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Helloween: Straight Out Of Hell

Kann nicht gegen den Vorgänger anstinken
Wertung: 7.5/10
Genre: Power/Speed Metal
Spielzeit: 60:16/71:07
Release: 18.01.2013
Label: Dragnet Records (Sony)

Das letzte Helloween-Album „7 Sinners“ war – da sind sich fast alle einig – eine überraschend starke Platte, die wohl qualitativ ausgeglichenste seit „The Dark Ride“ aus dem Jahre 2000. Dass die Hamburger Power-/Speed-Metal-Institution mit ihrem dreizehnten Studioalbum ein solch erfrischendes Werk vorlegen würde, damit konnte man nach insgesamt guten, aber nicht gerade überragenden Alben in den Jahren zuvor nicht unbedingt rechnen – allerdings hat „7 Sinners“ die Messlatte wie die Erwartungshaltung an den Nachfolger damit natürlich ziemlich hoch gelegt.

Um es gleich vorwegzunehmen: Nein, „Straight Out Of Hell“ schafft es nicht, gegen seinen Vorgänger anzustinken oder diesen gar abzuhängen, was besonders an Schwächen im Songwriting in der zweiten Hälfte der Scheibe liegt. Das zweiminütige Freddie-Mercury-Tribut „Wanna Be God“ ist an Belanglosigkeit kaum zu überbieten und so überflüssig wie ein Kropf, noch Schlimmeres hat die Band jedoch mit „Asshole“ verbrochen – diesen Totalausfall darf man wohl getrost als einen der schlechtesten Helloween-Songs in der Geschichte der Gruppe bezeichnen, Augenzwinkern hin oder her. Auch die Schmusenummer „Hold Me In Your Arms“ ist arg kitschig geraten und nicht nur vom Titel und vom Text her ganz schön ausgelutscht. Andererseits ist diese Ballade schon wieder so schmalzig, klischeehaft und over the top, dass angenommen werden darf, dass die Kürbisköpfe, die schließlich auch überall für ihren Humor bekannt sind, das alles nicht zu ernst nehmen. Unstrittig sehr hübsch ist vor allem der instrumentale Mittelteil, wo Akustikgitarren und Piano im Vordergrund stehen.

Bevor hier Missverständnisse aufkommen sollten: Mit „Straight Out Of Hell“ ist dem Quintett alles in allem trotzdem wieder ein grundsolides Album gelungen, das eben nur leider mehr Schwächen offenbart als der vorige Output. Allerdings erwischt die Platte einen wahrlich bockstarken Start. Mit dem siebenminütigen „Nabataea“ hat man die längste Nummer gleich an den Anfang gestellt, die sehr facettenreich und progressiv daherkommt, da sie aber ordentlich Feuer im Arsch hat und mit den speedigen, catchy Gitarrenriffs gut reinläuft, funktioniert sie als Opener dennoch problemlos. Viele Wendungen, viele Stimmungen – ohne Übertreibung großartig.

Auch beim folgenden „World Of War“ aus der Feder von Sascha Gerstner handelt es sich um eine tolle Komposition, die zwischen einem Helloween-typischen, melodischen Refrain und einer wesentlich düstereren, beinahe thrashig angehauchten Strophe wechselt – ebenfalls sehr mitreißend. „Live Now!“ hat dann irgendwie ein bisschen was von der Bon Jovi-Hymne „It’s My Life“ und scheint zunächst etwas Standard-mäßig auf Mainstream getrimmt, doch alsbald entpuppt sich das Stück als clever arrangierter Track, der so oder so zum Mitgrölen animiert. Mit „Far From The Stars“ und dem Titelsong liegen außerdem zwei Großkopf’sche Nummern zwischen Up- und Midtempo vor, wie sie auf jedem Kürbiskopf-Album zu finden sind: Nett, solide, aber eben auch schon hundertmal gehört und damit nur bedingt relevant – ein Ähnliches gilt für das von Michael Weikath verfasste „Years“. Solche Stücke schreibt Weiki auf jedem Album immer wieder und sie werden dadurch nicht spannender. Immerhin der Titelsong wächst mit der Zeit und macht trotz allem Spaß.

„Waiting For The Thunder“ hingegen erweist sich sofort als absoluter Hit, bei dem man schon am prägnanten Pianointro hört, dass er nur von Andi Deris geschrieben worden sein kann. Erinnerungen an „If I Could Fly“ kommen auf jeden Fall auf – wenn das nicht auf der nächsten Tour zum Livestandard avanciert, dann weiß ich auch nicht. Auch das epische Finale „Church Breaks Down“ (mit coolem Kirchenorgel-Intro) und das düstere „Make Fire Catch The Fly“ müssen eigentlich zum künftigen Pflicht-Liveprogramm der Hanseaten gehören –letztgenanntes Stück peitscht unheimlich geil vorne und hier bringt Deris wohl die beste Gesangsleistung auf dem Album, hat er doch jede Mange hohe Noten zu bewältigen. Ganz anders präsentiert er sich bei „Burning Sun“, wo er schon fast mit Udo-Dirkschneider-mäßiger Reibeisenstimme agiert, was dem Song irgendwie ganz gut zu Gesicht steht; im Gedenken an Jon Lord (R.I.P.) gibt es in der limitierten Auflage eine alternative Version des Stücks mit Hammondorgel. Vielleicht wäre es sogar eine bessere Idee gewesen, diese Variante in den regulären Teil des Albums einzubauen – als zusätzlicher Farbtupfer hätte sich das bestimmt gut gemacht. Beim Bonustrack „Another Shot Of Life“ (wiederum von Markus Großkopf geschrieben) hat sich der Bassist dann doch ein wenig bei Firewinds „Cold As Ice“ bedient.

Abgesehen davon ist „Straight Out Of Hell“ ein brauchbares Album geworden, das mit einigen neuen Ideen glänzen kann, aber alle typischen Helloween-Trademarks aufweist, derentwegen die Truppe schon seit Jahren so erfolgreich im Rock’n’Roll-Zirkus mitmischt. Ein paar Schwächen sind eben leider dabei (auch produktionstechnisch: das Ganze klingt etwas dumpf), weswegen man die Platte sicherlich in späteren Jahren in der Rückschau nicht gerade als herausragend in der Diskographie bezeichnen wird, aber wirklich enttäuscht wird wohl auch diesmal kein Fan sein.

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