Die Österreicher Leons Massacre drehten sich mit ihrer damaligen Platte „Turning Point“ bereits vor knapp drei Jahren auf meinem Plattenteller. Sechs Punkte bekamen die Jungs damals, der letzte Schliff fehlte irgendwie, die durchaus vorhandene Aggressivität konnte nicht über die volle Spielzeit aufrecht erhalten werden. Das kann nicht alles gewesen sein, also wird die Labelmail mit dem Hinweis auf das neue Album „Dark Matter“ dankend angenommen. Mal sehen, was die Jungs die letzten Jahre so gemacht haben.
Wie sich herausstellt, stehen die Herren immer noch nicht sonderlich auf lange Spielzeiten. Gerade mal eine halbe Stunde rotiert das neue Album, dafür ist der Fünfer diesmal mit spürbar mehr Biss dabei. Nach dem eher klassischen Design der letzten Platte besticht „Dark Matter“ allein schon durch ein wunderschön gestaltetes Cover und Innenleben, das allein schon dafür spräche, sich die Platte ins Regal zu stellen.
Bereits auf der letzten Platte fiel die Kombination von Melodie, Sprechgesang und Hardcore-Gebolze ins Auge bzw. Ohr – eine nicht unbedingt ungewöhnliche Mischung, tatsächlich haben Leons Massacre es aber mittlerweile geschafft, ihre eigene Spielart zu erfinden und heben sich deutlich mehr von Genrekollegen ab als noch auf „Turning Point“. Gerade der teils richtig fiese, regelrecht gespuckte Sprechgesang treibt die Aggro-Skala weit nach oben, Gangshouts gibt es natürlich ebenfalls zuhauf, werden doch die beiden Gitarristen Matt und Phil in die Backgroundvocals mit eingebunden, währen Sänger Alex und Bassist Cle, der die Growls zu verantworten hat, sich die restliche Arbeit teilen.
Und nach Schwerstarbeit klingt es hier tatsächlich, was das Quintett ablegt: Schon der Opener „This Earth Is Priceless“, der bereits vorab als Single ausgekoppelt wurde, füllt Ohren und Hirn mit brachialen Gangshouts und Breakdowns, bevor der keifende Sprechgesang einsetzt und erstaunlich variabel (und schnell!!) weitergeführt wird. Einen besseren Einstieg in das Album hätten die Jungs kaum entwickeln können, auch wenn der klare Gesang die Wucht um eine Winzigkeit schmälert.
Dann wiederum gibt es aber auch Tracks wie „Exposed Media“, die mit einem so einprägsamen und fast schon epischen, klaren Refrain daherkommen, dass man am liebsten immer wieder zu dieser Stelle zurückspulen würde. Klar, man sollte den Song als Ganzes sehen, aber die Gänsehaut stellt sich trotzdem genau dann ein, wenn Alex in den Refrain einsteigt. „Sleepers“ kommt dann wieder wesentlich wütender daher, eingängig ist der Track aber allemal, besonders schön sind die unheimlich aggressiven Gangshouts. Apropos Shouts: „Bound Together“ beinhaltet wohl die am schmerzhaftesten klingenden Schreie, die in letzter Zeit in diesen vier Wänden durch die Boxen schallten. Vermutlich quält sich Bassist Cle dort ab, die Wirkung ist aber nicht zu verachten – schnell die passende Taste gedrückt und die Stelle noch mal angehört.
Einen ähnlichen Effekt wie bei „Exposed Media“ kann man dann auch im wütenden finalen „Humans Killing Humans“ feststellen – auch hier schleicht sich der klare Refrain schnell in die Hirnwindungen, sicherlich wird man den Ohrwurm ein paar Tage nicht los. So schaffen Leons Massacre einen großen Schritt nach vorne, wenn man den direkten Vergleich mit „Turning Point“ zieht: „Dark Matter“ hat mehr Biss, mehr Tiefe, mehr Abwechslung und zeigt die Jungs aus der Steiermark mit einem erfreulich eigenständigen Sound.