Nach dem Review zum phänomenalen neuen Insomnium-Album „Anno 1696“, das auch ein paar Wochen nach Release keinerlei Abnutzungserscheinungen aufweist und immer noch in der heimischen Anlage rauf und runter läuft, sei an dieser Stelle ein wenig expliziter auf die drei Bonus-Songs der „Songs Of The Dusk“-EP eingegangen, zumal diese ausschließlich in der Artbook-Version der Scheibe enthalten und nicht einmal in der Vinyl-Version oder auf Spotify zu finden sind.
Inhaltlich besteht bei den Stücken natürlich ein Zusammenhang zu der Story des Hauptalbums, das ja wiederum auf einer Kurzgeschichte von Sänger/Bassist Niilo Sevänen basiert. Sevänen spricht in einem Label-Interview von einer Art „Director’s Cut“, Gitarrist Markus Vanhala von „Sequels“, die die Handlung ergänzen und davon, dass die Songs zu gut seien, um sie einfach im Archiv verrotten zu lassen. Ein Doppelalbum wäre allerdings zu lang geworden, sodass man sich für diese Veröffentlichungsstrategie entschied.
In der Tat sind auch die drei Tracks der EP bärenstark (daher ja auch das Extra-Review) und reichern das Ganze noch an, fließen sozusagen in die Gesamtbewertung der zehn Punkte mit ein. Wer so begeistert war wie der Verfasser dieser Zeilen, wird die 50 Minuten des regulären Albums sowieso als zu kurz angesehen haben und sich somit kaum über das zusätzliche Material beschweren.
Das erste Stück „Flowers Of The Night“ verdeutlicht einmal mehr, dass Markus Vanhala (der das Gros der Musik des regulären Albums schrieb) ein immer besserer Songwriter geworden ist. Eine luftige, folkig angehauchte Nummer, beschwingter als das zumeist düstere restliche Material, leicht balladesk, die aber trotzdem mit Doublebasspassagen versehen gut an Fahrt aufnimmt; raffiniert ist jedoch vor allem, wie die schnörkelige Hauptmelodie durch die Tonarten moduliert wird – das ist einfach richtig gewitztes Kompositionshandwerk à la bonne heure.
Auch beim letzten, Quasi-Titeltrack „Song Of The Dusk“, dem mit knapp zehn Minuten insgesamt längsten aller elf Stücke, hatte Vanhala seine Hand im Spiel. Eher getragen, erhaben und beinahe feierlich, bildet das Epos einen würdigen Abschluss und wird zudem von einem wunderschönen ruhigen Part mit herrlichem Cleangesang gekrönt. Das mittlere „Stained In Red“ hingegen stammt aus der Feder von Ville Friman, der zuletzt anscheinend viel Opeth gehört hat. Viele Passagen lassen vor allem an den 1999er Output „Still Life“ der Schweden denken, insbesondere die Akustiksequenz gegen Ende erinnert frappant an Åkerfeldt und Co., gleichzeitig sind aber alle typischen Insomnium-Charakteristika vorhanden. Qualitativ steht die Nummer den anderen beiden jedenfalls in nichts nach.
Zusammen kommen „Anno 1696“ und „Songs Of The Dusk“ auf rund 72 Minuten, von denen nicht eine einzige zu lang ist. Ganz im Gegensatz zu manchem filmischen „Director’s Cut“, bei denen es ja doch so einige gibt, wo man sich fragt, ob das zusätzliche Material tatsächlich den entsprechenden Film bereichert.
Insomnium: Songs Of The Dusk (EP)
keine WertungGenre: Melodic Death Metal
Spielzeit: 21:59
Release: 24.02.2023
Label: Century Media
Tracklist
1. Flowers Of The Night
2. Stained In Red
3. Song Of The Dusk
2. Stained In Red
3. Song Of The Dusk