Die ersten Jahre einer Band mögen manchmal die schwierigsten Jahre sein. Man ist ein Neuling, möchte in absehbarer Zeit ein Album auf den Markt bringen und hat vor allem ein Problem: Was ist meine Absicherung? Wie überzeuge ich die Leute von meiner Musik? Einige Bands setzten vielleicht alles auf eine Karte und springen ins kalte Wasser. Andere verlassen sich auf Leute, die an sie glauben.
Contracrash nutzten ihre Chance. 2005 organisierten sie in Eigenregie eine Konzertreihe und spendeten die Erlöse den Tsunamieopfern in Südostasien. 2007 wiederholte man dies im Namen der pakistanischen Erdbebenopfer. Ihre Arbeit und ihre Initiative machten sich bezahlt, denn nun kommt mit „Goddamn Planet“ ihr Debütalbum auf den Markt.
Die Jungs spielen Alternative Rock im weiteren Sinne. Sie bedienen sich einiger Elemente des Melodic Rock, mischen diese allerdings mit härteren Passagen. Tempomäßig bewegt man sich auf „Goddamn Planet“ im mittleren Bereich. Abgesehen von zwei Balladen, einer Halbballade und zwei Stücken, welche sich nicht ganz festlegen möchten, bekommt man acht Midtempo-Rocker zu Gehör.
Der Gesang ist zweiseitig gehalten: Harmonische Vocals im Refrain stehen härteren Klängen in den Strophen gegenüber, welche stellenweise etwas aggressiv werden, wie bei „Dead Fish Motherfucker“, oder auch einfach als Growls daherkommen.
Diese Zweigleisigkeit des Gesangs wird auch in der Musik übernommen und fortgeführt. So wechselt man häufig zwischen harten, rhythmischen Parts und melodischen Passagen. Besonders deutlich wird dies bei „Never Found“ und beim Titeltrack. Bei „Where The Wind Blows“ sind zwar Ansätze dieses Wechselspiels erkennbar, jedoch hängt das Stück etwas, sodass es sich kaum entfalten kann. „'Cause Of You“ und „The Way I Am“ unterstützen diese doppelte Zweiseitigkeit noch durch eine dritte Komponente. Hier variiert man das Tempo von ruhigen, getragenen Passagen bis in den Midtempo-Bereich hinein.
Jedoch sollte sich der Hörer zu Beginn auf ein paar schiefe Töne gefasst machen. Das noch nicht einmal eine Minute lange „4018“ stellt das Intro für den gesamten Longplayer dar. Anfangs hat man noch die Illusion, sehr stark verzerrte Keyboardklänge oder Ähnliches zu hören, jedoch verschwimmt der Sound recht bald und hinterlässt nur einige starke Dissonanzen und schiefe Klänge. Ebenfalls etwas schräg beginnt der Schlusssong „Gone“, wodurch auf diese Weise immerhin ein Kreis um das Album geschlossen wird.
„Where The Wind Blows“ hat ein paar Probleme mit dem Schlagzeug. Stellenweise wurde die Gitarre stark in den Hintergrund gestellt und in diesen Teilen klingen die Drums sehr roh und leicht scheppernd, was sich erst mit Einsetzten der Gitarre wieder normalisiert. „Dead Fish Motherfucker“ besitzt ebenfalls ein paar klangliche Schwächen. Hier hat man einfach das Gefühl, es würde etwas fehlen.
Im Gegensatz dazu können die drei (Halb-)Balladen eher überzeugen. „Open Our Eyes“ und „Trust“ starten ruhig mit Akustikgitarre und Gesang und steigern sich im Verlauf nur leicht. „Trust“ ist dabei allerdings qualitativ etwas besser, was vor allem am interessanteren Aufbau liegt, fehlt „Open Our Eyes“ doch etwas der Nachdruck. „Blinded Love“ kann noch als Halbballade durchgehen. Hier beginnt man ebenfalls mit akustischen Klängen, jedoch baut sich der Song stärker auf, um gegen Ende wieder ruhiger zu werden.
Fazit: Contracrash bieten mit „Goddamn Planet ein gutes Debüt, jedoch kein makelloses. Leider sind die Songstrukturen meist sehr ähnlich – Innovation fehlt. Das Album ist technisch wirklich gelungen, hat auch definitiv seine Höhepunkte, das steht außer Frage, jedoch kann es den Hörer weder völlig aus den Socken hauen, noch richtig mitreißen. Mal sehen, was die Zukunft für die Jungs bereithält.