Was auch immer Flotsam And Jetsam in der letzten Zeit anpacken, scheint sich erfolgreich durchzusetzen. In schöner Regelmäßigkeit veröffentlicht man im Zwei-Jahres-Rhythmus ein neues Album, hat mit dem mittlerweile zwölften und jetzt auch noch selbst betitelten Studioalbum „Flotsam And Jetsam“ einmal mehr Blut geleckt und haut mal kurzerhand ein Album raus, welches man den Herren so frisch irgendwie schon gar nicht mehr zugetraut hatte. Die Tour im Herbst kann kommen, da müssen sich Destruction & Co. aber warm anziehen, um nicht meilenweit von den Thrashern aus Arizona abgehängt zu werden.
Und was für ein mehr als feiner Opener groovt sich da mit „Seventh Seal“ gleich mal vollends in die Gehörgänge? Da hat man gleich noch eine gehörige Portion mehr Böcke auf die Scheibe, solch einen gelungen Opener hat es wohl nicht mehr seit Death Angels Comeback „The Art Of Dying“ gegeben, ein riffiges Feuerwerk mit fräsenden Melodien und vor allem einem Eric A.K., dem man die Lenze zu keiner Zeit anhört und der noch immer zur Créme de la Créme der Härtnerszene gehört. Flotsam And Jetsam machen Ernst, vom Fleck weg, auch die zweite Nummer „Life Is A Mess“ mit seiner prägenden Bassarbeit und dem sehr variablen Gesang gehört in den Top-Best-Of-Mitschnitt für die nächste Autofahrt, eine zackige Nummer, die von schleppenden Midtempoparts durchsetzt an Tiefgang gewinnt, unvermittelt zum Solo speedig ausbricht und als Ganzes wie aus einem Guss tönt. Und wenn das schon nicht mehr reicht, so darf man mit „Taser“ vollends unwichtig im Staube knien, denn die Arizona-Herren legen noch einen Tacken mehr zu und das Riffmonster wird zwischendurch zur Prügelei, findet aber in die melodische Spur zurück.
Wow, das waren die ersten drei Songs, was für ein fieser Schlag in der Fresse, was für eine Einleitung, doch leider wird das Niveau nicht konstant auf diesem Level gehalten. „Monkey Wrench“ entpuppt sich am Ende dann doch nur als nette Nummer mit reichlich Melodie und kann ein „ordentlich solide“ nicht abstreifen und auch „The Incantation“ ist besserer Durchschnitt mit Hang zum Ruhepunkt, wie das große Luftholen vor dem Sturm. Gut, den Anfang haben schon anno Tuck Suicidal Tendencies so vorgegeben, die Stimmung aber passt dennoch, auch wenn der Track am Ende okay, aber nicht wirklich essentiell dahertönt.
Da warten aber dann noch ganz andere hochklassige Kaliber: „ Iron Maiden“ ist schlichtweg ein Melodiehighlight mit unglaublich intensiver Gesangsleistung, die wahre Hymne zum Mitschmettern, ohne sich auch nur auf irgendeiner Ebene anzubiedern, am Schluss dann das noch fast sieben Minuten lange Schwergewicht „Forbidden Territories“ mit einer wiederholt spannungsgeladenen Einleitung und allen klassischen Flotsam-Trademarks, oder aber das auf kreative Fahrt setzende, mit bewährten Headbangereigenschaften und melodisch straightem Riffing punktende „Time To Go“, wobei einmal mehr Mr. Eric für die wirklichen Oha-Momente sorgt.
Wenn man also denkt, die alten Säcke von Flotsam & Jetsam könne man getrost abschreiben, da bekommt man dann aber mal so richtig die Watsch'n...kein schimmeliger Proberaumnotenblattrest, keine irgendwo angespülte Ideenverwertung, die im Sande verlaufen würde, sondern ein vor Spiellaune strotzendes Gesamtwerk, welches thrashig und melodisch zugleich bereit ist, 2016 aufzumischen. Hammer, ehrlich, macht einfach nur Spaß, diese „Flotsam And Jetsam“-Scheiblette.