Fall Of Carthage sind mal wieder angepisst. Dabei hätten die Fans viel mehr Grund dazu: 2018 wurde die letzte Scheibe „Emma Green“ veröffentlicht, seitdem war es recht still um die Truppe rund um Saitenhexer Arkadius Antonik (Suidakra) und Sänger Sascha Aßbach, der mal wieder ordentlich und punktgenau seinen Frust herauskotzt. 34 Minuten lang wütet der Mann in bester Groove-Metal-Manier auch auf der aktuellen und bereits vierten Scheibe „Drawn Into Madness“, ergänzt wurde das Duo noch um Drummer Ken Jentzen, der übrigens ebenfalls bei Suidakra seine Brötchen verdient.
Bisher haben sich die Troisdorfer mit ihrem kompromisslosen Sound und den beiden letzten Scheiben „The Longed-For Reckoning“ und „Emma Green“ immer im oberen Bewertungsdrittel angesiedelt. Schwer einzuordnen, zum Teil ein bisschen zu bemüht, die Schubladen zu zerschlagen, aber immer mit ordentlich Feuer unterm Arsch – mal hören, was auf der aktuellen Scheibe so los ist.
Geballer allerorten wird geboten, angefangen beim recht merkwürdig betitelten „Sesame Seeds“, das wie schon auf der letzten Scheibe 90er-Hardcore-Atem verströmt und sich im Wechsel zähflüssig und in Überschallgeschwindigkeit durch die Boxen prügelt; überraschend melodisch geht es mit „True Oblivion“ weiter, bei dem zumindest im Intro kurz mit Melo-Death geliebäugelt wird, bevor der Sprechgesang einsetzt; nebenbei muss man anmerken, dass der Mensch, der Sascha Aßbach empfohlen hat, sich dem Sängerposten zuzuwenden, einen Orden verdient hat. Shouts, Screams, Rap – nichts ist vor ihm sicher, der Mann gibt sich keine Blöße. Dabei klingt er auch noch dauerhaft wunderbar zornig, anlegen will man sich mit dem sicherlich nicht und schon gar nicht auf der Bühne.
„Bloodwater“ markiert einen weiteren bärenstarken Track, der mit einer deutlichen Mischung aus Hardcore und (Melo-)Death Metal Punkte sammeln kann: Unheilvolle Gitarren, tightes Drumming, fiese Shouts und dann ein Refrain, in dem deutlich aufs Gaspedal getreten wird, ohne den Groove zu vernachlässigen – die Spielfreude retten Fall Of Carthage auf jeden Fall immer tapfer von Album zu Album.
Bands wie Body Count, Agnostic Front und Konsorten schießen dem Hörer sicherlich immer wieder ins Hirn, wenn man sich die neue Scheibe „Drawn Into Madness“ zu Gemüte führt, dabei mischen Fall Of Carthage aber weiterhin in schöner Regelmäßigkeit (und mit einigem Erfolg) vor allem Death- und Thrash-Elemente unter. „Groove Metal“ ist da nur die Bezeichnung, die am wenigsten Kopfzerbrechen bereitet. Trotzdem: In den obersten Punktebereich mag es auch die aktuelle Scheibe irgendwie nicht schaffen, dabei gibt es eigentlich kaum was zu meckern. Nur mit der Zeit wird der Sound ein wenig stumpf, es gibt eigentlich keinen Song, der auch später noch im Hinterkopf bleibt – außer in diesem Fall vielleicht „Sesame Seeds“ und der auch hauptsächlich wegen des schrägen Textes. Dennoch bleiben Fall Of Carthage eine sichere Nummer, wenn man sich ordentlichen Groove Metal gönnen will.