Wer sich ein bisschen im Post-Punk und Goth-geschminkten Rock auskennt, der wird seinerzeit an der großartigen „Climax“-Scheibe von Beastmilk nicht vorbeigekommen sein. Die Finnen schafften nur dieses eine Album zusammen, lösten sich auf, formierten sich als Grave Pleasures neu und gehen seitdem musikalisch in eine ähnliche, wenn auch etwas weniger wütende Richtung. Seit Ende April steht mit „Plaqueboys“ bereits das dritte Full-Length-Album in den Regalen, erhältlich u.a. in schickem lila Vinyl, und bestückt mit zehn neuen Tracks, die sich im inzwischen bekannten Spannungsfeld zwischen Weltschmerz, Post-Punk und Goth-Rock einpendeln.
Heiß geliebt ist mittlerweile die Fähigkeit der Finnen, todtraurige Lieder tanzbar zu machen – bestes Beispiel auf der neuen Scheibe ist sicherlich das dramatisch betitelte „When The Shooting‘s Done“, das mit einer unfassbar eingängigen Melodie daherkommt und sicherlich in so manchem Etablissement für eine volle Tanzfläche sorgen wird. Tothören kann man sich an dem Track jedenfalls nicht.
Auch der Opener „Disintegration Girl“ mit seinen wabernden Synths und perlenden Samples hat schon einen Platz auf dem Anspieltipp-Treppchen verdient, ein bisschen schwelgt man da in Erinnerungen an Beastmilk, ohne jedoch allzu nostalgisch zu werden – Grave Pleasures haben sich ihren Platz als eigenständiges Projekt und würdige Nachfolgeband schon lange verdient und das trotz eines bislang recht dünnen Backkatalogs. Immerhin: Das letzte Studioalbum „Motherblood“ ist auch schon sechs Jahre alt! Dass die Truppe immer noch düster-schöne Elegien fabrizieren kann, merkt man auf „Plagueboys“ dann recht schnell.
„Society Of Spectres“ atmet ein bisschen Neunziger-Dance-Feeling, kommt entsprechend flott und druckvoll durch die Boxen, wobei Sänger Mat „Kvohst“ McNerney durch seine hohen Parts immer wieder stark an The Cures Robert Smith denken lässt – überhaupt verbeugen sich die Finnen natürlich am laufenden Band vor den mächtigen The Cure oder Joy Division, ohne dass man sich bemüßigt fühlen würde, einen Abklatsch auch nur zu vermuten. Leicht kitschige Titel wie „Tears On The Camera Lens“ mögen erst mal täuschen, auf die Tränendrüse drücken Grave Pleasures aber tatsächlich nur sehr selten (auch hier übrigens nicht, stattdessen drängt der Song mit unruhigen Samples à la – ja, The Cure voran). Im Gegenteil: Ein Song wie der Titeltrack verströmt eine genretypische Melancholie, die vielleicht auch zusätzlich der Herkunft der Band geschuldet ist, beeindruckt aber gleichzeitig mit seinem Ohrwurmfaktor, ohne dass man hier einen Popsong vor sich hätte.
Hach, schön. Grave Pleasures wirken, als wären sie nie weg gewesen und machen genau da weiter, wo die letzte Studioveröffentlichung aufgehört hat. Es wird Zeit, die Vinylabteilung aufzustocken, liebe Post-PunkerInnen – die Finnen können einfach nicht enttäuschen.