist irrt in Hektik von einer Richtung in die andere und die Angst steigt unweigerlich hervor. Erst der für Mekong Delta-Verhältnisse fast schon kommerzielle Gesangspart lässt den geistig verwirrten, desillusionierten Hörer ein wenig zur Ruhe kommen. Was da an Gitarrenarbeit abgeliefert wird, ist allerhöchste Kunst. Es würde mich wirklich mal interessieren, wie lange die Protagonisten gebraucht haben, um sich diese Kunstwerke drauf zu schaffen, um dann mal die Zeit zu messen, wie Gitarrengötter wie Steve Vai oder Yngwie Malmsteen oder Konsorten dann brauchen würden.

„Interlude 3 - Concert Guitar” ist dann die technisch hochwertige Verschnaufpause vor dem nächsten Gefühlsausbruch. Zur Hölle, was ist das hier wieder für ein Meisterwerk. Und genau in den Abgründen geht es dann auch weiter, denn „King With Broken Crown ( Le Diable ) // Movement 4“ befasst sich mit dem Diablo. Vorsichtig voran schleichend, brennt sich die Melodie in die Gehirnrinde und sorgt für Angst und Schrecken. Diese Musik fühlt man mehr als dass man sie lediglich hört. Klar, leicht verdaulich ist was anderes, aber dennoch funktioniert das Album auf eine fantastische Art und Weise.

„Intermezzo ( Instrumental ) // Movement 5” zeigt dann wohl auf, wie man sich bei einem Herzinfarkt fühlen muss: Angst, Stress, Adrenalinüberfluss setzt dieser Song frei. Eine tödliche Dosis. Viel aufwühlender kann ein Song eigentlich kaum sein, mit Ausnahme von „Toccata“, einem früheren Überhammer der Band. Wie kann man sich nur solche Melodieverläufe ausdenken? Dazu der prägnante Bass vom Mastermind himself. Im Vergleich dazu ist jede Achterbahnfahrt, egal mit wie viel Geschwindigkeit oder Loopings oder in völliger Finsternis, ein Kaffeekränzchen im Altenheim. Ohne Unterbrechung wird das natürlich auch mit „Interlude 4 – Group” weitergeführt, auch wenn es etwas leichter verdaulich erscheint.

„Affection ( L' Amoureux ) // Movement 6” ist dann die eigentliche Überraschung auf dem aktuellen Album der wohl unberechenbarsten Band der Welt. Radiotauglich sag ich da nur. Mit akustischer und stromverstärkter Gitarre wird hier massenkompatibel Melancholie verbreitet. Nein, also so etwas hätte ich niemals von Mekong Delta erwartet. Aber es passt hundertprozentig in dieses Konzeptalbum, wobei dieser Song auch als Ausnahme ganz für sich allein stehen könnte.

„Interlude 5 – Group” sorgt durch seinem ruhelosen Bass dann wieder für mehr Konfusion, was klar ist, denn der Abschluss steht mit „Mistaken Truth ( Le Hérétique ) // Movement 7“ in den Startlöchern. Nicht mehr ganz so magenumwühlend, aber das schlüssige Ende hinter einem wieder mal großartigen Album, auch wenn man das rein instrumentale „Finale“ nicht zu erwähnen vergessen darf.

Fazit: Manowar haben mal gesungen “All Men Play On Ten”. Was damals eine Huldigung an ihr Plattenlabel war, trifft nun aber auf Mekong Delta zu, denn mit absoluter Sicherheit holen sie sich bisher immer die absolute Höchstwertung bei mir ab. Keine Prog-Band vermag es, derart mit den Gefühlen des Hörers zu spielen wie es Mekong Delta tun. Da findet man keine Lückenfüller, höchstens dann die Story unterstützende Übergangs-Interludes. Es gibt Drogen, die bewusstseinserweiternd sein sollen. Diese Musik tut dies auch, ergo: Mekong Delta=Droge. Wer Filme wie „Crank“ rasant findet, wird hier einen Geschwindigkeitsrausch erleben.

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