„Warum ist eigentlich von uns kein Review auf The-Pit.de?“ will eines Tages Erzfeint-Jan wissen. „Vielleicht weil ihr euch nicht gemeldet habt“, so die wohl logische Antwort – schnell ist die CD über den Tisch geschoben, nicht ganz so schnell das Review über „Kein Ende im Licht“ verfasst. Vor diesem Debüt setzten Erzfeint nur auf Demos und so ganz nebenbei sich auch gerne zwischen die thrashenden Stühle, denn auch heute noch ist es sehr gewagt, deutsche und englische Texte zu vermischen. Gerade bei deutschen Texten schalten irgendwie gleich 90 Prozent der Metallerschaft ab, auch wenn sich heutzutage Rockmusik im weitesten Sinne mit entsprechenden Inhalten schon längst etabliert hat.
Im Thrash-Bereich ist es dann nicht ganz so einfach, wie z.B. Eure Erben ebenfalls erleben mussten und müssen, schreit doch alles nach Darkness, aber der deutsche Ableger wird weitestgehend ignoriert. So, jetzt hier aber nicht weiter abschweifen, die Rede soll hier nämlich vom schon im November 2011 veröffentlichten Debüt von eben jenen Erzfeint sein.
Die Dortmunder fühlen sich fast durchweg im Midtempo wohl – mit einigen kontrolliert wütenden Ausbrüchen, wie schon in „Erzfeind“ vorgegeben, sorgen aber auch regelmäßig mit sanften Tempoverschärfungen dafür, dass keine Langeweile aufkommt. Hier sticht dann „Chainsaw“ ein wenig hervor, grummeln sie doch wie erwähnt eher midtempolastig durch die ersten zwei Drittel, legen im letzten Drittel aber gewaltig los und können vor allem mit dem sehr spacigen Gastsolo von Andy Brings (ex-Sodom, ex-Powergod, ex-The Traceelords) punkten. Frontmann und Gitarrist André (und natürlich nicht Jan; Anm. d. Red.) erinnert dabei regelmäßig auch an Adrian Hahn von der Frankfurter Kapelle Capricorn ((man nehme allein schon das Debüt „Capricorn“ von 1993; Adrian war übrigens auch für die Vocals bei Grinder zuständig).
Wie geschickt sie mit der deutschen Sprache spielen können, zeigen sie immer wieder gerne auf. Zwar hört sich der Regen bei „Sturm“ eher nach dem Rauschen einer Dusche als nach einem stürmlichen Unwetter an, aber Erzfeint zeigen hier mit diesem kurzen akustischen Ausflug ihre ruhigere Seite, bevor sie wieder im Midtempo vorwärts stampfen und dabei einen Text aus dem Hut zaubern, der durchweg Tiefgang besitzt. „Sodomie“ dagegen ist der aggressivste Track auf „Kein Ende im Licht“ und thematisiert schmunzelnd auf textlicher Ebene kurzerhand eine eher ungewöhnliche Sexualpraktik – live gehört der Track immer wieder zu den Abräumern des Abends. „Das Licht“ vereinigt dann nochmals alle Erzfeint-Trademarks, nervt aber mit seinem völlig verrauschten Schluss.
Nicht schlecht, was uns die Dortmunder mit ihrem Debüt vorlegen, wobei sicherlich die eine oder andere Abwechslung mehr sehr gut getan hätte. So bleiben sie manchmal einfach zu sehr im Midtempo verhaftet, können dafür aber mit Melodie aufwarten und begegnen der Langeweile mit wohldosierten Tempoverschärfungen. Auch wenn sie sich textlich durch die teilweise Verwendung deutscher Sprache zwischen alle Logopäden-Stühle setzen, so kann man unterm Strich gerne siebeneinhalb Punkte für ein ordentliches Debüt aus dem Kreuz leiern.