Cyphonism aus dem niedersächsischen Wolfsburg haben sich bereits 2011 zusammengeschlossen, seitdem aber nur einen sehr übersichtlichen Backkatalog auf die Beine stellen können: Neben der selbstbetitelten Debüt-EP 2014 und dem zwei Jahre später erschienen Full-Length-Debüt „Obsidian Nothingness“ schlägt seit letztem Jahr mit „Cosmic Voidance“ die zweite Studiolangrille zu Buche. Klasse statt Masse, könnte man meinen, und ein bisschen gespannt ist man dann schon auch auf den „extremen, technischen Death Metal“, der sich thematisch vor allem mit Science-Fiction und Horror beschäftigen soll.
Jetzt mag man die ersten paar Rotationen von „Cosmic Voidance“ ein bisschen gleichförmig finden, erst mal finden sich auch wenige Highlights, geschweige denn Anspieltipps – was schade ist, denn die ganze Truppe macht einen durchweg guten Job. Und: Die Band gönnt dem Hörer keine Pause. Da wird 35 Minuten lang geballert was das Zeug hält, die Saiten fetzen, die Felle fliegen, Stimmbänder werden zerrieben – mit Patrick Moers haben Cyphonism nämlich einen durchaus fähigen Sänger an vorderster Front stehen.
So kommt es dann auch, dass sich nach dem fünften oder sechsten Durchlauf Songs herauskristallisieren wie „Entrailed In Darkness“ mit seinem flirrigen Gitarrenintro und den ultrafiesen Vocals, bei dem man sich dann wundert, dass einem dieser deftige Groove nicht schon vorher aufgefallen ist. Vielleicht hat das Quartett einem jetzt aber auch einfach nur die Synapsen ausreichend durchgespült.
Für schwache Nerven ist die Scheibe nämlich nichts, das sollte einem aber beim Prädikat „Technical Death Metal“ schon auch klar sein. Hier wird nicht so steril gearbeitet wie bei anderen Kollegen des Genres, dafür gibt‘s permanent voll auf die Zwölf. Kaum ein Song kratzt überhaupt an der Vier-Minuten-Grenze, sodass die Scheibe schon vorbei ist, bevor man sich den Staub aus den Augen gewaschen hat. Also, nächster Durchlauf: Der Opener „Cult Of Black“ legt da eigentlich schon den Maßstab an für den Rest – rasant, aber durchaus mit düsteren Tempowechseln versorgt, angetrieben von tiefen Growls. Eigentlich ganz kuschlig.
Ein bisschen gleichförmig bleiben die zehn Songs dann doch, auch wenn gerade ein Intro wie zu „A Goddess Defaced“ natürlich noch mal beweist, dass die Wolfsburger sich nicht stumpf an ihrem Genre festklammern, sondern auch gerne mal nach links und rechts schielen und gerade mit unterschiedlichen Tempi gerne und clever experimentieren – ein Schippe Düsternis vertragen die meisten Tracks nämlich ganz gut, und die im erwähnten Track eingestreuten Vocals haben dann auch schon mal einen Grindcore-Charakter.
Herausgekommen ist unterm Strich ein im besten Sinne solides Death-Metal-Album, das zwar mehrere Durchläufe braucht, um zu zünden, sich aber nicht vor kleineren Experimenten zu fürchten scheint und auch mal abseits der sonst meist recht steifen Tech-Death-Muster agiert. Ein bisschen Geduld muss man schon auch aufwenden, wird dann aber mit ordentlichen Nackenbrechern belohnt.