Doro-Compilations und Best Of-Sammlungen gibt es ja nun wirklich genügend. Muss es nun wirklich noch so eine Scheibe geben? So einfach ist diese Frage im vorliegenden Fall nicht zu beantworten.
Prinzipiell ist auf der Doppel-CD kein Lied, das nicht schon irgendwann in irgendeiner Form veröffentlicht worden wäre. Trotzdem ist die Compilation keine stumpfe und rein profitorientierte Zusammenstellung der reichlich gesäten Doro-Klassiker. Klar, billiger als mit einer Best-Of Compilation kann man kein Geld verdienen, aber hier wurde sich wenigstens noch die Arbeit gemacht, um größtenteils besondere Versionen der beinhalteten Songs zu veröffentlichen. Daneben wurden der Doppel-CD noch drei Videos und ein reichliches Booklet mit Anmerkungen und Fotos der Rock Queen selber beigefügt. Über beides kann hier aber nichts näheres berichtet werden, da weder die Videos noch das Booklet der Redaktion vorliegen.
Die Songauswahl ist mit 32 Liedern und vielerlei unterschiedlicher, teils unveröffentlichter Versionen sehr üppig. Darunter sind viele Songs, die Doro live mit Orchester gespielt hat, aber auch Neuaufnahmen und akustische Versionen.
Die ausgewählten Songs wurden aus allen Schaffensphasen der Künstlerin entnommen. Von den Anfängen mit Warlock bis zur aktuellen Platte wurde nichts ausgelassen und in 25 Jahren – so lange macht der Blondschopf schon Musik (was man kaum glauben kann, wenn man Doro sieht) – haben sich jede Menge fetziger, aber auch nachdenklicher und melancholischer Nummern angesammelt. Viele davon finden sich nun auf dieser Zusammenstellung wieder.
Besonders erwähnenswert sind viele der Aufnahmen, die zusammen mit dem Classic Night Orchestra entstanden sind. „I Rule The Ruins“, „Metal Tango“ oder auch „Tausend Mal Gelebt“ bekommen so gleich einen ganz neuen Anstrich. Überhaupt erstrahlen fast alle Lieder auf dem Doppelalbum in einem ganz anderen Licht. Das ist bei manchen Songs auffälliger (die Orchester-Stücke) und bei anderen weniger. Insgesamt entsteht so eine Mischung, die für Fans durchaus interessant sein kann.
Der Sound kann als gelungen bezeichnet werden: Alle Lieder klingen frisch und mindestens neu gemastert, Lückenfüller im eigentlichen Sinn sind auf dem Rundling auch keine enthalten. Das wäre auch völlig unnötig, denn Doro hat ja mehr als genug Hits zu verbuchen.
Ob man die Scheibe nun haben muss oder nicht, das muss jeder für sich selbst entscheiden. Wer noch keine Compilation der Sängerin im Schrank stehen hat, der hat hier die Möglichkeit, ein besonderes Werk zu erstehen. Wer „Classic Diamonds“ oder ähnliches bereits besitzt, der wird hier wesentlich weniger wirkliche Begeisterung verspüren können. Vor allem Hörer, die von Doro nichts im Plattenschrank haben, dürften hier einen guten und umfangreichen Einstieg in das Liedgut der Rockröhre erhalten.