Godslave melden sich zurück. Die Thrasher aus dem Saarland haben nach „Bound By Chains“ und „Into The Black“ ihr drittes Album parat und der Titel ist genauso weitläufig und nichtssagend wie beim Vorgängeralbum. Einen alten Bekannten gibt es aber schon auf dem Cover wiederzusehen. Maskottchen Horst ist wieder der Hauptdarsteller und nachdem er schon in Ketten gelegt war und von einer schwarzen Masse aufgesaugt wurde, trägt der arme Kerl nun auch noch sein eigenes Herz in den Händen. Horst ist eine arme Sau und eine solche Behandlung verstößt bestimmt gegen die Genfer Konvention.
Zur Musik: „In Hell“ bietet 100% Thrash Metal (wehe, da ist jetzt jemand überrascht!). Genau genommen gibt es 46 Minuten auf die Fresse: Mal eher hektisch und gehetzt, mal eher gediegener und genüsslich, aber immer mit voller Wucht auf die Zwölf.
Zu ersterer Fraktion zählt sicherlich der Titeltrack, der neben einem reißerischen Refrain auch mit einem richtig geilen Gitarrensolo überzeugen kann. Auch „I.N.R.Inc“ ist einer dieser gnadenlosen Brecher, der live für kaputte Nackenwirbelbandscheiben sorgen wird - der beste Freund eines Orthopäden sozusagen. Auch diese Nummer wurde mit einem wahnsinnigen Gitarrensolo aufgehübscht und verziert. Auffälliger ist aber die Tatsache, dass der Song auch ganz leise Töne zu bieten hat, allerdings nicht viele. Nach einem kurzen Ausflug in die akustische Rockballadenecke gibt es gleich wieder auf die gerade neu verbundene Nase.
Der Opener „Here Comes The Crew“ kann eher der Kategorie langsam und genüsslich zugeordnet werden. Zumindest meint man das am Anfang. Nach ungefähr 50 Sekunden ändert das Stück nämlich das Tempo und es geht flott weiter, bis ein weiterer Break den Refrain ankündigt. Trotz vieler zügiger Passagen gehört die Nummer nun doch zu den nicht so rasend wütenden auf der Scheibe. Die vielen Tempowechsel nehmen dem Stück allerdings immer wieder den Wind aus den Segeln und der Hörer muss sich erst wieder neu einstellen. Die Nummer ist nicht schlecht, aber als Opener vielleicht etwas ungünstig gewählt. „New Blood“ wäre da besser platziert. Der Song ist extrem rotzig und kommt mit einer richtig fiesen Asi-Mitgröhl-Attitüde daher: dreckig, wild und ungezähmt, wunderbar.
Eine Schwäche hat die Platte allerdings, wenn auch keine starke. Der Sound ist schön old school und giftig. Die Gitarren sägen und vor allem der Gesang ist deutlich besser als bei „Into The Black“. Allerdings wirkt die Summe ein bisschen farblos. Zumindest auf der (billigen) Heimstereo. Den besten Klang bringen die Studiokopfhörer, weil man da am besten in den Genuss der ganzen sonst nicht so gut hörbaren Stereospielereien kommt. Auf der PA fetzt die Platte auch gewaltig. Da haben die Subwoofer mal wieder richtig was zu tun. Warum ausgerechnet die Heimstereo, die ja normalerweise alles verbassboostet, in den unteren Frequenzen schwächelt, bleibt ein Rätsel. Wer die Möglichkeit hat, der sollte sich den Silberling möglichst in Livelautstärke um die Ohren hauen. Dann fühlt man sich auch fast wie bei einem Gig der sympathischen Thrasher.
Für wen ist nun die Platte? Na klar, jeder, der bei Namen wie Kreator, Sodom, Suicidal Angels, Testament und Konsorten ein feuchtes Höschen bekommt, der kann sich eigentlich nicht rausreden, wenn er bei „In Hell“ nicht zumindest einmal angehört hat.
Godslave machen es sich langsam wirklich schwer, wenn sie ihre eigenen Platten noch toppen wollen.